1. Kapitel

1.2K 125 43
                                    

Mit geschlossenen Augen und noch immer im Halbschlaf zog Harry die nackte, kleinere Person neben ihm näher an sich heran. Sie drehte sich in seinen Armen um, bevor sie ihm einen Kuss auf die Wange drückte und ein 'Morgen, Babe" murmelte.

Das war der Moment, in dem sich Harrys Augen öffneten, sein Herz einen Sprung machte und ein erschrockenes Wimmern seine Lippen verließ. Neben ihm lag nicht Louis, genausowenig wie ihre gemeinsame Tochter. Neben ihm lag der Grund, warum Louis ihn so enttäuscht anschauen würde und er selber so verdammt viele Tränen vergießen würde.

"Fuck", war das erste, was er hinausbrachte als er in diese verhängnisvollen Rehaugen blickte. "Sag jetzt nicht, dass du daheim deine zickige Freundin auf dich warten hast", zischte das Mädchen neben ihm und ihm traten Tränen in die Augen.

"Nein, aber meinen Verlobten und unsere wunderschöne, gemeinsame Tochter."

Er fing an hemmungslos zu weinen, egal ob die nackte, hübsche Frau neben ihm mit den Augen rollte. Fluchend stand er auf, er musste jetzt nach Hause, er musste Louis erzählen, wie sehr er ihn liebte und wie verdammt er sich selbst gerade hasste.

Eilig suchte er seine Klamotten zusammen, versuchte das benutzte Kondom, das scheinbar unschuldig auf dem Boden lag, zu ignorieren und zog sich schnell Boxershorts, Jeans und T-Shirt über. Er hatte Kopfschmerzen und verspürte gerade die heftigen Nachwirkungen des Alkohols, doch es war ihm egal er musste hier weg.

"Sorry, ich muss... Ciao", managte er noch zu sagen, bevor er aus dem Zimmer stürmte.

Die Haustüre war einfach zu finden, er öffnete sie und rannte so schnell er konnte zu seinem Auto. Dort ließ er sich auf den Autositz fallen und warf einen Blick auf die kleine Uhr am Amaturenbrett, 12:14.

Mit Tränen in den Augen, zitternden Händen und dem erniedrigendem Geruch von Sex und Alkohol in der Nase fuhr er los. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so schrecklich gefühlt. Nicht als er früher in der Schule gehänselt wurde, weil er so abnormal schlecht in Sport war, nicht, als seine erste Freundin mit ihm Schluss gemacht hatte und nicht, als seine Mutter ihn damals angeschrien hatte, wie schlimm er doch sei, weil er schwul war.

Denn jetzt hatte er das Gefühl, als hätte er alles kaputt gemacht und als würde man ihm nun als Strafe das, was ihm am allerwichtigstem war, wegnehmen.

~

Louis hatte die ganze Nacht über kaum geschlafen, aber wer konnte es ihm verübeln? Er hatte Harry beinahe durchgehend angerufen, doch es schien, als würde dieser ihm nicht verzeihen. Also lag er diese Nacht alleine, ohne starken Armen um sich im Bett und war dabei in seinen eigenen Tränen beinahe untergegangen.

Jetzt saß er in der plötzlich so leeren Küche, hielt Josephine auf dem Schoß und fütterte sie. Immer wieder fiel sein Blick auf die Uhrzeit, die heute besonders schleichend zu vergehen schien.

Er hätte Harry nicht so anschreien dürfen, außerdem war seine Wortwahl unfair, erniedrigend und falsch gewesen.

Harry war der perfekte Papa, er war unglaublich liebevoll und behutsam, wenn es um Phine ging, und wirklich klug, sodass er seiner Tochter später viel beibringen konnte.

Louis dachte immer wieder daran, dass es jetzt vielleicht nicht mehr soweit kommen würde, und das trieb ihm erneut Tränen in die Augen.

Er brauchte Harry, er hatte ihn so lange schon gebraucht und er war sich ziemlich sicher, dass er ihn für immer brauchen würde. Wenn sein Verlobter nicht bei ihm war, dann fühlte er sich genau wie jetzt; leer, alleine, ungeliebt und einfach, als würde etwas wichtiges fehlen.

Never stopped loving youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt