3. Kapitel

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Seine Augen brannten, er sah kaum noch seine zittrigen Hände, die krampfhaft versuchten Josephine zu füttern. "Komm schon, Phine. Iss etwas. Nur bisschen", flüsterte Louis mit schwacher Stimme. Er bemühte sich nun schon seit einigen Minuten das Mädchen zu füttern, doch ohne Erfolg. Sie aß seit einigen Tagen viel zu wenig und Louis hatte seit beinahe zwei Tagen nichts mehr zu sich genommen.

Es war eine knappe Woche her, seit Harry ihn in jener Nacht durch jemand anderen ersetzt hatte. Sein ehemaliger Verlobte war seitdem 16 Mal hier aufgetaucht und hatte sich beinahe rund um die Uhr

darum bemüht, Louis über Festnetz oder Handy zu erreichen. Doch Louis konnte ihn nicht sehen, er konnte noch nicht einmal seine Stimme hören oder an seinem Kopfkissen riechen ohne in Tränen auszubrechen.

Josephine drehte nur ihren Lockenkopf weg und verweigerte den Brei erneut. Seufzend lässt Louis seine Hand sinken. "Mäuschen", begann Louis leise und hob seine Tochter aus dem Kindersitz zu sich auf den Schoß. "Mein kleines, hübsches Mäuschen."

Und dann brach er wieder in Tränen aus.

Nachdem der Tränenfluss gestoppt hatte, sich seine Gedanken nur noch im Kreis drehten und seine Tochter ihn aus großen, erwartungsvollen Augen ansah, beschloss er, dass etwas getan werden musste; irgendetwas. Und da Louis, im Gegenteil zu Harry, ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern pflegte, beschloss er seine Mum anzurufen.

Er erzählte schluchzend, davon wie Harry ihn betrogen hatte, von diesem schmerzhaften Hass in sich und, dass er Josephine trotzdem nicht alleine erziehen könne. Somia, Louis' Mutter, versprach daraufhin, in einer halben Stunde bei ihm zu sein.

Als Louis auflegte, spürte er sofort wieder diese Einsamkeit, die das Haus prägte seit Harry nicht mehr da war. Er versuchte sie zu ignorieren und machte sich stattdessen daran, dass Gästezimmer herzurichten, da seine Mutter über Nacht bleiben würde, und Josephine doch zum Essen zu bringen. Er hatte den Löffel endlich erfolgreich in Phines Mund versenkt, als es an der Tür klingelte. Erleichtert sprang er von seinem Stuhl auf, nahm Josephine kurzerhand auf den Arm und lief in den Eingangsbereich. Schwungvoll riss er die Tür auf und bereitete sich darauf vor, in die weit geöffneten Arme seiner Mutter zu fallen, als ihm ein Paar grüner, besorgter Augen, die ganz sicher nicht zu Somia gehörten, entgegen blickten.

"Phine", flüsterte der Lockenkopf mit sanfter Stimme. Er hatte sein Kind jetzt seit sieben Tagen nicht mehr gesehen und er konnte kaum in Worte fassen, wie sehr es ihn verletzte. Louis stolperte überfordert einige Schritte zurück in die Wohnung. "Geh nicht, Lou, bitte. Ich muss mit dir reden, Engel, ich muss dich sehen, bitte", wimmerte Harry leise und zog sanft an Louis' Handgelenk, um ihn bei sich zu behalten.

"Du drafst nicht mehr kommen, ich will es nicht. Bleib weg, Harry, Josephine und ich wollen dich nicht mehr", stammelte Louis und entzog sich dabei Harrys Berührung. Das Herz des Lockenschopfes zog sich daraufhin schmerzhaft zusammen. Er konnte schließlich nicht wissen, dass Louis ihn natürlich noch liebte und sich das wahrscheinlich auch nie ändern würde, er konnte nur das glauben, was Louis ihm sagte.

"Was soll ich machen?", schluchzte er kraftlos, "Ich liebe euch. Ich liebe dich so verdammt doll, ich vermisse dich und es tut weh, dich nicht mehr an meiner Seite zu haben. Und Phine ist meine Tochter, ich kann nicht mit dem Gedanken leben, sie vielleicht nie wiederzusehen. Bitte, Louis, ich tu alles für euch..." Er musste abbrechen, als seine Tränen ihm die Luft zum Sprechen abschnürten.

Josephine begann auf dem Arm ihres Daddys zu weinen, während sie ihre kleinen Hände in Harrys Richtung streckte. Louis drückte das Baby enger an sich, doch sie trat daraufhin nur um sich. "Bitte, Harry, bitte, geh einfach", flehte Louis verzweifelt. Er wusste, dass Harry genauso ein Recht auf Josephine hatte wie er selber, doch er brauchte Zeit, bevor er die Dinge aus rechtlicher Sicht betrachten konnte. "Ich brauche euch", wisperte Harry daraufhin nur und strich sich mit einer schnellen Handbewegung die Tränen aus den Augen. Gerade, als Louis wieder einige Schritte von dem Lockenschopf weggetreten war, hielt der alte, klapprige Opel Astra seiner Mutter in der Einfahrt des Hauses.

Somia stieg mit besorgtem Blick aus dem Auto und eilte in die Richtung der bisherigen Familie. "Mum", weinte Louis erleichtert, während sich die Arme seiner Mutter um ihn und Josephine schlangen. "Pscht, Schatz, es ist okay. Ich bin da, Lou. Geh schon einmal ins Haus, ich komme sofort, ja?!" Louis fühlte sich, als wäre er wieder 10 statt 26, als er nur nickte und mit seiner Tochter im Arm sein Zuhause betrat.

Somia schloss die Haustür hinter ihm, bevor sie sich Harry zuwandte. Sie war so unglaublich enttäuscht von ihm, sie hatte ihm immer vertraut und in ihm den perfekten Schwiegersohn gesehen. "Wie konntest du nur?", fragte sie leise, "Du hast ihn doch immer so geliebt." Louis' Mutter war wirklich niemand, der sich ständig in Angelegenheiten ihres Sohnes einmischte, doch diese Sache traf sie selber so sehr, dass sie nicht anders konnte. "Ich liebe ihn immer noch", flüsterte Harry, "Es war ein Fehler. Ich weiß das ändert nichts, aber ich habe keine Ahnung, was ich sonst sagen soll." Somia sah, wie verzweifelt Harry war und wie ehrlich seine Worte waren, und doch machte es nichts besser. Trotzdem gab sie sich einen Ruck und schlang Harry in eine mütterliche Umarmung. Sie wusste, dass er das jetzt brauchte.

"Es tut mir so leid, Mia, ich wollte ihn nicht verletzen. Er hat das nicht verdient, er ist so p-perfekt", schluchzte er leise in ihr Ohr. Louis' Mutter verstärkte daraufhin nur ihren Griff um den zitternden Mann. "Es ist besser, wenn du jetzt erstmal nicht mehr kommst", sagte sie leise, "Gib ihm etwas Zeit, er schafft es im Moment noch nicht dir in die Augen zu blicken. Du darfst Josephine natürlich sehen, aber vielleicht lässt du das noch eine Weile. Tu es einfach aus Liebe zu ihm. Irgendwann setzt ihr euch dann zusammen und klärt, wie es weitergehen soll, und vielleicht wird das ja nochmal etwas mit euch beiden, ich würde es mir wirklich wünschen. Aber es bringt nichts, jetzt ständig hier aufzutauchen, das macht euch beide nur psychisch fertig. Geh zu Freunden oder deiner Familie und lass das alles erst einmal sinken, ja?" Harry nickte mit schmerzerfüllten, traurigen Augen und in diesem Moment wurde ihm etwas bewusst: Er war nicht mehr mit Louis zusammen, sie waren getrennt, das Ganze war nicht nur eine Phase, nein, die Beziehung mit Louis war Geschichte. Es war aus und es gab nichts, was er hätte tun können. 

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