Szene 12 [We against you / Finale] - Tears of the Night

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Stille herrschte im Park. Ein kalter Wind zog durch die blätterlosen Bäume und der Nebel holte sich zurück was der Tag ihm genommen hatte. Man konnte Frösche quaken hören und Eulen machten sich bemerkbar. Der Mond begann aufzugehen aber er wurde von Wolken verdeckt. Die Schatten wurden länger und die übrigen Bewohner der Nacht begannen wach zu werden. Einige Besucher befanden sich bereits auf dem Rückweg in ihre Wohnungen um so der Kälte zu entkommen. Flint saß jedoch seelenruhig auf der Bank einer Brücke. Unter ihm floss ein kleiner Fluss hindurch welcher die Stille durch sein plätschern ein wenig vertrieb. Ein kalter Windzug schoss über die Brücke und zwang ihn den Schaal enger um seinen Hals zu wickeln. Er wusste nicht wie lange er hier schon saß, wahrscheinlich zu lange. Das Treffen war eigentlich für später verabredet worden, aber er konnte sich nicht mehr konzentrieren und hatte beschlossen einen Spaziergang durch den Park zu machen. Und hier saß er nun, vom Nebel verschluckt und in den Himmel blickend. Das Treffen war wichtig, sehr wichtig sogar denn ein Geheimnis welches er gut hütete drohte aufzufliegen. Und das konnte er nicht riskieren, denn es konnte den Tod bedeuten. Den Tod von einer Person die ihm sehr wichtig war und die er unter keinen Umständen verlieren wollte. Ein Schwarm Fledermäuse flog durch den Nebel über der Brücke hinweg. Er fragte sich ob das ein Zeichen sein könnte. Fledermäuse waren für ihn noch nie etwas gutes gewesen und er hatte einen guten Riecher für gefährliche Situationen. Ein Flügelschlag lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Nebel vor ihm. Ein Schatten näherte sich. Die Konturen waren verschwommen und wurden vom Nebel fast komplett verschluckt. Als er näher kam konnte man langsam ein Paar Flügel erkennen. Die Gestalt näherte sich langsam und ihr Flügelschlag begann den Nebel ein wenig zu vertreiben. Rote Haare flatterten durch die Luft.´ Anscheinend wollte sie auch früher hier sein´, dachte sich Flint. ´Ich kann es ihr nicht verübeln.´ Elegant schwebte sie auf das Geländer der Brücke zu und landete ohne einen Ton zu verursachen. Ein dicker Wintermantel begann leicht im Wind zu wehen. Grüne Augen fixierten Flint und schienen ihn förmlich zu durchbohren. „Freut mich das du kommen konntest Selina.“ „Es hörte sich wichtig an. Du bist ja sonst nicht so geheimnisvoll wenn was ist. Ist etwas passiert?“ Sie trat langsam auf ihn zu während er sich erhob. Flint rieb sich die Hände und berührte sie dann an der Wange. Sie legte den Kopf zur Seite und nahm die Wärme der Hand dankend auf. „Wie lang warst du unterwegs?“ „Zu lange. Novembernächte sind immer so kalt und feucht, es ist schrecklich in ihnen zu fliegen.“ „Du weist das du auch eines der Verkehrsmittel hättest nutzen können.“ Sie wedelte ein wenig mit ihren Flügel. „Warum habe ich die denn wenn ich nicht fliegen soll?“ „Vielleicht solltest du sie erst mal anlegen, wer weis wer sich hier noch rumtreibt. Oder willst du in die Zeitung?“ Sie begann zu schmunzeln. „Vielleicht?“ Die Flügel begannen kleiner zu werden und legten sich flach an ihren Rücken an. Im Schwarz des Mantels fielen sie nicht mehr auf. „Also, was ist so wichtig das du mich mitten in einer Novembernacht in den Park rufst?“ Sie ging ein paar Schritte auf ihn zu jedoch drehte er den Kopf weg als sie ihre Hand nach ihm austreckte. „Was ist los?“ Sie schaute ihn besorgt an. Er setzte sich wieder auf die Bank und bedeutete ihr sich ebenfalls hinzusetzen. „Es ist besser wenn du sitzt. Ich hab was wichtiges mit dir zu bereden.“ Ein wenig verwirrt setzte sie sich neben ihn. „Hey, was ist denn los? So kenn ich dich ja gar nicht. Ist etwas passiert?“ Er blickte auf und versuchte den Mond durch den dichten Nebel hindurch zu finden. „Noch ist nichts passiert, aber es wird etwas passieren.“ Er schaute sie bedrückt an. „Es geht um uns.“ Sie legte den Kopf schief und schaute ihn immer noch fragend an während sie überlegte was er meinte. „Was ist denn? Ist irgendwas passiert?“ „Nein das ist es nicht. Aber es wird etwas passieren. Und daran sind wir Schuld.“ Er schaute sie traurig an. Langsam schien sie zu begreifen was er meinte. „Ich denke es wäre besser wenn wir uns trennen Selina.“ Ihre Augen weiteten sich und sie wich etwas zurück. Ein kalter Wind fuhr über die Brücke und verwirbelte ihre Haare. „Was?“ flüsterte sie leise. Er streckte seine Hand nach ihr aus aber sie sprang auf. Tränen sammelten sich in ihrem Auge. „Ich kann das erklären. Bitte, hör mir wenigstens zu, du musst nicht mal was sagen.“ Sein Herz begann sich zusammen zu ziehen. Es war als hätte ein Pfeil sein Herz durchbohrt als er sie vor sich stehen sah, die Tränen die ihre Wangen hinunter liefen und die Augen ,die nur Hilflosigkeit ausstrahlten. Er wollte seine Hand nach ihr ausstrecken, sagen das alles wieder gut wird, das das alles nur ein Scherz war. Doch er konnte nicht, durfte nicht. Sie sah ihm an das es ihm nicht anders als ihr ging, wich aber dennoch weiter zurück. Sie fuhr sich durch die Haare und versuchte ihre Fassung wieder zu erlangen. „Also gut. Rede. Vielleicht werde ich dich dann nicht umbringen.“ ´Da habe ich mir ja was eingebrockt. Das Schlimme ist ich trau ihr das sogar zu.´ dachte sich Flint. „Du weist das ich dir niemals weh tun würde. Aber genau das muss ich tun damit ich dir nicht mehr weh tun kann. Das Problem ist nämlich das Gerüchte aufgekommen sind. Irgendwer muss uns gesehen haben. Du weist was das bedeutet?“ Sie drehte sich um und lehnte sich auf das Geländer. Sie wusste es. Es bedeutete das der Waffenstillstand zwischen Jägern und Vampiren in Gefahr war. „Wir wussten das es irgendwann soweit kommen würde Selina. Wir wussten das wir noch so gut aufpassen konnten, irgendwann würden wir einen Fehler machen.“ „Ist es sicher das wir aufgeflogen sind?“ „Denkst du ich wäre hier wenn das nicht so wäre? Ich habe selbst gehört wie ein paar Jäger gesagt haben das jemand zusammen mit einem Vampir gesehen wurde. Du weist wie paranoid die meisten sind. Die werden dem nachgehen.“ „Und deswegen meinst du das es besser ist das wir uns trennen?“ „Ja das meine ich. Ich will dich nicht gefährden und schon gar nicht verlieren. Das könnte ich nicht ertragen.“ Sie drehte sich rasch um und ihr Mantel schwang dabei herum. Sie streckte die Arme aus. „Und hast du auch an mich gedacht? Hast du daran gedacht das du gerade meine Welt zerbrichst? Ich will dich auch nicht verlieren aber ich kann dennoch nicht anders darüber denken. Du weist das mir der Krieg und all das andere egal ist. Ich will nur das wir zusammen sein können Flint. Kannst du mir offen und ehrlich sagen das du weiter machen kannst wie bisher ohne das Gefühl zu haben einen Fehler gemacht zu haben?“ Flint stand auf und machte einen Schritt auf sie zu. „Du kennst meine Antwort darauf. Nein ich kann dir nicht sagen das ich einfach normal weiter machen kann. Das ich einen Fehler gemacht habe, denn ich habe keinen gemacht. Liebe ist kein Fehler, aber sie ist gefährlich. Und ich will nicht das du dieser Gefahr zum Opfer fällst. Denkst du ich könnte es ertragen wenn ich dich verliere?“ Ich streckte meine Hand nach ihrem Gesicht aus. „Warum tust du das dann? Warum willst du mich loswerden?“ „Um dich zu schützen. Und wenn die einzige Möglichkeit das zu tun die Trennung von dir ist dann kann ich nun mal nicht anders. Ich will das du lebst und nicht wegen mir stirbst.“ Er legte ihr die Hand auf die Wange und wischte mit dem Daumen ihre Tränen weg.

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