Kapitel 45

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Harry POV



„Harry?" Spricht mich Louis zögerlich an. Wir sind auf dem Rückweg vom Krankenhaus zur Villa. Louis hat eine gebrochene Nase.

„Mh?" Frage ich ihn leicht abgelenkt, da ich mich aufs Fahren konzentrieren muss.

„Wegen vorhin...also was Zayn gesagt hat." Spricht er unsicher weiter. Ich stöhne innerlich auf. Muss er ausgerechnet jetzt damit anfangen?

„Lass uns später darüber reden." Versuche ich ihn von dem Thema abzubringen. Für heute ist mein Bedarf an vergangene Zeiten gedeckt.

„Ich habe darüber nachgedacht und ich denke, dass er Recht hat." Ignoriert er meinen Einwand.

„Louis." Stöhne ich genervt seinen Namen.

„Du bist bis oben hin vollgepumpt mit Schmerzmittel. Das ist wirklich kein passender Zeitpunkt, um darüber zu reden."

„Nachher werden wir nie darüber reden, da du mich dann wieder ignorieren wirst." Widerspricht er mir. Ich will dagegenhalten. Doch kann es nicht, da es stimmt. Ich gehe Louis weitestgehend aus dem Weg und rede nur das nötigste mit ihm. Freiwillig werde ich nie über das Thema reden. Also setze ich den Blinker und fahre rechts ran. So ein Gespräch kann ich nicht führen, während ich fahre.

„In Ordnung." Gebe ich mich geschlagen, schnalle mich ab und wende mich Louis zu. Dieser schaut mich niedergeschlagen an.

„Ich denke, dass Zayn Recht damit hat, dass Modest nichts mit unserer Trennung zu tun hat. Ich weiß, ich habe immer das Gegenteil behauptet, aber wahrscheinlich wollte ich einfach nicht wahrhaben, dass...,wenn ich den Gedanken zugelassen hätte, dann...Es war einfacher Modest die Schuld zu geben, als sie bei uns zu suchen. Ich dachte, wenn wir uns outen würden, all unsere Probleme weg wären." Erklärt er mir resigniert.

„Louis." Hauche ich und weiß nicht was ich darauf erwidern soll. Ich habe doch jahrelang dasselbe gedacht. Selbst nachdem wir uns getrennt hatten, dachte ich noch so. Doch dem ist es nicht so. Es war hart für mich zu begreifen und zu akzeptieren, dass wir uns einfach weiterentwickelt haben. Irgendwie harmonieren wir nicht mehr zusammen. Alles was Louis getan oder gesagt hat oder auch nicht getan und gesagt hat, ging mir auf die Nerven.

„Wir haben uns einfach auseinandergelebt. Sieh mal. Wir waren noch so jung. Du warst meine erste Beziehung und ich deine erste mit einem Jungen. Wir wussten damals nicht wie so was funktioniert. Klar, du hattest vor mir schon eine Beziehung, aber das mit uns das war einfach...einfach..." Versuche ich Louis meine Gedanken dazu zu erläutern.

„Inniger." Hilft er mir aus.

„Ja. Dazu kam der ganze Erfolg mit One Direction. Dieses ständige Touren, die Fernsehauftritte, Galen, Alben aufnehmen, die Medien und Fans. Klar hat Modest uns die Beziehung erschwert mit ihren Verboten und Regeln. Aber die Tatsache ist, dass wir nicht wissen was passiert wäre, hätten wir uns geoutet. Letztendlich hatten wir einfach keine Zeit mehr uns um unsere Beziehung zu kümmern." Erkläre ich ihm behutsam.

„Ich denke, dass ich so an uns festgehalten habe, ist dem zu Schulden, dass du meine einzige Konstante in dem ganzen Wahnsinn warst. Du warst von Anfang an dabei. Wir hatten schon damals dieses innige Verhältnis zueinander. Du warst mein bester Freund und dann Boyfriend gewesen, während alles um uns herum sich veränderte. Dich als Konstante zu verlieren, war mich endgültig zu verlieren." Erklärt er mir leise.

„Ich weiß was du meinst." Natürlich weiß ich es. Deswegen tat es auch so weh, dass Louis mich betrogen hat. Da konnte ich mir nichts mehr vorlügen. Von da an musste ich mir eingestehen, dass wir gescheitert waren. Vielleicht hätten wir unsere Beziehung noch retten können, wenn wir es vorher gemerkt hätten. Aber wann? Wir waren doch ständig unterwegs gewesen. Wie hätten wir unsere Beziehung retten können?

„Also ist es endgültig vorbei. Keine Chance auf einen Neuanfang." Flüstert Louis leise vor sich hin. Obwohl er Recht hat, tut mir der Gedanke trotzdem weh.

„Es tut trotzdem weh. Wie kann es wehtun, wenn wir uns doch nicht mehr lieben?" Fragt er mich und sieht mich mit Tränen in den Augen an. Auch ich muss mir die Tränen verkneifen.

„Ich weiß es nicht. Ich schätze, weil wir einen wichtigen Teil von uns verloren haben." Sage ich mit rauer Stimme. Schlaflose Nächte voller Unterhaltungen und Leidenschaft. Die ganzen Quickies an unzähligen Orten. Unsere Flirtereien. Unsere Zweideutigkeiten. Die Tattoos. Die Streiche von Louis. Sein Lachen. Seine strahlend blauen Augen. Aber auch die ganzen verstohlenen Küsse und Blicke. Die Lügen in der Öffentlichkeit. Die ganzen Fake Dates und Beziehungen. Die heimlichen Dates im Hotelzimmer. Die Tränen. Louis, der immer dünner wurde. Der aufgehört hat zu strahlen. Der kifft. Louis, der mit Brianna geschlafen hat und jetzt Vater ist.

„Unsere Träume. Unsere Hoffnung. Unsere Zukunft." Haucht Louis bedrückt. Die Tränen haben den Kampf gewonnen und laufen ihm über die Wangen. Bei seinen Worten realisiere ich was ich verloren habe. Louis hat das treffend gesagt. Louis war mein Traum, meine Hoffnung und meine Zukunft gewesen. Ich wollte mit ihm zusammenziehen, heiraten und Kinder bekommen. Mein restliches Leben mit ihm verbringen. Er war mein bester Freund gewesen. Mein Seelenverwandter. Er kannte mich in und auswendig. Bei ihm habe ich mich sicher und Zuhause gefühlt. Ich muss mich räuspern und von ihm abwenden. Mit zittrigen Händen starte ich den Motor wieder und lenke das Auto zurück auf die Straße. Hat Zayn vielleicht Recht und ich habe zu schnell aufgegeben? Ist es doch nicht zu spät unsere Beziehung zu retten? Können wir überhaupt wieder glücklich werden, nachdem was passiert ist? Wir haben uns beide verändert. Vielleicht lieben wir unsere jetzige Version von uns nicht mehr. Andererseits sind wir erwachsender geworden und trotz, dass wir so jung waren, waren wir drei Jahre zusammen. Es war nicht alles schlecht gewesen. Vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, wo wir gerade pausieren und darauf warten aus dem Vertrag mit Modest rauszukommen, einen Neustart zu wagen. Andererseits habe ich dafür auch keine Zeit. Ich will ein eigenes Album veröffentlichen und auf Tour gehen. Ich möchte noch einige Filmangebote annehmen. Vielleicht modeln. Aber was ist, wenn ich das irgendwann bereuen werde? Wenn von uns beiden irgendwann einer an Liams Stelle ist? Ich werfe Louis einen kurzen Blick zu. Er sieht nachdenklich aus dem Fenster. Sofort zieht sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Gott bewahre. Er bedeutet mir immer noch so viel. Aber kann ich ihm überhaupt den Seitensprung verzeihen?



AN: tam tam tam ta Harry ist nicht mehr ganz so abgeneigt gegenüber einem Neustart. Mal sehen wie sich alles entwickeln wird. Momentan sieht es ja so aus, als wäre Louis fertig mit ihnen. 

THE HEART WANTS WHAT IT WANTS // ZIAM// LARRYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt