Infiltration

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                                                                                Kira


„Die Armen werden wahrscheinlich noch Wochen später Insektenbisse haben", kichere Safiya hinter vorgehaltener Hand. „Wir hätten Juckpulver anstatt Käfer nehmen sollen..."

„Ach was", winkte Yuki ab und zog ihren Brustpanzer zurecht. „Geschieht denen Recht; immerhin halten sie Intef gefangen."

Die feuerrote Samurairüstungen ließen die drei Mädchen wie aus der Hölle entkommene Kriegerinnen aussehen. Aber die Hölle würde erst noch beginnen.

Mit einem Grinsen setzte Kira sich den gehörnten Helm auf und legte die mit der Fratze eines Dämons bemalte Maske an. Zugegeben, vielleicht hätten sie nicht unbedingt Ungeziefer auf die Wachen loslassen sollen. Aber wie hätten sie sonst an die Rüstungen kommen sollen? Der Anblick, wie erfahrene Krieger ihre Rüstungen von sich warfen, in wilden Zuckungen dank der kleinen Käfer, war einfach zu komisch gewesen.

„Mädels, das müssen wir uns merken", sagte Kira. „Sollten wir irgendwann nochmal eine Burg einnehmen, lassen wir den Leuten noch viel fiesere Käfer in den Ausschnitt krabbeln."

Darauf bedacht, im Gewimmel der hin und her huschenden Vasallen nicht aufzufallen, führten die drei Kiso langsam in Richtung Ställe. Keiner der angestrengt dreinblickenden Diener Terumotos in ihren hektisch flatternden Kimonos würdigte sie auch nur einen Blick – Samurai in voller Montur waren in einer Festung nichts ungewöhnliches. Zeitreisende allerdings schon.

Unauffällig kreuzte Kira die Finger hinter dem Rücken. Hoffentlich würde heute alles gut gehen. Es waren nur noch ein paar Schritte, bis sie den Burghof überquert hatten. Fünf Schritte. Vier Schritte. Drei. Zwei. Einer.

„Geschafft!" , flüsterte Yuki und blickte sich vorsichtig um. „Ab hier kommen Kiso und ich allein klar."

Kira ließ Yuki nur ungern allein zurück. Sie hatte die Verantwortung für ihre Truppe und doch mussten sie sich von hier aus trennen, wenn ihr Plan aufgehen sollte. Sie warf einen Blick auf die dicken Schießpulversäcke, die am Sattel des Rappen baumelten und sprach sich selbst Mut zu. Yuki war nicht allein; sie hatte ihr Pferd und ein paar tödliche Katana an ihrer Seite; ganz zu schweigen von dem Mut eines Löwen.

Ernst nickte Kira ihr zu. „Pass auf dich auf."

„Pass du auf Intef auf. Und wenn du Zeit hast, auch noch auf Safiya." Mit diesen Worten drehte Yuki sich um und verschwand mit Kiso in der Menge. Kira wusste, dass sie nur wenig Zeit hatten, bis der Alarm losging und die Leute bemerkten, dass ein Pferd die Gänge entlang lief. Sie wandte sich wieder Safiya zu.

„Bereit?"

„So bereit wie noch nie." Sie zupfte ihr rotes Kopftuch zurecht und setzte danach den Helm auf.

„Am besten suchen wir den Kerker vom Dach aus." Hinter der dicken Eisenmaske hörte sich Kiras Stimme gedämpft an. Sie mussten sich rasch einen Überblick verschaffen, ohne aufzufallen.

Ungläubig sah Safiya zu dem mehrere Meter hohen inneren Burgwall empor. Kira teilte ihre Gefühle: Beim Anblick der geschwungenen Dächer mit ihren dunklen Ziegeln wurde ihr ebenfalls mulmig zumute. Doch hatten sie nicht die Zeit zu zögern. Sie schluckte ihre Angst herunter.

„Ich bin schon an einer Pyramide heraufgeklettert, da ist das hier doch ein Kinderspiel." Mit einem letzten Blick auf den Burghof versicherte sie sich, dass niemand hinsah und zog Safiya hinter einen Karren.

„Räuberleiter", wie sie sie an und bot ihr ihre Handfläche. Gelenkig wie eine Gazelle setzte Safiya ihren Fuß auf und zog sich an der grauen Steinmauer empor. Mit akrobatischer Eleganz fanden ihre Hände und Füße sofort halt auf der unebenen Oberfläche. Kira machte sich ebenfalls daran, die Mauer zu erklimmen. Ächzend zog sie sich an einem großen Steinblock hoch. Die schwere Samurairüstung zog sie wie ein Klotz nach unten. Sie spürte, wie ihr sowohl unter den Handflächen als auch hinter der Maske der Schweiß ausbrach. Stück für Stück zogen sie sich weiter in die Höhe, bis sie das höllische Brennen in ihren Armen schließlich einer klammen Taubheit wich.

Time Leader - Im Land der aufgehenden SonneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt