Kampf um Ehre (Teil 1)

292 28 1
                                    


                                                                   Intef 


Noch immer reichlich überrascht versuchte Intef, die Situation einzuschätzen, doch das stetige Aufeinanderprallen von Metall auf Metall durchschnitt seine Gedanken wie die tödlichen Schwerter, die vor ihm geschwungen wurden. Mit angehaltenem Atem fiel sein Blick erst auf Yuki, dann auf ihren Bruder Tadamune, die Schwerter, die jeder von ihnen durch die Luft sausen ließ und dann schließlich auf die funkelnden Augen der beiden, die sich hasserfüllte Blicke zuwarfen.

Intefs Verstand raste. Warum lieferten die beiden sich ein Duell? Doch weiter kamen seine Gedanken nicht, als Yuki, ihre wilden schwarzen Haare im Wind flatternd, erneut einen Satz auf ihren Bruder zu machte und ihr Schwert auf seinen Kopf niedersausen ließ. Dieser wiederum blockte den Angriff gekonnt mit seinem eigenen Katana. Schweiß lief Tadamune von der Stirn, Staub hing an dem Saum seines blauen Kimonos; anscheinend dauerte der Kampf zwischen beiden schon länger. Einer Raubkatze ähnlich machte Yuki plötzlich einen Sprung zurück, um das kleinere Schwert, das noch an ihrer Hüfte hing, ebenfalls zu ziehen. In jeder Hand stolz ein Schwert erhoben begann sie, ihren Bruder zu umkreisen, wie ein Jaguar, der seine Beute begutachtet. Ihr weinroter Kimono flatterte im Wind. Die rosafarbenen Blüten der Kirschbäume um sie herum wirbelten durch die Luft und bildeten in ihrer Schönheit einen fast schon ironischen Kontrast zu dem grausigen Kampf, der unter ihnen zwischen Bruder und Schwester stattfand.

Tadamune zog ebenfalls sein zweites Schwert. Dünne Strähnen fielen aus seinem sonst so fein säuberlich gebundenen Zopf. Sein Blick begegnete dem seiner Schwester, doch konnte Intef auf so großer Entfernung nicht einschätzen, ob seine Augen ängstlich oder wütend dreinblickten. Mit einem wütenden Aufschrei stürzte Yuki sich abermals auf ihn. Schwert traf auf Schwert. Erneut parierte ihr Bruder den Angriff, diesmal jedoch mit scheinbarer Mühe. Ein rascher Schlagabtausch folgte, bei dem die durch die Luft wirbelnden Schwerter in der Morgensonne bedrohlich glänzten. Mit unermüdlicher Kraft und Ausdauer schlug Yuki zu, ließ ihre Schwerter mal hier und mal dahin niedersausen. Einmal erwischte sie ihren Bruder am Arm, doch schien der Schwertstreich nur tief genug zu sein, um den Stoff seines Kimonos aufzuschlitzen. Erneut machte sie einen Satz zurück, doch schon einen Wimpernschlag später stürzte sie sich mit einem lauten „Aaargh!‟ auf ihren Bruder. Wie in Trance beobachtete Intef, wie Tadamune ihr Schwert parierte, sich jedoch von ihrer schieren Kraft zurück gedrängt sah. Beide hielten mit erhobenen Schwertern inne, jeder schien den Anderen von sich schieben zu wollen, doch ließen ihre Klingen einander nicht los. Einige Augenblicke lang lieferten sie sich ein stummes Duell mit blicken, als mit einem Mal Yuki mit dem Bein ausholte und ihrem Gegner einen kräftigen Tritt gegen den Oberschenkel verpasste. Dieser verlor das Gleichgewicht und stolperte rückwärts; die perfekte Gelegenheit für sie, erneut auszuholen und ihre Klinge abermals zu erheben. Intef hörte, wie Kira neben ihm nach Luft schnappte, als auch schon in der nächsten Sekunde Yukis Katana auf Tadamune niedersauste und ihm den Bauch aufschlitzte. Der dunkelrote Blutfleck, der sich auf dem Stoff seiner Kleidung ausbreitete, holte Intef schlagartig in die Wirklichkeit zurück. Warum standen sie an der Seite und sahen tatenlos zu, wie Yuki versuchte, ihren Bruder umzubringen?

Ein Blick auf Kira bestätigte ihm, dass auch in sie wieder Leben gefahren war. „Wir müssen irgendetwas tun!‟, rief sie panisch, ihre vor Schreck geweiteten grünen Augen sahen von ihm zu Yuki und wieder zurück. Sie machte ein paar Schritte nach vorn und trat aus der Menge der Zuschauer. „Yuki!‟, rief sie über den Platz, „Das reicht jetzt!‟ 

Doch zeigte das Samuraimädchen keine Reaktion auf die Stimme ihrer Freundin. „Du musst das nicht tun!‟, versuchte Kira es erneut. „Du musst jetzt aufhören! Das ist nicht der richtige Weg!‟ Ihre Stimme wurde noch verzweifelter, als beide Geschwister sich aufrichteten und das Duell fortsetzten, Tadamune mit offensichtlichen Schmerzen, wie sein verkniffenes Gesicht und die Hand auf seinem Bauch verrieten.



Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Time Leader - Im Land der aufgehenden SonneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt