19. Der Orden des Phönix

1.3K 40 7
                                    

Die Sommerferien waren schon einige Wochen voran geschritten, als ich einen Brief von Sophie erhielt. Sie hatte ihn mit der Muggelpost geschickt, weshalb es wohl etwas länger gedauert hatte.

Liebe Ella,

ich habe lange nichts mehr von dir gehört, aber ich hoffe, dir geht es gut. Hier ist eigentlich alles wie immer. Die anderen Kinder nerven und fragen andauernd nach dir. Ich vermisse dich! Manchmal wünsche ich mir wieder die Zeit herbei, bevor du noch Hogwarts kamst. Nicht das du denkst, ich mache dir einen Vorwurf. Es ist deine Welt und du gehörst dahin, Ellie;)

Jetzt aber Achtung: Ich lebe einigen Tagen nicht mehr im Waisenhaus. Eine Familie hat mich adoptiert. Sie haben zwei ältere Jungen und wie du weißt, wollte ich schon immer große Brüder haben. Ich habe meinen Eltern von dir erzählt und sie meinten, du sollst uns in den Ferien mal besuchen kommen. Natürlich wissen sie nicht, dass du eine Hexe bist, aber wenn du Lust hast, komm doch vorbei. Ich würde mich freuen!

Alles Liebe, Sophie

Ellie? So hatte Sophie mich das letzte Mal vor fast 3 Jahren genannt. Damals haben wir uns immer Spitznamen gegeben: Ich war Ellie, sie war Soso.

Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Sophie hatte eine Familie gefunden und ich durfte sie besuchen kommen. Wir würden uns nach so langer Zeit wiedersehen. „Ella-Schatz, was ist los? Du lächelst so", wollte Dad wissen, der mich anscheinend beobachtet hatte. „Meine Freundin aus dem Waisenhaus hat eine Adoptivfamilie gefunden und darf sie besuchen kommen. Du weißt doch noch, Sophie, von der ich dir erzählt habe", erklärte ich. „Ich weiß nicht", überlegte er, „draußen laufen überall Todesser herum, die dich umbringen wollen. Denk daran, was am Ende des Schuljahres passiert ist." Unterbewusst fuhr ich mit der Hand über meine Narbe, die sich noch immer über meinen Unterarm zog. Sie würde wohl nie ganz verheilen und mich immer an jene Nacht erinnern, in der Voldemort zurückkehrte. „Dad, ich kann auf mich aufpassen", beruhigte ich ihn, „ich bin bevor es dunkel wird zurück." Dad sagte nichts, sondern schaute mich nur besorgt an, aber ich hatte beschlossen, Sophie zu besuchen, also würde er mich nicht davon abhalten.

Das Haus, in dem Sophie jetzt wohnte, lag in einem kleinen Ort auf dem Land. Es war schön dort, denn es gab einen Wald und einen See. Gerade als ich klingeln wollte, wurde die Tür aufgerissen und Sophie lag in meinen Armen. „Ella, endlich!", rief sie. Sophie zog mich in den Flur und stellte mich ihren Eltern und den beiden älteren Brüdern vor. Sie schienen nett zu sein und sich rührend um Sophie zu kümmern. Gemeinsam spielten wir einige Muggelspiele und gingen im See baden. Es war einer dieser Nachmittage, an denen ich vergaß, wer ich wirklich war und aus welcher Welt ich eigentlich stammte. Ich lebte dieses sorglose Leben, dass ich geführt hatte, bevor ich wusste, dass ich eine Hexe war. Es war, als würde ich aus meiner Welt fliehen, in der im Moment wohl oder übel Krieg herrschte.

Als ich mich am Abend von Sophie verabschiedete, war ich fast traurig, denn nun musste ich zurück in meine Welt, die alles andere als sorglos und friedlich war. „Schreib mir, sooft du kannst", sagte ich, während ich das Grundstück verließ und Sophie und ihre beiden Brüder mir zum Abschied winkten. Am Dorfrand apparierte ich dann nach Hause.

„Oh, guten Tag Ella", begrüßte mich Dumbledore, als ich in den Hausflur trat. Ich war total überrascht, schüttelte meinem Schulleiter aber freundlich die Hand. Dann sah ich zu Dad, der mit einer tiefen Sorgenfalte auf der Stirn hinter unserem Schulleiter stand. „Es ist doch niemandem etwas passiert?", fragte ich sofort. „Nein, das ist es nicht", antwortete mir Dumbledore, „Sirius hat mir nur angeboten, dass wir euer Haus als Hauptquartier für den Orden benutzen dürfen." „Was für ein Orden?", fragte ich neugierig. Dumbledore bedeutete uns, mitzukommen. Gemeinsam ließen wir uns in einem Raum nieder, in dem der Stammbaum der Familie Black hing. „Toujours pur" lautete das Motto, das in großer Schnörkelschrift über dem Wandteppich stand. Über den Teppich zogen sich viele Brandlöcher. Meine Oma hatte alle Familienmitglieder entfernt, die niemand Reinblütigen geheiratet haben. Auch Dad war nicht mehr zu sehen, obwohl Mum auch reinblütig war, doch da er nach Gryffindor kam, wollte niemand mehr etwas mit ihm zu tun haben.

„Ella, was wir dir jetzt erzählen, ist streng geheim", begann mein Vater. Dumbledore nickte zustimmend und räusperte sich: „Angesichts der Lage hielt ich es für sinnvoll, den Orden des Phönix wieder einzuberufen. Wir sind eine Organisation, die aktiv gegen Voldemort und seine Todesser kämpft. Im ersten Krieg waren bereits einige Hexen und Zauberer im Orden. Viele von ihnen leben leider nicht mehr, aber einige sind sofort wieder beigetreten." „Ich will auch in den Orden", sagte ich. Dad wollte gerade etwas sagen, als Dumbledore bereits fortfuhr: „Der Orden des Phönix nimmt ausschließlich Mitglieder auf, die die Schule bereits beendet haben." Ich ließ meinen Kopf sinken. Es war einer dieser Momente, in denen ich nicht wusste, wie es weiter gehen sollte. Ich wollte unbedingt helfen, denn Dad half schließlich auch. „Können wir nicht eine Ausnahme machen?", bat ich Dumbledore und ignorierte dabei den Blick von Dad. „Nein, Ella, du bist noch ein Kind! Es bleibt dabei!", sagte mein Vater energisch. „Da muss ich Sirius recht geben, Ella", meinte Dumbledore. Dann verabschiedete er sich von uns und kündigte an, dass am nächsten Morgen weitere Mitglieder des Ordens kommen würden.

Den Rest des Abends ging ich Dad aus dem Weg, was zum Glück nicht schwierig war, denn in diesem riesigen Haus gab es genug Zimmer. Das Abendbrot ließ ich ausfallen und ich legte mich an diesem Abend besonders früh ins Bett. Ich fühlte mich nutzlos, weil um mich herum Menschen starben und ich nicht helfen konnte oder durfte. Dumbledore hatte gesagt, dass viele Ordensmitglieder gestorben waren, also konnten sie eigentlich jede Hilfe gebrauchen. Ich grübelte weiter, bis mir etwas einfiel. Schnell sprang ich aus dem Bett und lief die Treppe herunter. Dad stand im Salon vor dem Stammbaum und strich über ein Brandloch, das genau neben seinem war. „Mum, sie war im Orden oder?", fragte ich. Es war eigentlich keine Frage, sondern eine Feststellung. Mein Vater nickte: „Direkt nach unserem Schulabschluss sind wir beigetreten. Lily, James, Remus, Peter und viele andere aus unserem Jahrgang waren auch dabei. Von ihnen leben nur noch Remus und Peter diese miese Ratte. Ella, die Missionen sind gefährlich und ich möchte dich nicht auch noch verlieren. Weißt du eigentlich, wie sehr du mich an deine Mutter erinnerst. Du lachst genau wie sie und sie hatte die gleichen blonden, lockigen Haare. Du bist ihr wirklich sehr ähnlich. Isabella hat auch nicht lange überlegt, als Dumbledore uns gefragt hat, ob wir dem Orden beitreten wollen. Du musst mich verstehen, du bist meine Familie und ich konnte mich nicht einmal um dich kümmern, weil ich 12 Jahre in Askaban saß. Ich konnte dich nicht aufwachsen sehen und dir von unseren Streichen erzählen. James und ich hatten damals fest beschlossen, dass wir, wenn wir einmal Kinder haben, ihnen alles erzählen, was ein echter Rumtreiber wissen muss. Lily und Isabella waren immer etwas skeptisch, aber auch sie fanden die Vorstellung toll, dass wir ein paar neue Rumtreiber nach Hogwarts schicken. McGonagall hat ja sonst nichts zu tun!" Jetzt lachte Dad etwas und ich nahm ihn fest in dem Arm. „Naja und nun sind Lily, James und Isabella tot. Du und Harry seid alles, was mir noch geblieben ist. Ich möchte nicht auch noch meine einzige Tochter und meinen Patensohn verlieren." „Dad, das wird nicht passieren", ermunterte ich ihn, „wir werden es den Todessern schon zeigen." „Das ist eindeutig meine Tochter!", lachte er dann.

Verlorene Tochter - Eine Harry Potter FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt