Am Nachmittag stellten wir uns alle in die Schlange vor der großen Flügeltür in der Eingangshalle. Heute schien es, als wollte ganz Hogwarts nach Hogsmeade. Da Weihnachten immer näher rückte, musste auch ich endlich die Geschenke für meine Familie und meine Freunde aussuchen.
„Treffen wir uns nachher wieder in den Drei Besen?", fragte ich, denn ich wollte nicht riskieren, dass jemand seine Geschenke schon vor dem Weihnachtsmorgen sah. „Klingt gut, ich muss nämlich auch noch einiges einkaufen", meinte Hermine.In Hogsmeade trennten sich dann unsere Wege und ich überlegte, wo ich anfangen sollte. Ich entschied mich dann für Ron, denn für ihn würde ich sicher etwas im Honigtopf finden. Der Laden war gerappelt voll, aber es warm und roch nach den leckersten Süßigkeiten. Ich schlenderte durch die Regalreihen und entschied mich schließlich für Schokofrösche, eine extra große Packung Bertie Botts Bohnen und Zischende Wissbies. Danach lief ich direkt zu Zonko's, wo ich eine Kiste mit Scherzartikeln für die Zwillinge kaufte. Für Molly fand ich in Schreiberlings Federladen eine schöne Adlerfeder. Dazu kaufte ich noch ein Fass mit roter Tinte. Für Arthur, Ginny und Hermine ging ich zum Postamt, um eine Eule mit einer Bestellung zu Florish und Blott's zu schicken. Arthur würde sich sicher über Die große Chronik der Muggel freuen und für Ginny und Hermine hatte ich jeweils ein Exemplar Fantastische Frisuren mit Zauberstab bestellt. Bei Harry, Sophie und Dad war die Geschenkesuche um einiges schwieriger. Ich habe lange darüber nachgedacht und mich dann dafür entschieden, Dad ein Fotoalbum zu schenken. Obwohl ich unsere Heimleitung nicht sonderlich gemocht habe, habe ich doch einen Brief per Muggelpost ans Waisenhaus geschickt und um einige Fotos aus meiner Kindheit gebeten. Eigentlich hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben, aber tatsächlich kam vor einigen Tagen ein Paket mit wirklich vielen Fotos von mir als Kleinkind. Oft war Sophie mit abgebildet, weshalb ich auch ein Fotoalbum für sie basteln wollte. Natürlich hatte ich auch einige Bilder aus Hogwarts mit eingeklebt. Leider konnten sich Sophies Fotos nicht bewegen, da ihre Adoptiveltern das sicherlich komisch gefunden hätten.
Jetzt fehlte nur noch Harry. Ich wusste nicht, ob er sich für Fotoalben interessieren würde, aber ich hatte noch viele Bilder von seinen Eltern, sogar wenige auf denen Harry und ich im Wohnzimmer der Potters auf dem Boden saßen und man meine Eltern und Lily und James im Hintergrund erkennen konnte. Es waren anscheinend einige dieser Stunden, an denen sie sich besuchen und Voldemort und seine Todesser für einen Moment vergessen konnten. Also kopierte ich einige meiner Bilder und stellte ein ganz neues Fotoalbum für Harry zusammen, auf das ich einen Hirsch und eine Hirschkuh zeichnete.
Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich gar nicht merkte, wie George plötzlich neben mir auftauchte. „Was machst du denn beim Postamt?", fragte er. Ich schreckte hoch, erkannte aber sofort den Weasley und lächelte: „Ich habe eine Eule mit einigen Bestellungen in die Winkelgasse geschickt." George nickte verstehend und schielte dann zu meiner Tüte, die ich in der linken Hand trug. „Hey, das ist geheim", wurde ich gespielt sauer und versteckte die Tüte hinter dem Rücken. „Schon gut", George hob abwehrend die Hände, „ich sollte nur nach dir sehen, denn wir warten bestimmt schon seit einer Ewigkeit." „Oh Mist!", ich hatte die Zeit total vergessen. Schnell machte ich mich mit George auf den Weg in die Drei Besen.„Ella, endlich, dein Butterbier ist schon fast kalt", begrüßte mich Harry und deutete auf ein Glas, das neben seinem stand. Ich setzte mich zu meinen Freunden und trank schnell mein Butterbier, bevor es noch mehr abkühlte, denn draußen war es ganz schön kalt geworden. Wir saßen noch ein bisschen in den Drei Besen, bis Hermine schließlich meinte, wir sollten zurück zum Schloss gehen. Ron stimmte ihr zu und ich musste auch zugeben, dass ich etwas Hunger hatte.
Gemeinsam stapften wir durch den Schnee zurück nach Hogwarts. Die Stimmung war ausgelassen, selbst Umbridge und Filch, die vor der Eingangshalle standen um zu kontrollieren, ob alle Schüler zurückkamen, konnten das nicht ändern. Schnell brachten wir unsere Weihnachtseinkäufe nach oben und setzten uns dann an den Gryffindortisch. Fred und George verschwanden zu ihrem Freund Lee Jordan, sodass Harry, Ron, Hermine und ich alleine aßen. Später kam noch Neville dazu, der leise nach einem neuen DA-Treffen fragte. Hermine entschied daraufhin, morgen Abend eins zu veranstalten.
Am Sonntagabend machte ich mich mit meinen Freunden auf den Weg zum Raum der Wünsche. Er sah genauso aus, wie wir ihn verlassen hatten. Nach und nach trudelten auch der Rest der DA ein, allen voran Neville und Ginny. Da die meisten den Entwaffnungszauber schon gut beherrschten, hatte ich die Idee mit den Reducto-Fluch anzufangen. Eine Puppe, die in einer Ecke neben dem Regal stand, wurde zum Gegner. Jeder durfte es mehrmals ausprobieren und zu Harrys und meinem Erstaunen klappte dieser Zauber ganz gut. „Dann versuchen wir es gleich nochmal mit Stupor", meinte ich in die Runde, was bei allen auf Zustimmung stieß. Hermine und Ron durften anfangen. „Keine Sorge, ich pass' auf, dass dir nichts passiert", sagte Ron zu Hermine. „Danke, sehr aufmerksam von dir", spottete diese daraufhin. Die beiden konnten es einfach nicht lassen, sich gegenseitig zu sticheln. „Hey, Fred, 5 Galleonen auf Hermine", flüsterte George hinter mir. „5 auf Ron", meinte sein Bruder. Ich grinste und gab den beiden das Startsignal. „STUPOR", rief Hermine, ehe ich fertig war. Ron konnte gar nicht so schnell reagieren und flog mit voller Wucht nach hinten. Er landete auf dem Rücken, rappelte sich jedoch sogleich wieder auf und schaute beschämt zu Boden. Die anderen Mädchen schlugen lachend bei Hermine ein und hinter mir hörte ich, wie Fred seinem Zwillingsbruder einige Münzen gab. George grinste siegessicher und steckte sich die Galleonen in die Hosentache.
Danach haben wir noch etwas weiter geübt, wobei Ron Hermine konsequent aus dem Weg gegangen ist. Auch später im Gemeinschaftsraum verschwand er, unter dem Vorwand müde zu sein, in seinem Schlafsaal. Harry folgte ihm bald darauf, denn er wollte nach seinem besten Freund sehen. So blieben nur die Zwillinge, Hermine und ich übrig. Fred gesellte sich jedoch irgendwann zu Lee und Hermine war so in ein Buch vertieft, dass sie fast nichts mitbekam. „Hat heute wirklich Spaß gemacht", meinte George verlegen, „du solltest mal darüber nachdenken, Professorin für Verteidigung gegen die dunklen Künste zu werden." „Danke, aber ich glaube, ich möchte lieber Aurorin werden", sagte ich.
Wir unterhielten uns noch lange und überlegte, wie die Zukunft wohl aussehen würde. George wollte unbedingt zusammen mit Fred den Scherzartikelladen eröffnen, Hermine würde bestimmt für die Elfenrecht kämpfen und Ron, bei ihm könnte ich mir auch etwas mit Scherzartikeln vorstellen. Doch so schön es auch war, über die Zukunft zu spekulieren, im Moment lag sie sehr im Dunkeln. Wenn Voldemort noch stärker wird, müssen wir uns vielleicht verstecken, so wie unsere Eltern es damals getan hatten oder fliehen, doch würde das helfen? Würden wir so jemals wieder eine Welt schaffen können, in der alle Menschen und Tiere, egal ob magisches Blut oder nicht, in Frieden zusammen leben? Würden wir einen zweiten Krieg überstehen?
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Verlorene Tochter - Eine Harry Potter Fanfiction
Fanfiction[05.02.19 - ?] Ella überlebt als Baby einen Todesserangriff. Sie wächst in einem Waisenhaus auf und hat keine Erinnerungen an ihre Eltern außer ein Fotobuch. Als 13-jährige landet sie plötzlich in Hogwarts und findet heraus, wer sie wirklich ist. Ta...