• Fourteen •

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„Milo? Milo, warte", höre ich hinter mir, als ich mit Óscar zurück nach Hause laufen will.
Ich drehe mich um und sehe Teo.

„Nenn mich nicht so", sage ich. Teos Gesichtszüge fallen.

„Ich fahre schon vor", raunt Óscar mir zu und setzt sich auf sein Fahrrad. Bevor ich etwas einwenden kann, fährt er einfach los. Ich schaue ihm hinterher. Ich will gar nicht mit Teo reden. Ich will nicht mit Teo alleine sein.

„Milo?", fragt Teo noch mal.

Ich drehe mich um. Er ist alleine. Seine Mädchen sind nirgendwo zu sehen.
„Du sollst mich nicht so nennen."

„Wie denn sonst?", fragt Teo.

„Emiliano."

Teo schüttelt den Kopf. „Ich will dich so nicht nennen. Du bist Milo."

„Für dich nicht mehr."

Das muss gesessen haben. Teo schaut weg, bevor ich den Ausdruck in seinen Augen sehen kann. Ich wünsche mir, ich könnte es. Ich wünsche mir, ich wüsste, was er denkt.

„Was willst du?", frage ich. Ich habe Angst, dass Óscar denkt, ich komme nicht mehr.

Teo schaut mich an, seine Augen glänzen merkwürdig.
„Mit dir reden", sagt er heiser.

„Mit mir reden? ¿Ahora?"

Teo schluckt. Dann nickt er.

„¿De qué tienes miedo, Mateo?"

„Ich habe keine Angst", sagt Teo und holt tief Luft. „Ich will... Ich will nur unsere Abende zurück. Ich will, dass wir uns wieder treffen und dass wir die ganze Nacht reden."

Er muss Witze machen. Jetzt auf einmal? "Und unsere Freundschaft?"

"Was?"

"Die willst du nicht zurück?"

Teo zuckt zurück, als hätte ich ihn geschlagen.
"Ich hab dir gesagt, dass das nicht geht, Milo!"

"Nenn mich nicht so!", feuer ich zurück.

"Ich nenne dich, wie ich will!" Er dreht sich um, fährt sich durch die Haare und flucht.
Als er sich wieder umdreht, sind die Emotionen in seinen Augen verschwunden.

"Tut mir leid, Milo. Emiliano", korrigiert er sich schnell. "Es ist nur... Ich brauche jemanden zum Reden. Papá ist... Er ist-" Teo bricht ab und blinzelt. Er schaut mich nicht an.

"Was ist er?"

"Er ist im Krankenhaus. Er hat die ganze Nacht Blut gespuckt, es war... Fue malo", schluckt er. Ich kann sehen, wie viel Aufwand es ihm gekostet hat, mir davon zu erzählen.

Ich schaue weg. "Das tut mir leid."
Ich kenne Teos Papá seit ich denken kann. Ich frage mich, ob Mamá und Papá schon davon wissen.

Ich schaue Teo an. Ich kann nicht anders. Wie er da so steht, so hilflos und verletzlich... Ich will nicht, dass er sich so fühlt. Aber ich will mich auch nicht wieder so fühlen.
Ich hasse ihn dafür, dass er mich so fühlen lässt. Dass ich mich zwischen ihm und mich selbst entscheiden muss.

"Warum redest du nicht mit Elena?"

"Du bist der einzige, mit dem ich darüber reden will", sagt Teo ohne zu zögern.

„Und was ist, wenn ich nicht darüber reden will?"

Teo sieht mich an und kommt einen Schritt näher. Ich weiche unbeabsichtigt einen Schritt zurück. Teo hat es nicht bemerkt.
„Milo, bitte. Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Ich weiß, das klingt dumm, aber ich kann einfach nicht mehr mit dir befreundet sein. Me está comiendo vivo."

Ich reiße die Augen auf. Was? Mit mir befreundet zu sein, macht ihn kaputt? Mir wird so schlecht, dass ich ihn nicht mehr anschauen kann.
„Es tut mir leid, Mateo. Aber mich mit dir nachts zu unterhalten, ohne mit dir befreundet zu sein, macht mich kaputt." Mit diesen Worten schultere ich meinen Rucksack und laufe in die selbe Richtung, in die Óscar verschwunden ist.

Ich glaube, er ruft mir hinterher. Zweimal sogar. Aber ich muss nach vorne schauen. Ich habe Óscar davon erzählt und er hat gesagt, dass Teo meine Freundschaft vielleicht gar nicht verdient, wenn er sie nicht zu schätzen weiß. Ich fand das plausibel.
Es tut weh, aber Óscar hat recht.

Doch als ich am Abend wieder nach Hause komme, erzähle ich Mamá trotzdem von Teos Papá.

One Night Is All He WantedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt