Ich möchte zu Beginn nochmal klar stellen, dass die Charaktere nicht den Personen in der Realität entsprechen, sondern Interpretationen meinerseits sind.
Das war ein Problem. Sogar ein verdammt großes Problem. Toni seufzte und scrollte weiter durch die Kommentare unter Rezos neuestem Video. Das Standbild zeigte ihn neben Rezo stehen und sein bislang gut gehütetes Geheimnis offenbaren. "Verdammt...", murmelte er, während er mit jedem weiteren Kommentar sich den Kopf lieber an die Wand stoßen wollte. 'Oh das ist Absicht, definitiv ! Die wissen genau dass sie schon die ganze Zeit geshippt werden!' Er verzog den Mund. Was hatte er sich bei diesem Video eigentlich gedacht? Er hätte doch wissen müssen, dass sämtliche Fangirls geradezu darauf gewartet hatten, dass ein derartiges Video kam, um dieses Thema wieder ausführlich beschreiben zu können. 'Mein Beileid an alle Fangirls und Fanboys, die gerade an Herzstillstand gestorben sind, weil dieses Video viel zu süß für diese Welt ist!' Immerhin war er nicht der einzige, der für dieses Video fast gestorben war. Auch wenn ein Herzstillstand bei ihm vermutlich eher durch Rezos hellgraue Augen mit ihrem faszinierenden Einstich ins Blaue ausgelöst worden wäre. Er las weiter und stöhnte innerlich, als ihm wieder ein Kommentar über Rezo im Bikini ins Auge stach. Warum noch gleich hatte er auf diese Dummheit bestehen müssen? Ach ja richtig. Weil er sich von einem oberkörperfreien verdammt süßen Mann hatte ablenken müssen. Hitze durchsickerte seinen Körper, als er wieder einmal das Bild vor Augen hatte. Er ließ den Kopf auf die Tastatur seines Laptops sinken und stieß frustriert Luft aus.
"Was machst du?" Erschrocken richtete er sich auf, als Nia plötzlich direkt hinter ihm stand.
"Kommentare lesen", antwortete er wahrheitsgemäß und bemühte sich erst gar nicht darum, seinen Gesichtsausdruck vor seinem besten Freund zu verbergen. Nia kannte ihn besser als jeder andere, es würde ohnehin nichts bringen etwas anderes zu versuchen.
"Du hättest es fast geschafft."
"Was?"
"Ihn nicht die ganze Zeit komplett verknallt anzusehen."
"Bitte sag mir, dass es nicht so offensichtlich ist."
"Na ja..." Nia warf ihm einen mitleidigen Blick zu, der mit einem leicht amüsierten Lächeln kombiniert war.
"Für mich ist es jede Sekunde offensichtlich gewesen, aber spätestens an der Stelle ganz am Ende, bevor ihr wieder auf dem Sofa sitzt, ist es echt sehr deutlich." Er deutete auf das Standbild. Toni stöhnte und vergrub das Gesicht in seinem Pulli.
"Komm her." Nia zog ihn hoch, drückte ihn an sich und hielt ihn in einer festen Umarmung. Es war noch nicht lange her, da hatte er ihn so halten müssen, aber Nia hatte damals wenigstens ernsthafte Gründe gehabt und nicht diesen lächerlichen Liebeskummer, mit dem er sich herumschlagen musste.
"Warum Rezo?", seufzte er und genoss noch einen Moment lang die warme Umarmung.
"Besser er als ich", meinte Nia, woraufhin sich, wie er aus Erfahrung wusste, seine Wangen für einen Moment rosa färbten. Er war tatsächlich mal eine Zeit lang in Nia verknallt gewesen, aber das war nichts im Gegensatz zu seinen Gefühlen gegenüber Rezo.
"Es hätte dich echt schlimmer treffen können, als dich in Rezo zu verknallen..."
"Ich weiß! Aber... er ist einer meiner besten Freunde! Ach Nia." Er befreite sich aus den Armen seines Freundes und fuhr sich stattdessen durch seine mittlerweile wieder schwarzen Haare. Sie waren lange Zeit blau gewesen, blau wie die von Rezo. Und jedes mal, wenn er morgens in den Spiegel gesehen hatte, war er sofort an den Musiker erinnert worden. Also hatte er die Haarfarbe gewechselt.
"Die Leute merken schon, dass ich..." Anstatt den Satz zu beenden, ließ er sich zurück auf den Stuhl fallen.
"War eventuell nicht das passendste, offen zu sagen, dass du bi bist."
"Aber die Frage kam so oft und sie hatten ein Recht..."
"Ich bin ja auch für Transparenz und Offenheit, aber wenn wir eine Frage übergehen, bringt uns das noch lange nicht um."
"Aber wir..." Nia unterbrach ihn nicht, aber trotzdem hängten sich seine Gedanken auf. Vielleicht, weil er mit ihnen schon wieder bei einem gewissen blauhaarigen YouTuber war.
"Na gut, du hast recht, aber jetzt kann ich das sowieso nicht mehr ändern."
"Das stimmt, allerdings..." Er wurde von der Türklingel unterbrochen. Sie sahen einander an, bis Toni schließlich nach gab.
"Ich geh ja schon", murrte er und stand auf. Sie hatten keinen Türspion, hätten sie einen gehabt, hätte er vielleicht durchlinsen und sich einen beinahe Herzinfarkt ersparen können. Denn als er die Türe öffnete, starrte er direkt in Rezos wunderschöne helle Augen.
"Hey", meinte Rezo mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Diese wunderbar perfekten Lippen, die bestimmt herrlich schmecken würden, wenn er...
"Hallo", sagte Nia hinter ihm und Toni erwachte aus seiner Erstarrung. Verdammt, wie lange hatte er Rezo angestarrt?
"Hey!" Er trat einen Schritt zurück und hielt ihm die Türe auf.
"Komm rein! Wie war die Fahrt?" Seine eigene Stimme klang verblüffend normal.
"Oh ganz in Ordung, ich hab Musik gehört und..." Den Rest von dem, was er erzählte, bekam Toni gar nicht mehr mit, viel zu sehr war er in dem Geruch von Rezo versunken. Erst als Nia unauffällig lässig zum Tisch ging und den Laptop mit dem Video schloss, tauchte er wieder aus seinen Gedanken auf.
"Habt ihr zufällig was zum Essen da? Ich hab echt Hunger..."
"Klar, wir wollten uns sowieso gerade was kochen."
"Genau Toni, allerdings mit Schinken", grinste Nia.
"Wir machen einfach zwei verschiedene Soßen", beschloss Toni und machte sich daran, Töpfe aus den Schubladen zu holen und den Nudeltopf mit Wasser zu füllen. Dabei konnte er nicht verhindern, wie sein Blick immer wieder zu Rezo glitt und er ertappte sich immer häufiger dabei, ihn für mehr als nur einen Moment geradezu anzustarren. Nur Freunde. Sie waren nur Freunde. Rezo war hetero, er interessierte sich für ihn nur als guten Freund. Was ihn betraf... nun sie waren eben gute Freunde. Und beinahe... mehr.
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Beinahe mehr #rezoni
FanfictionKleine Fanfiktion zu Rezoni (Rezo & Toni Pirosa) in der es darum geht, dass beide Gefühle füreinander entwickeln, die über eine bloße Freundschaft hinausgehen. Aber die Liebe wäre doch nicht die Liebe, wenn es so einfach wäre?