Kapitel 10

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Nia seufzte innerlich, als er lächelnd auf das schlafende Pärchen auf dem schmalen Sofa hinab sah. Rezo und Toni lagen einander in den Armen, so nah wie nur irgendwie möglich aneinander gekuschelt. Tonis Nase war halb in Rezos blauem Haar vergraben, während der Kopf des Älteren an seiner Brust lehnte. Nia biss sich auf die Unterlippe. Sie sahen einfach unglaublich süß zusammen aus. Eigentlich hätte er sie jetzt wecken sollen, aber er brachte es nicht übers Herz, diese niedliche Zweisamkeit zu stören, also trat er von dem Sofa zurück und steuerte stattdessen die Küche an. Noch im gehen, zog er sein Handy und seine Kopfhörer aus der Tasche. So konnte er Musik hören, ohne die anderen zu wecken. Eigentlich hätte er mit dem Frühstück auf seine Freunde gewartet, aber wer wusste schon, wann diese aufwachten? Als er die Teller aneinander schlug, zuckte er kurz schuldbewusst zusammen. Hoffentlich hatte er sie jetzt nicht doch noch geweckt. Er schnalzte leise mit der Zunge, passend zur Musik, bevor er zu frühstücken begann. Seine Finger trommelten auf dem Tisch und er dachte daran, wie Toni sich jedes mal davon faszinieren ließ, wenn Rezo das tat. Wobei, eigentlich sah Toni den Älteren immer so an. Nia grinste, als ihm eine Szene einfiel, als Toni es zu Beginn noch geleugnet hatte. Im Gegensatz zu ihm hatte sein Freund noch nie besonders gut lügen können. Es war also ein kleines Wunder, dass Rezo bisher noch nicht aufgefallen war, welche Gefühle Toni für ihn hegte. Es war derart offensichtlich, dass er es eigentlich schon längst hätte bemerken müssen, selbst wenn sich seine Gedanken die meiste Zeit mit anderem befassten. Nur einen Moment der Aufmerksamkeit in den letzten Wochen hätte es gebraucht und er hätte es sofort gesehen, dazu kannte er Toni mittlerweile gut genug.

"Hallo", murmelte ein verschlafen drein guckender Rezo. Nia strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, während sein Gegenüber sich die Augen rieb. Ob Toni wohl auch schon wach war? Wusste Rezo, dass Nia sie auf dem Sofa schlafen gesehen hatte? Er musterte seinen Freund, konnte aber keinerlei Anzeichen einer Verlegenheit erkennen. Hatten sich seine Freunde gestern also noch ausgesprochen?
"Morgen", antwortete er schließlich, schaltete dann die Musik aus und zog sich die Kopfhörer raus. Rezo nickte nur und trat ein.
"Ich mach mir einen Kaffee", nuschelte er. Nia beobachtete ihn, während er zu Ende frühstückte.
"Ist Toni schon wach?" Er sah wie Rezo bei dem Namen seines Freundes zusammen zuckte. Das war neu.
"Nein, der schläft noch." Drehte er Nia mit Absicht den Rücken zu? Wollte er sein Gesicht vor ihm verbergen? Oder war das Zufall? Nia musterte Rezo noch immer, als dieser sich mit seiner Tasse gegenüber von ihm an den Tisch setzte.
"Ist was?" Rezo pustete in seine Tasse und lächelte, wenn auch müde. Aber es war eine verschlafene Müdigkeit, keine gedankliche Müdigkeit. Nia grinste ihn an, musste sich schon wieder eine Strähne aus der Stirn streichen.
"Sag du es mir." Augenblicklich senkte Rezo seinen Blick wieder auf seinen Kaffee.
"Ich habe zur Abwechslung mal wieder durchgeschlafen. Also nachdem Toni sich zu mir gelegt hat." Nia sagte nichts, beobachtete einfach weiter seinen Freund. Sichtbar nervös drehte dieser an seiner Tasse.
"Wenn man es ausspricht, klingt es seltsam." Also hatten sie nicht miteinander gesprochen, schade. Nia lehnte sich zurück, verkniff sich ein noch breiteres Grinsen. Wenn er jetzt schwieg, würde Rezo sich versuchen zu rechtfertigen und noch mehr von sich Preis geben.
"Ich meine nicht, dass ich es seltsam finde, wenn zwei Männer zusammen schlafen, aber..." Rezo verzog kurz das Gesicht, richtete dann einen vorwurfsvollen Blick auf Nia.
"Jetzt sag doch mal was!"
"Was soll ich denn sagen? Du hast mit Toni geschlafen und fandest es gut. Ich denke damit ist alles gesagt." Rezo lief rot an. Faszinierend, derart verlegen hatte er ihn noch nie gesehen. Und es war ja nicht gerade so, dass sie in ihrer üblichen Runde harmlosere Themen behandelten.
"Das hab ich so nicht gemeint!", protestierte dieser, als Toni die Küche betrat.
"Was hast du nicht gemeint?" Mit den Fingern die Frisur richtend, stand sein bester Freund in der Türe, als Rezo sich ruckartig auf dem Stuhl umdrehte. Nia legte den Kopf schief, das versprach interessant zu werden.
"Ni-nichts", stotterte der Angesprochene halb. Hätte Rezo dieser Spaß nichts bedeutet, hätte er ihn wahrscheinlich einfach wiederholt. Nia erinnerte sich, dass für Rezo das Thema noch bis vor ein paar Wochen noch nicht so befänglich gewesen war. Ihr Gespräch gestern schien also tatsächlich den Schalter umgelegt zu haben. Konnte er das als einen Erfolg ansehen?
"Ach komm schon, bitte", meinte Toni, der sich noch immer nicht von der Stelle bewegt hatte. Mit verstrubbelten dunklen Haaren, zerknittertem weißen Shirt und noch immer lächelnd, schaute er auf den Älteren hinunter. Armer Rezo, Tonis Ausstrahlung musste geradezu vernichtend für jedlichen Gedanken sein.
"Ähm... ich..." Nia beschloss für seinen Freund den Satz zu beenden.
"Wir hatten es gerade nur davon, dass ihr miteinander geschlafen habt." Tonis Lächeln entgleiste, bevor er sich ruckartig in Bewegung setzte, um sich ebenfalls etwas zum frühstücken zu holen und Rezo widmete sich wieder seinem Kaffee.

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