Kapitel 13

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Das erste, was Rezo wahrnahm, war eine beruhigende Wärme. Das Gefühl der Geborgenheit lullte ihn ein und er genoss es mit einem tiefen Seufzer. Erst nach einigen Minuten wurde ihm klar, dass er nicht alleine war und dass diese Wärme von einer weiteren Person ausgehen musste. Verwirrt versuchte er sich zu erinnern, wo er sich befand, fand aber nur gähnende Leere in seinem Kopf vor. War er zu Hause? Wenn ja, wer war bei ihm? Er hielt es für ziemlich unwahrscheinlich, dass TJ sich zu ihm gekuschelt hatte, anstatt wie gewohnt zu arbeiten. War er vielleicht gar nicht zu Hause? Und warum fühlte sich sein Kopf so schwer an? Die Erkenntnis wo er sich befand, kam schlagartig, als er blinzelnd die Augen aufschlug und direkt in Tonis schlafendes Gesicht sah. Er war in der Wohnung von Toni und Nia. Musste er sein, denn das war nicht sein Schlafzimmer und das war Toni, der neben ihm im Bett lag. Befriedigt, eine zufriedenstellende Antwort gefunden zu haben, schloss er wieder die Augen.

Moment, was? Erschrocken riss er die Augen wieder auf und zuckte zurück, um zumindest eine Handbreit Abstand zwischen sie zu bringen. Wie um Himmels Willen hatte er es geschafft, mit Toni in einem Bett zu landen? Seine Gedanken rasten, als er sich zu erinnern versuchte. Er war zu Toni und Nia gefahren, für den Videodreh. Sie hatten Filme geguckt, Toni hatte ihn vor seinem Albtraum gerettet, in einem schwachen Moment erwischt. Sie hatten die Videos gedreht, gesungen und Gespräche miteinander geführt, verdammt gute Gespräche. Und auch verdammt wichtige. Er hatte sowohl Toni, als auch Nia einen Einblick in seinen Kopf gewährt und das war ihm schwer gefallen. Aber es hatte ihm geholfen. Warum hatte er das nicht schon viel früher getan? Sich jemandem anvertraut, Hilfe gesucht? Sein Blick fokussierte wieder auf Toni. Anders, als der es immer beteuerte, hatte er sich in der Nacht nicht von ihm weggedreht, sondern lag noch immer zu ihm gewandt, Oberkörper mitsamt seiner Tattoos frei einsehbar, da. Rezo war in Versuchung den Kopf zu schütteln. Wie nur hatte er es geschafft, so lange seine Gefühle für ihn zu leugnen? Schon als Toni mit nassen Haaren vor ihm gestanden hatte, hätte ihm auffallen müssen, wie sündhaft gutaussehend er war. Oder in den Momenten, in denen Toni es immer und immer wieder geschafft hatte, ihn zu beruhigen, indem er einfache seine Hand hielt. Oder als er selbst immer wieder das Bedürfnis gehabt hatte, seine Hand zu nehmen. Vielleicht hätte er es auch einfach daran merken müssen, dass nur noch Toni der einzige, richtige Lichtblick in seinem Leben war. Rezo seufzte leise. Spätestens jedoch, als sie nebeneinander geschlafen hatten, hätte es ihm doch eindeutig klar sein müssen. Seine Gefühle waren unmissverständlich gewesen. Nur seine Gedanken hatten noch verrückt gespielt. Er hätte es sich da direkt eingestehen müssen. Stattdessen hatte er noch immer gegrübelt, wie er es immer machte.

Das war sein Problem. Er grübelte immer über alles viel zu viel nach. Seine Gedanken hatten eine derart zerstörerische Auswirkung auf ihn, allein schon, weil sie alles und jeden, aber am meisten ihn selbst in Frage stellten. Sie waren ermüdend, anstrengend und schier unaufhaltsam. Zumindest für ihn alleine. Nia hatte es geschafft, sie zu erkennen und zu vernichten, zumindest in Teilen. Toni hatte er es zu verdanken, dass nun schöne Worte anstelle der vernichteten standen. Er wollte keine Pillen schlucken, nur weil er zu schwach für seine Gedanken war, aber über sie reden, das konnte er. Das hatten ihm Toni und Nia in den letzten Tagen bewiesen. Darüber reden, nach Gründen zu suchen und diese zu beheben, das schaffte er mit Anleitung. Wäre es also nicht nur logisch, das ganze auf einer professionellen Ebene zu tun? Nia hatte ihm dazu bereits mehrfach geraten und das einzige, was ihm jetzt noch im Weg stand, war sein Stolz. Dass es funktionierte, dass es ihm half, das wusste er nun. Jetzt musste er sich nur noch dazu überwinden, sich einen Psychotherapeuten zu suchen. Er betrachtete wieder Toni, der noch immer entspannt neben ihm lag. Entspannt, wie er selbst es seit langem nicht mehr gewesen war. Nein, er musste sich nicht dazu überwinden. Er wollte es bereits jetzt. Er wollte diese Hilfe, wollte dieses Gefühl der Gelassenheit, das in den letzten Tagen immer mal wieder hervorgeblitzt war, zumindest einmal am Tag wirklich fühlen. Er wollte wieder ausgelassen sein, ausgeschlafen und enthusiastisch. Er wollte wieder richtig Leben, außerhalb seiner negativen Gedanken. Gleich nachher würde er Nia fragen, an wen er sich wenden musste, um eine Therapie machen zu können. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Es fühlte sich gut an, sich entschieden zu haben, als würde ihm eine Last abgenommen werden, von der er bisher gar nicht gewusst hatte, dass sie existierte.
Sein Blick fiel wieder auf Toni. Wie viel Uhr hatte es? Was hatten sie heute vor? Er hatte zur Abwechslung mal wieder tatsächlich Lust aufzustehen. Das Problem war nur: Dann müsste er Toni hier alleine lassen und eigentlich wollte er seine Nähe. Sollte er ihn wecken?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 21, 2019 ⏰

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