Kapitel 2

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Ich war gerade dabei das Tafelbild in mein Heft abzuzeichnen, als jemand an der Klassentür klopfte.

„Herein."

„Ava Teegarden?", rief unsere Schuldirektorin in einer angespannten Tonlage.

Oh-Oh. Das konnte nur Ärger heißen. Was ich wohl dieses Mal angestellt habe? Ich hob langsam meine Hand.

„Ah, und Nathan Pennington bitte. Folgt mir."

Mist. Das war bestimmt wieder meine Schuld. Aber warum kam diesmal denn Misses Campbell höchstpersönlich zu uns?

Ein leises Murmeln ging durch die Klasse, als ich meine Tasche packte und mit Nathan hinaustrat, wo auch ein anderer Junge stand. Wir folgten der Rektorin in ihr Büro, welches verriegelt wurde, nachdem wir eintraten.

„Was soll das alles?", fragte ich Nathan, doch der zuckte nur mit den Schultern.

Ich blickte zu dem Jungen mit den dunklen, nach hinten gegelten Haaren. Er kam mir so unglaublich bekannt vor. An seinen Namen konnte ich mich jedoch nicht mehr erinnern.

„Lenox Caldwell. Du hast dich bestimmt gefragt, wie ich heiße."

Ich riss erstaunt meine Augen auf, denn das habe ich mich tatsächlich gefragt.

„Und ich denke, dass dich auch interessierst, wie ich heiße. Ava Teegarden. Freut mich sehr."

Die Direktorin unterbrach unser Gespräch.

„Nun, Ava, ist dir in letzter Zeit etwas merkwürdiges vorgefallen?"

„Entschuldigen Sie, Misses. Ich verstehe nicht recht..."

„Du bist ein Mutant. Eine Telekinetin. Ich verstehe dich voll und ganz. Du bist verwirrt und hältst mich für verrückt, jedoch bist du nur dabei die Wahrheit zu erfahren und damit du dieser ganzen Sache auch Glauben schenken kannst, habe ich weitere wie dich in unserer Schule aufgesucht. Mister Caldwell, Mister Pennington."

Ich blickte sie baff an. Was sollte das Ganze? Sah ich etwa so aus wie Carrie?

Hilfesuchend blickte ich nun zu Nathan, der meinem Blick auswich und stattdessen ein Portrait von Misses Campbell betrachtete. Das war doch ein schlechter Witz! Sie fuhr fort zu reden:

„Die Periculos sind auf der Suche nach dir und es wird nicht mehr lange dauern, bis auch die Regierung davon Wind bekommt. Es -"

Lenox unterbrach sie. Es erschreckte mich, wie er sich traute mit der Direktorin umzugehen.

„Bestimmt hast du noch keine Ahnung, wer die Periculos sind: Das ist eine Organisation, die versucht uns Mutanten abzumurksen."

„Warte mal...heißt das du beherrschst auch diese Telekinese?"

„Nein. Nicht jeder Mutant ist Telekinet. Wir besitzen viele andere Gaben. Wie zum Beispiel das Gedankenlesen oder eine übernatürliche Schnelligkeit. Manche können sich in Tiere verwandeln, die Metamorphen, und nun errate, welche Gabe ich besitze."

Ich dachte an unser Gespräch von eben und es fiel mir wie Schuppen vor die Augen.

„Du kannst Gedanken lesen?"

„Nicht direkt. Ich bin ein Mischling. Normalerweise sind das totale Loser, aber ich besitze alle Fähigkeiten meiner Eltern. Seduction, Omnilingualismus und Aquäre. Ich kann deinem Körper Befehle erteilen, deine Gedanken lesen und Wasser beherrschen."

Angeberisch formte er das Wasser im Glas auf dem Tisch zu einer Kugel, ließ sie quer durch den Raum und danach wieder zurück in das Glas fliegen. Ich verfolgte es mit offenem Mund, riss die Augen auf und lehnte mich an die Wand, um an ihr hinunterzugleiten.

Eine Frage schwirrte mir besonders in meinem Kopf herum.

„Nathan?"

Er hatte sich bis jetzt noch garnicht geäußert.

„Wusstest du von all dem?"

Er nickte langsam.

„Warum durfte ich nichts davon wissen?"

„Es ist sehr kompliziert..."

„Dann erkläre es mir!"

Mein Puls fuhr hoch und ich raste vor Wut, was eine merkwürdige Regung in mir aufsteigen ließ. Alle Bücher fielen aus den Regalen. Dieses Machtgefühl, das mich überkam, war unglaublich, doch nur von kurzer Dauer, denn ich sackte augenblicklich in mich zusammen.

ÜbernatürlichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt