Glut

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„Was hast du denn? Der ist Passwort gesichert!" sagte ich als Twinky den Laptop öffnete. „Schick bitte Jesse spielen. Ich hab das Passwort, für den Fall Han passiert etwas. Julia ich will dich schützen!" Er war so anders als sonst, so übermäßig ernst. „Jesse geh in dein Zimmer, Onkel Twinky liest dir nachher eine Geschichte vor!" sagte ich und war froh dass meine Tochter so gut auf mich hörte. Anita war das bravste Kind auf der Welt und das schönste, sowie das netteste. Zwar sagt jede Mutter das über sein Kind, doch ich war die Einzige die das Recht dazu hatte dies zu sagen.

Twinky fuhr das Programm hoch, welches Han immer benutzte, wenn er seine Computerbrille aufsetzte und aussah wie ein Professor. „Ich kann doch kein Japanisch!" sagte ich etwas genervt und wusste immer noch nicht, was es spannendes an Hans Geschäften gab. Mit nur wenigen Klicks war das Programm auf Englisch und ich sah um was es ging. Größtenteils waren es Zahlwörter, damit ich von weitem nicht sah was dort stand, denn die Zahlen waren überall gleich. Hier ging es um mehrere Tausend Yen täglich. „Was sind denn das für Geschäfte? So viel Geld?" Mir dämmerte es, wir steckten tiefer drin, als ich es je erwartet hatte. „Also doch. Twinky wieso hast du mir nichts gesagt?" fragte ich schockiert und sah ihn an.

"Weil im Moment echt die Kacke am dampfen ist und ich Han versprechen musste dir nie etwas zu sagen. DK's Onkel kommt in die Stadt und Han hat DK während den Geschäften um mehr als 2 Millionen Dollar, nicht Yen, beschissen! Ihr habt kein Geld mehr Julia! Nur die 2 Millionen die er durch illegale Geschäfte bekommen hat. Die stecken wirklich überall drin, Onkel Kamata ist ein hohes Tier bei der Yakuza! DK mag zwar so blöd sein und nicht merken wenn Han hin und wieder Geld abzweigt, aber der Onkel wird es merken! Dabei sind die Geschäfte die DK machen darf nur Peanuts im Gegensatz zu dem was sonst abläuft!" berichtete er ohne Punkt und Komma.

Mir stiegen Tränen in die Augen. „Hier brodelt es also gewaltig und ein letzter Lufthauch entzündet die Glut und Han sagt mir nichts, denkt er auch an unsere Tochter?" fragte ich und schlug mit der Faust gegen die Wand. „Han hat vorhin gesagt das DK's Onkel kommt, er hat auch Angst!" „Wann kommt er?" „Er müsste bald bei DK sein und dann wird er DK zur Rede stellen, wo das Geld hin ist!" Mir wurde heiß und kalt. DK würde ausrasten wenn er bemerken würde, das Han ihn beklaute. „Twinky hör zu!" sagte ich ohne viel nachzudenken.

„Ich rufe das Kindermädchen an, Jesse kommt heute nicht mit in die Werkstatt. Ich schreibe dir eine Nummer auf, die rufst du an wenn mir etwas passiert und ich nicht zurück kann. Nimm Jesse zu dir bis sie geholt wird, packe dann auch gleich einen Koffer und dann wird alles gut oder?" Verzweifelt sah ich zu ihm und er stützte die Hände ins Gesicht. „Wieso bist du nicht einfach dort geblieben Jules?" Ich zuckte die Schultern. „Weil ich Angst habe?" Er nickte und ich verschwand in Jesses Zimmer. Ich wusste nicht was ich einpacken sollte, auf die Schnelle. Es landeten einige Klamotten in der Tasche und ihr Pass. Zahnbürste und einige Fotos von Han Twinky und mir, ihr zweit liebstes Kuscheltier.

„Kann ich dir das zumuten Twinky?" fragte ich ihn und er nickte. „Ich werde ihn zur Rede stellen, nachher. Ich werde ihm alles sagen und ich werde gehen. Hier steht alles bereit!" erklärte ich und fand meinen Plan schrecklich. Mir fehlte der Mut. „Wo fahren wir hin Mama?" fragte Jesse neugierig. „Zu Tante Mia nach LA. Ich versuche mitzukommen, aber wenn ich das nicht schaffe weil das Flugzeug zu früh fliegt, dann bringt Twinky dich oder Onkel Dominic holt dich!"

Es klang scheußlich was ich sagte, aber wie sollte man Jesse auch klarmachen was passiert, wenn es sich um so Etwas handelte. Erneut versuchte ich Dominic zu erreichen, doch er ging nicht ans Telefon. Dann probierte ich es bei Mia. „Hallo?" „Mia? Ich bin's Julia! Wieso geht Dominic nicht an sein Handy?" „Was ist los? Du klingst aber aufgeregt! Ich gebe dir mal die Nummer von seinem neuen Haustelefon!" Mit Stift und Zettel notierte ich sie. „Danke Mia. Danke für alles, danke dass du mich zu dem gemacht hast, was ich bin. Danke dass ich dich kennenlernen durfte. Ich hoffe du vergisst mich nie!" „Geht's dir gut Jules? Ist an der Mafiasache doch was dran? Steckst du in Schwierigkeiten?" So viele Fragen und nur eine Antwort. „Alles wird gut Mia!" Ich legte auf und rief auf dem Haustelefon von Dominic an. Eine Frauenstimme meldete sich. Elena? „Bin ich da bei Toretto?" „Ja. Wer fragt?" Definitiv war das nicht Elena. „Eine alte Freundin. Ich würde ihn gerne sprechen!" sagte ich und sie rief ihn. „Toretto?" meldete er sich und ich atmete auf.

„Leg nicht auf, ich bin es Julia! Es tut mir Leid was passiert ist, aber das hier ist wichtig. Wenn dich in nächster Zeit jemand anruft und es um Jesse geht, höre bitte auf ihn ja? Dominic das ist sehr Ernst! Geh bitte an dein Handy, du bekommst gleich eine SMS von der Nummer! Wenn die Nummer anruft ist der Notfall eingetreten ok?" „Ok!" sagte er nur. „Danke Dom. Wer war die Frau?" „Giselle. Ich wünsche dir einen schönen Tag!" Aufgelegt. Also war sie wieder bei ihm, er hatte sie wieder zu sich geholt. „Alles ok?" „Ja. Twinky, schreib der Nummer bitte eine SMS. Schreib das du der Kontaktmann bist oder so!" Etwas erschöpft und durcheinander setzte ich mich an den Küchentisch und starrte auf die Holzmaserung. Twinky setzte sich zu mir und hielt meine Hand. „Sag es ihm und verschwinde. Du schaffst das, beeil dich einfach. Habe eben schon das Kindermädchen informiert, sie kommt gleich. „Und wenn ich es nicht schaffe?" „Dann hole ich Jesse und passe auf sie auf bis Dominic sie holt. Das wird aber nicht passieren, weil ich alles dagegen tun werde!"

Ich umarmte ihn und begann zu weinen. Ich wollte doch nur das Beste für meine Tochter, deswegen war ich hier in Tokio, weil ich das Beste für sie wollte. Sie kam aus ihrem Zimmer und setzte sich auf meinen Schoß. „Meine Geschichte Mama!" bat sie und küsste meine Wange. Zu dritt saßen wir in ihrem Zimmer und Twinky las eine wunderschöne Kindergeschichte vor, eine mit Happy End. „Ich liebe dich so sehr Jesse!" sagte ich als das Kindermädchen kam und ich die Wohnung verließ. Auf dem Tisch lag die elterliche Ausreisebescheinigung für Jesse, dass jemand anders sie mitnehmen durfte. Ich wäre einen Bund mit dem Teufel eingegangen, um das was passieren würde zu verhindern.

Last WayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt