Familienzuwachs

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--Dominics Sicht--

Es war ziemlich früh als ich mit Anita vor ihrem neuen zuhause stand. Nichts war hier auf die Ankunft eines Kinder vorbereitet und ich nicht darauf jemals Vater zu sein, obwohl ich das auch noch nicht so ganz glauben konnte. Momentan schlief sie auf dem Beifahrersitz. Ein wunderschönes Kind. Mia, meine Schwester stand am Fenster und ich konnte ihre Mine nicht deuten, einerseits hieß es, das Anita hier war, das Julia etwas schreckliches zugestoßen sein musste, andererseits wussten wir aber beide, das sie dort noch irgendwo war.

Die Polizei von Tokio sprach schließlich auch nur von einer Leiche. Julia war im laufe der Zeit eine echte Toretto geworden und nicht so leicht unterzubekommen. Ohne etwas zu sagen hob ich die Kleine aus dem Sitz und brachte sie in mein Bett, sie sollte ruhig noch etwas schlafen. Mia kam mir auf dem Rückweg entgegen. „Hat dieser Typ noch irgendwas gesagt?" fragte sie und wieder standen ihr Tränen in den Augen. „Nichts. Nur das er nach LA kommen möchte!" sagte ich und umarmte sie. „Die arme Kleine. Ganz ohne Eltern. Wir müssen es ihr hier so schön wie möglich gestalten!" Ich nickte und holte dann die Tasche von ihr um sie in den Schrank im Gästezimmer zu packen. Beim auspacken fiel mir ein Brief in die Hand. Ich erkannte diese kleine feine Handschrift sofort, Julia. In dieser Handschrift stand mein Name auf dem Brief. Einmal holte ich tief Luft und dann öffnete ich ihn.

„Lieber Dominic. Ich wollte als Letzte das es soweit kommt und die Tatsache dass du den Brief liest bedeutet ja wohl das etwas gewaltig schief gelaufen ist. Rache ist hier fehl am Platz, nur für den Fall du hast an so etwas gedacht. Schließlich bist du jetzt zu alt dafür und musst dich um das wundervollste Kind der Welt kümmern. Um unsere kleine Anita Jessedy. Es tut mir Leid dass ich gelogen habe, dass ich so lange gelogen habe. Ich weiß das keine Entschuldigung und Erklärung gut genug wäre und ich hoffe es genügt dir dass ich in Selbsthass gebadet habe, denn mehr kann ich dir jetzt nichtmehr geben. Ich habe dich geliebt Dominic, bis zum letzten Moment. Ich hoffe du weißt das. Kümmere dich gut um Jesse, pass auf sie auf, so wie du auf mich aufgepasst hast als ich mit dir unterwegs war, denn da weiß ich das nichts schief geht! Es küsst dich zum letzten Mal deine Julia!"

Ich las ihn nochmal, nochmal und nochmal. Natürlich hatte ich dieses Mädchen geliebt, sie war meine 2. Große Liebe und das hatte ich ihr nie gesagt.

„Onkel Dominic?" rief eine kleine hohe Stimme. Dabei war ich nicht der Onkel, das war meine Tochter. Ich ging zu ihr und sie saß aufrecht in meinem Bett. „Ich habe Durst Onkel Dom!" Ich war Vater einer 3 Jährigen Tochter. Ohne ihr etwas zu trinken zu holen setzte ich mich zu ihr und drückte sie ganz fest an mich. „Du zerdrückst mich" kicherte sie. „Was möchtest du denn trinken Jesse? Milch?" Sie nickte eifrig und ich hob sie hoch. „Möchtest du dann weiter schlafen?" Jetzt schüttelte sie den Kopf. „Wann kommt Mama?" „Süße du trinkst jetzt deine Milch und dann erzähle ich dir etwas okay?" Wieder nickte sie und kletterte auf den Küchenstuhl. Ich, ohne jegliche Erfahrung mit Kindern, sollte jetzt meiner Tochter erklären dass ihre Mama vielleicht garnichtmehr wieder kommt. Zu allem übel klopfte es jetzt an der Tür. Es war Giselle, die seid einigen Tagen aus Afghanistan zurück war und die schon immer ein Auge auf mich geworfen hatte. Wegen ihr hatte ich nicht nur eine Auseinandersetzung mit Julia und wegen ihr war auch Elena gegangen.

„Du hast Besuch? Ist Julia da?" fragte Giselle und umarmte mich überschwänglich. „Nein. Meine Tochter wohnt jetzt hier" sagte ich ohne mit der Wimper zu zucken. „Tochter? Dominic was ist denn jetzt verkehrt mit dir?" lachte sie und schob sich an mir vorbei in die Küche und da saß nun mal Jesse. „Hallo!" piepste sie und winkte mit ihrer kleinen Hand. Giselle sah mich etwas verwirrt an. „Tochter?" fragte sie nochmal nach und ich nickte. „Wie stellst du dir das jetzt vor? Meinst du wir sind jetzt eine kleine Familie? So hab ich mir das nicht vorgestellt Dom! Wo ist denn Julia? Hat sie die kleine einfach sitzen lassen? Ich denke es ist die Tochter von Han?" So viele Fragen und nur eine saß zu tief. „Julia hätte ihre Tochter nie sitzen lassen. Es gibt genau 3 Menschen auf der Welt die sie über alles geliebt hat. Ihre Tochter Anita, ihren toten Freund Jesse und mich! Ich bin mir sicher sie hätte nicht gewollt das Jesse an deiner Seite groß wird. Wir können gern Freunde bleiben, aber hier ist nicht der richtige Platz für dich!" Mit dieser Aussage wies ich auf die Tür.

„Gerne Dominic. Ich gehe gerne!" Weg war sie, mit ihrem jetzt vermutlich gebrochenen Herzen. „Wo ist jetzt Mama Onkel Dominic?" fragte Jesse nochmal und ich merkte dass ich nicht um das Gespräch mit ihr rumkommen würde, es könnte mir keiner abnehmen. Mia half mir dabei und wir einigten uns mit Jesse darauf, dass ich ihr neuer Papa sein würde, denn Han war im Himmel. Die Stelle mit Julia war schwieriger, aber Jesse verstand es. Sie war ein so wundervolles Kind. Den Rest des Tages verbrachten wir in der Werkstatt und Mia holte sie zum Abendbrot. Als ich nach Hause kam freute sie sich und ich brachte sie ins Bett. Wie sollte ich nur ein kleines Mädchen groß ziehen?

Mit Brian saß ich auf meiner Veranda, ein gutes Corona in der Hand. „Jetzt sind wir ja doch beide Väter. Ich hab es gewusst!" sagte Brian und zuckte die Schultern. „Ja. Irgendwie wusste das jeder und hätte sie gewusst, dass es jeder weiß. Sie wäre hier geblieben, bei mir und jetzt würde sie hier sitzen. Nur wird das nicht gehen!" Die Sonne ging eben unter und der Himmel färbte sich rot. Wunderschön. „Denkst du sie lebt?" fragte Brian und ich hörte wie er zweifelte. „Auf jeden Fall! Es ist doch Julia. Sie ist ein so starkes Mädchen! Brian ich verspreche dir, wenn sie wieder hier ist und das wird bald sein, dann heirate ich sie vom Fleck weg!" Ich grinste, denn das war eine echt schöne Vorstellung. Vorher hatte ich dieses Gefühl nur bei einer Frau, bei Letty und jetzt war es wieder da. „Aber nur wenn ich dein Trauzeuge sein kann! Ich meine, wer auch sonst?"

Wir lachten beide und das gab mir wieder Hoffnung. Oben schlief meine kleine Tochter und hier saß mein Schwager. Ein Haus weiter passte meine Schwester auf meinen Neffen auf. In dieser Gleichung fehlte nur meine Frau die sich um mich kümmerte, die einzige Komponente die hier hinein passte war Julia. Eine Träne lief meine Wange runter und ich wischte sie weg, in der Hoffnung dass Brian sie nicht gesehen hatte. Hatte er nicht. Irgendwann legte auch ich mich neben das kleine Mädchen und betrachtete ganz genau ihr Gesicht, ich fand sie sah genau aus wie Julia.

Last WayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt