Taehyung
Die Luft ausstoßend verlies ich frustriert mit einer dreiwöchigen Suspendierung und einer weiteren Missbilligung am Hals das Büro des Direktors, womit ich ungewollt viel Aufsehen erregte. Die meisten Schüler im Schulflur wichen schnell zur Seite, als ich an ihnen vorbei lief, um mich auf Abstand zu halten. Ich merkte ihnen die Angst an, die sie mir gegenüber verspürten, woran ich zugegebenermaßen selbst Schuld war, aber momentan war ich viel zu aufgelöst, um mir darüber den Kopf zu zerbrechen.
Trotz der Tatsache, dass jeder um mich herum am liebsten schreiend von mir wegrennen würde, durchbohrten sie mich unauffällig mit ihren Blicken, welche die pure Neugier widerspiegelten und ich deutlich zu spüren bekam. Man sah ihnen an, dass sich in ihren Köpfen bereits die wildesten Szenarien abspielten, wie das Gespräch mit dem Direktor wohl verlaufen war, wodurch ich mich noch unwohler fühlte, als sowieso schon.
„Was glotzt ihr so?! Kümmert euch um euren Scheiß!", meckerte ich sie harsch an, weswegen die Meisten dieser Lappen ängstlich zusammenzuckten und auf dem Absatz kehrt machten. Der Flur war mit einem Mal so viel leerer, im Vergleich zu vorhin, was ich mit einem abfälligen Schnauben quittierte.
Ich passierte das Schultor und blickte starr zu Boden, indessen ich den Weg nach Hause ansteuerte. Noch eine Suspendierung, verdammt. Wie sollte ich denn diesmal meinen Eltern beibringen, dass ich schon wieder ausgetickt bin? Ich konnte gerade so noch von Glück reden, dass ich nicht von der Schule geworfen wurde, da mein Vertrauenslehrer mir stehts zur Seite stand. Dabei schien er nicht mal eine Sekunde lang an den Gedanken verschwendet zu haben sich selbst zu retten, indem er mich fallen ließ und zur sichereren Gegenposition wechselte. Herrn Tuan hatte ich echt viel zu verdanken, weshalb es mich selbst kaum noch wunderte, dass er von mir an dieser Drecksschule eben den größten Respekt bekam, ohne, dass ich mich stets um diese meist vorgegaukelte Höflichkeit bemühen musste. Die anderen Lehrer gingen mir allerdings mit ihrer hinterhältigen sowie ignoranten Art gewaltig auf die Nerven und waren allesamt für die Tonne - genau so wie unser ach so tolle Direktor.
Was für einen Einfluss Herr Tuan auf unseren Direx hatte, war schon erstaunlich und auch irgendwie verdächtig zugleich. Aber was auch immer bei denen lief: das ging mich nichts an und war mir auch relativ egal.
Ich hatte andere Dinge, um die ich mir Sorgen machen musste. Der Blick, der mir Herr Wang am Ende schenkte und mich spüren ließ, dass ich demnächst definitiv nicht wieder so leicht durchkommen würde - zum Beispiel.
Es würde mich nicht wundern, wenn er mich tatsächlich so abgrundtief hasste, wie ich es mir schon immer ausmalte. So wie er von Beginn bis zum Ende des Gesprächs seinen Kühlpack an seine Nase hielt und mich mit solch einem hasserfüllten Blick anstarrte, wäre meine Vermutung ziemlich realitätsnah. Seit Tag eins an dieser Schule hatte er besonders ein Auge auf mich geworfen, dabei gehörte ich anfangs nicht mal zu den negativ auffallenden Schülern.
Ach, zur Hölle, Herr Wang musste mich spätestens ab jetzt hassen, ich habe ihm versehentlich eine reingehauen und das gerade nicht mit wenig Kraft.
Es fehlte nicht viel, bis der Direktor mich eigenhändig von der Schule schmeißen würde und da konnte Herr Tuan tun und sagen was er wollte, es würde nichts bringen.
Genervt kickte ich einen Stein vor mich hin.
Mein Vater würde wieder wie immer um sich schlagen und mich anschreien, dass ich nur Ärger machte, wenn ich erklärte, warum ich für die nächste Zeit nicht die Schule besuchen werde, aber dagegen war ich schon längst abgehärtet. Dieser alte Sack hasste mich so oder so, also juckte es mich nicht was er von meiner etwas verzwickten Situation hielt.
Ich zuckte mit den Schultern.
Was soll's, ihn leiden konnte ich eh nicht. Doch niemanden lässt das enttäuschte Gesicht seiner eigenen Mutter kalt. Auch mich nicht.
Mit leichter Verzweiflung fuhr ich durchs Haar.
Super.
Kim Taehyung, du saßt mal wieder tief in der Scheiße.
Ich zog mir meine Kapuze tief ins Gesicht und wich den neugierigen Blicken eines älteren Paares aus, die offensichtlich mir galten. Die Sonne, die keinerlei Wärme an diesem Novembertag ausstrahlte, stand hoch am Himmel und wenn man die beiden Personen, die geradewegs an mir vorbeispazierten, außer Acht ließ, waren die Straßen Daegus an diesem Tag ungewöhnlich leer. Meine Hände in die Tasche meines Pullis vergrabend, kickte ich weiterhin gedankenverloren Steine vom Gehweg.
Hoffentlich ließ mir die Schule wenigstens ein wenig Zeit, damit ich meinen Eltern selbst von dem Vorfall erzählen konnte, sodass die Strafe, um die ich sowieso nicht drum rumkam, milder ausfiele.
Wie automatisch blieb ich plötzlich stehen. Verwirrt hob ich den Kopf und merkte, dass ich so sehr in meinen Gedanken vertieft und bereits an meinem Haus vorbeimarschiert war. Langsam ging ich das kurze Stück zurück, während ich mich schon mental auf das vorbereitete, was später auf mich zukommen würde.
Missmutig und meiner Konsole bereits nachtrauernd kramte ich meine Schlüssel hervor und schloss die Tür auf, ehe ich diese seufzend wieder ins Schloss fallen ließ.
Langsam drehte ich mich mit gesenktem Kopf um und wollte mich auf direktem Wege in mein Zimmer begeben, doch blieb dann ruckartig stehen, als sich zwei Beine sich in meinem Sichtfeld erstreckten. Ich sah auf, in Augen, die mich ernst ansahen, wobei es mir bereits etwas mulmig zumute wurde.
Und als ich dann diesen einen Satz zu Ohren bekam, setzte mein Herz für eine Sekunde aus.
"Pack' deine Sachen."
°Love Maze
161019
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Love Maze| ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ
FanfictionJungkook ist ein ziemlich schüchterner Schüler, der es unter keinen Umständen wagen würde seine wohlgeliebte Komfortzone zu verlassen. Schon immer war er ein Feind der plötzlichen Lebensumstellungen und findet diese auch nicht nötig: sein Leben gefä...