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Taehyung

Kalter, unangenehmer Schauer krabbelte meinen Körper hinauf.

Das meinte sie doch nicht ernst, oder?!

Vor Schreck vergaß ich zu atmen, während ich sie mit geweiteten Augen ansah. Sie erwiderte das ungläubige Anstarren meinerseits mit einem noch immer festen Blick, welcher mir durch Mark und Bein ging. Sie lächelte nicht. Ihre Mimik änderte sich nicht. Sie schien nicht zu spaßen.

Mein Herz klopfte mir wild gegen die Brust, sodass ich schon Angst bekam, dass es in jedem Moment herausspringen könnte. Es erschien mir in diesem Augenblick nicht mal ein wenig abwegig. Es klopfte, nein, es hämmerte regelrecht so stark gegen meine Brust, dass es schon wehtat.

Stille kehrte ein.

Mehrmals öffnete ich meinen Mund, um etwas zu sagen, aber es kam einfach gar kein Ton heraus, weshalb ich ihn erstmal schloss. Mein Hals war trocken, sodass es einfach kratzte, das starke Zittern trat ein und beschlagnahmte meine Hände. Ich formte sie zu einer Faust, um es ein wenig unter Kontrolle zu bekommen, aber das brachte so gut wie nichts. Meine Hände zitterten noch immer. Ich spürte ein Kribbeln an meinen Beinen und merkte wie instabil ich auf ihnen stand. Meine Knie glichen weiche Butter und gab mir das Gefühl in kürze einfach zu fallen. Das Atmen fiel mir schwer und erfolgte in unregelmäßigen Abständen.

"W-was?", hörte ich mich dann doch krächzend fragen, wodurch ich meine Augenbrauen kurz überrascht zusammenzog. Es war nicht lauter als ein Flüstern.

Wollte meine Mutter mich ernsthaft rauschmeißen? Shit. Bitte nicht.

„Wir verschwinden."

Sie wollte mich wirklich rausschmeißen. Sie wollte mich rausschmeißen. 

Fuck. Fuck. Fuck.

Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig, mein Gesicht wurde kreidebleich. 

Ich werde auf der Straße leben müssen. Ich hatte zwar sowieso schon das Gefühl, dass ich in der Zukunft nichts Großartiges erreichen werde, aber nun werde ich wohl nicht mal die Chance bekommen etwas erreichen zu können.

 Meine Hände fingen an zu schwitzen. 

Die Schule war wohl schneller als ich. Meine eigene Mutter wollte mich nicht mehr bei sich haben. Sie wollte mich loswerden. Ich war ihr zu viel.  Nun habe ich niemanden mehr, der an mich glaubt und unterstützt. Niemanden. Ich werde alleine sterben, ich- Warte mal.

"Hier", sagte sie im geheimnisvollen Ton und drückte mir meinen Koffer in die Hand. Überrumpelt nahm ich ihn und blinzelte perplex erst diesen Gegenstand in meinen Händen und dann meine Mutter vor mir an. Die innere Unruhe, welche mich beinahe komplett irre machte, war mit einem Mal verschwunden und hinterließ nur noch die pure Konfusion.

„Hä?"

Es war deutlich zu sehen, dass ich überhaupt nichts mehr raffte: mir stand ein fettes Fragezeichen ins Gesicht geschrieben, welches meine Mutter wohl ohne große Mühe zu bemerken schien.

"Wir? Wir beide? Und was ist mit dem alten Sa-, ich meine, Dad?"

Nervös warf sie einen Blick auf die Uhr, die im Flur hing, ehe sie sich mir wieder zu wandte. "Wir sollten schon weg sein, bevor dein Vater nach Hause kommt. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit."

Plötzlich machte es in meinem Kopf klick. Meine Miene hellte sich auf.

Meine Mutter wollte mit mir verduften. Weit weg von meinem Vater. 

Ein freudiges Grinsen breitete sich über mein Gesicht aus.

Halleluja, ich glaubte, dies war die beste Entscheidung, die sie bisher getroffen hat. Ich war völlig hin und weg von ihrem grandiosen Einfall dieses Arschloch in der Vergangenheit ruhen zu lassen. Endlich traute sich meine Mutter sich gegen meinen Vater zu stellen und sah endlich ein, dass ihre Beziehung, die sie einst mal gewesen war, schon lange nicht mehr dieselbe war. 

Plötzlich ging alles ganz schnell: mit einem entschlossenen Blick, welchen ich dem Koffer in meinen Händen widmete, marschierte ich ohne wenn und aber in mein Zimmer und fing an meinen Kram einzupacken. Die Suspendierung? Die war mir auf einmal schnuppe.

Das Wichtigste war in diesem Moment, dass wir so schnell wie möglich von diesem Irren wegkamen, damit wir ein neues Leben beginnen könnten. Erst dann, als ich mit dem vollbepackten Koffer zurück in den Flur kam, bemerkte ich die Umzugskartons, die ich wohl wegen dem Schock übersehen zu haben schien.

"Mom, wie willst du die ins Auto kriegen? Das sind doch viel zu viele Kartons."

Sie lächelte. "Überlass das mir, mein Sohn."

Zu zweit trugen wir alles nach draußen, was wir mitnehmen wollten. Gefühlt war es fast die ganze Einrichtung. "Diese Sachen sind wichtig", wollte sie mir glaubhaft machen, nachdem sie mich ertappt ansah. Verstehend nickte ich mit hochgezogenen Augen, aber insgeheim war ich der Meinung, dass sie sich von den Sachen einfach nicht trennen wollte. Als ich auch den letzten Karton hinausbrachte und ihn neben meiner Mutter abstellte, sah ich vor mir einen Umzugswagen, der vor mir zum Stehen kam.

Ich staunte.

Neben mir legte sie ihren Arm um meine Schulter und zog mich an sie heran, wobei sie mich so anstrahlte wie lange nicht mehr. Es machte mich glücklich, dass sie es scheinbar auch war und ich hoffte, dass es auch so blieb, nachdem wir endlich ein neues Kapitel im Leben aufschlagen konnten. 

Es war hart für uns beide, doch nun würde sich einiges ändern und dafür war ich mehr als bereit.

Mit der Hilfe des Fahrers luden wir zusammen die Kartons in den Wagen und als auch der letzte dorthin getragen wurde, stiegen meine Mom und ich in ihr Auto und fuhren dicht gefolgt vom Umzugswagen los.

Auf ein neues Leben.

°Love Maze
051119

Love Maze| ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt