Jungkook
Lautes Stimmengewirr, das Rumgeschrei der Fünftklässler und überall Schüler, wohin der Blinkwinkel auch nur reichte und trotzdem galt meine Aufmerksamkeit einzig und allein diesem bestimmten Tisch, welcher weiter weg von uns war.
Schamlos schielte ich immer wieder verstohlen zu dem Neuen hinüber. Zwischen uns war zwar ein gewisser Sicherheitsabstand, aber mir bewusst, dass die Gefahr, dass mein unaufälliges Starren aufflog, zu meinem Pech sicher nicht so gering war, wie ich es mir im Inneren erhoffte. Und trotzdem konnte ich es nicht sein lassen.
Nachdenkend kniff ich die Augen ein wenig zusammen.
Alles drehte sich nur noch um ihn. Das hätte mir wirklich Schnuppe sein können, wenn dieses Turnado nicht dabei wäre mich aus meiner sicheren und gewohnten Umgebung mitzureißen. Das gefiel mir nicht. Das gefiel mir ganz und gar nicht.
Seitdem der mysteriöse Junge in unsere Klasse kam, konnte ich nicht anders als zu hinterfragen, warum das Schicksal sich gegen mich verschworen hatte.
Das kam mir einfach alles zu suspekt vor.
Taehyung, so wie er sich vorgestellt hatte, war mir bereits beim allerersten Treffen nicht geheuer gewesen und schon da hatte ich im Unterbewusstsein beschlossen einen Bogen um ihn zu machen. Es war beinahe eine Art Versprechen mit mir selbst, den ich weder auflösen konnte noch wollte, als mir sein gruseliger Blick und die dazugehörige Aura mir durch Mark und Bein gegangen waren. Aber scheinbar wurde diesem Beschluss, noch kurz bevor ich ihn als gültig empfand, einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Er hätte auf so viele andere Schulen gehen können und war ausgerechnet hier. Aber wie konnte ich es nicht bemerken? Auf den Weg zur Schule wäre er mir bestimmt auch in der Hektik aufgefallen, doch geschweige denn in der Zeitspanne von zu Hause bis zum Schulhof noch in der Zeit, die meine Freunde und ich im Schulgebäude verbrachten, bin ich auf ihn gestoßen.
Erneut durchbohrte ich die Gestalt, die unbekümmert an diesem Tisch saß, mit forschenden Blicken.
Wie ich zu ihm rüberschaute musste wirklich seltsam aussehen, aber solange ich nicht begriff, warum unsere Wege sich immer wieder kreuzen, wusste ich mir nicht anders zu verhelfen als dieses Rätsel zu entschlüsseln, auch wenn es hieß ihn anzustarren, bis mir die Antwort einfiel. Es ließ mir echt keine Ruhe, egal wie sehr ich mich darum bemühte.
"Die Mädchen fahren voll auf den ab."
"Huh?", gab ich abweisend von mir, doch noch immer galt mein Blick diesem Tisch in der überfüllten Mensa. Er saß mit wenigen Schülern zusammen, allerdings kümmerte sich jeder um seinen eigenen Kram. Sie schenkten sich gegenseitig keine Beachtung, aßen still oder beschäftigten sich anderweitig, doch es schien ihm mehr als recht.
Hier wurde mir ein weiteres Mal klar, wie anders er im Vergleich zu den anderen Schülern war. Egal wie ich es drehte und wendete - er passte irgendwie nie ins Bild. Anders als die Leute aus meiner Stufe versuchte er nicht mal ansatzweise Anschluss zu finden. Die Sorte von Mensch, die eher zu den Stilleren gehörten, war da nicht anders, aber im Gegensatz zu ihm hoffte man doch irgendwie im Stillen angesprochen zu werden, um diesen peinlichen ersten Schritt -auf neue Leute zuzugehen- überspringen zu können. Ihn schien es jedoch einfach nicht zu interessieren.
Anders als die Stilleren hier, anders als ich, hatte er nicht diesen verlorenen Ausdruck in den Augen, den ich definitiv gehabt hatte.
Taehyung sah fest davon überzeugt aus, dass hier nicht der Ort zum Freundschaften schließen war, er zog einfach sein eigenes Ding durch und brauchte dafür niemanden - das sah man sofort. Und mir war das eigentlich recht, solange er fern von mir blieb.
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Love Maze| ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏ
FanfictionJungkook ist ein ziemlich schüchterner Schüler, der es unter keinen Umständen wagen würde seine wohlgeliebte Komfortzone zu verlassen. Schon immer war er ein Feind der plötzlichen Lebensumstellungen und findet diese auch nicht nötig: sein Leben gefä...