8

15 4 1
                                    

Ich schrak auf. Ich hatte nicht bemerkt, dass nur noch Killian und ich übrig waren. "Tut mir leid wegen gestern" ertönte erneut die sanfte Stimme. Er hatte sich neben mich gesetz und unsere Blicke trafen sich. "Äh, was?" kam es plötzlich aus mir heraus. Meinte er wirklich das, woran ich gerade dachte? "Naja tut mir leid, wenn du dachtest ich würde dich küssen. Ich hatte glaube ich ein paar drinks zu viel und es war einfach nicht mein Tag."

Plötzlich entwickelte sich Wut in mir. Will er mir ernsthaft erzählen, dass er mich gar nicht küssen wollte? Er war definitiv noch bei Sinnen, das hätte ich schwören können. Die Wut in mir kochte, er lässt mich jetzt als das dumme naive kleine Mädchen darstehen, welches er gar nicht küssen wollen würde. Ich fühlte mich beschähmt, sogar in meiner eigenen Haut unwohl. Warum tut er das jetzt? Um mir weiszumachen, dass ich nicht denken sol er würde mich jemals küssen? So lasse ich mich nicht behandeln.

In meinen Augen brannte die Wut. Ich erhob mich und ging vom Feuer weg ohne ihn auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen. Er machte meine ganze Romantik kaputt. Nun saß er alleine dort, doch ich wollte einfach nur weg. Weg von ihm und seiner verlogenen Arroganz.

Die anderen schliefen schon. Das Wetter war gut also schliefen alle unter freiem Himmel und auch ich würde ihnen Folgen und bereitete meinen Schlafplatz neben V vor. Ich kam hier her um meine Gedanken auf schöne Dinge zu lenken und von ihm weg. Jetzt liege ich hier und das Gefühl der Demütigung zerstörte selbst den wunderschönen Anblick der Sterne.

***

Das leise Geräusch von Zwitschernen Vögeln weckte mich aus dem Schlaf.  Ein paar Sonnenstrahlen bahnten ihren Weg durch die Baumkronen und verliehen dem Wald etwas magisches. Die anderen schliefen noch also machte ich mich alleine auf den Weg. Ich liebte Morgenspaziergänge. So konnte meine Gedanken sortieren und in Ruhe in den Tag starten.

Kleine Zweige knackten unter meinen Füßen und ein seichter Wind brachte die Blätter zum Schwingen. Nach wenigen Minuten erreichte ich den kleinen See, welcher ganz in der Nähe des Baumhauses war. Obwohl er so versteckt war, gab es einen kleinen Steg.

Von hier aus hatten Ian und ich die anderen auf ihren Luftmatratzen schwimmen lassen. Bei dem Gedanken daran musste ich schmunzeln. Wegen dieser kleinen und versteckten Orte liebte ich Greenfield. Ich wollte mein Leben lang hier bleiben. Auch wenn ich außerhalb studieren müsste, würde es mich danach immer wieder hier her ziehen. Ich wünschte mir immer, dass meine Kinder irgendwann eine genau so wundervolle und abenteuerliche Kindheit hätten, wie ich sie hier hatte.

Es knarzte unter meinen Füßen als ich den Steg betrat.Ich ging bis zum Ende des Stegs ehe ich mich niederließ und meine Füße in Wasser plätschern ließ. Dieser kurze Moment der Idylle und des Einklangs ließ mich für einen Augenblick in meiner eigenen Welt schweben. Ohne Schulstress, ohne das Gefühlschoas, welches in mir wütete und ohne die Angst vor dem was kommt.

Plötzlich riss mich der Lärm von Düsenjets aus meinen Träumen. Wie Rakteten schossen sie im Himmel über mich hinweg. Ein eiskalter Schauer lief mir den Rücken hinunter und die Angst machte sich wieder in mir breit. Nicht einmal mehr hier, an dem Ort der idyllischer nicht sein konnte, fühlte ich mich noch wohl.

Mein Moment war zerstört. Ich hatte keine Lust mehr hier zu sein. Weder am Steg noch am Baumhaus, wo warscheinlich Killian auf mich warten würde um mich weiter zu demütigen. Meine Gute Laune war dahin.

Langsam stand ich auf und ging zurück zum Ufer. Noch einmal blickte ich in den Himmel, wo noch Reste der Kondesstreifen zu sehen waren, welche die Jets hinterlassen haben. Schließlich verschwanden auch diese hinter den Blättern der Baumkronen. Der Rückweg zum Baumhaus kam mir viel länger vor als mein Spaziergang zum See und auch das knacken der Äste unter meinen Füßen hatte seine Wirkung verloren.

Bald erreichte ich das Baumhaus und Ed kam mir mit besorgtem Blick entgegen "Wo zum Teufel warst du? Q, wir haben uns Sorgen gemacht." Anstatt auf Eds Frage zu antworten, fragte ich bloß "Ed, bringst du mich nach Hause?" Sein Blick wurde noch besorgter. In all den Jahren gab es niemanden der mich so gut kannte wie er. Er würde mich bei allem unterstützen selbst wenn es das Entsorgen einer Leiche wäre.

Ohne nachzufragen nickte er bloß und nahm mich in den Arm. Er wusste, dass ich hier und jetzt nicht drüber sprechen würde. In diesem Moment war ich einfach nur dankbar einen Freund wie ihn zu haben. "Komm wir machen uns auf den Weg. Sieht es aus als würde es gleich regnen und Frühstücken können wir auch Donuts bei Joe's" Ich warf ihn noch einen dankbaren BLick zu bevor ich meine Sachen zusammen suchte.

Die anderen machten sich auch so langsam fertig, doch Ed und ich gingen schonmal. Es herrschte Stille. Nur der Wind, der zwischen den Blättern wehte, war zu hören. Der Parkplatz war nicht weit also erreichten wir Ruby, Eds Auto schon nach kurzer Zeit.

"Edle Dame, darf ich bitten?" Ed hielt mir die Beifahrertür auf und entlockte mir mit seiner typischen Eddie-Art ein Lächeln. Wie üblich machte Ruby nicht sofort, was man von ihr wollte doch sprang letztendlich doch an.

Während der Fahrt blickte Ed mehrmals zu mir rüber. "Du hast sie auch gehört, stimmts?" brach der Stille. Schweigend starrte ich weiterhin auf die Straße, nickte jedoch. Auch er hatte die Jets bemerkt und scheinbar bereitete es ihm ebenfalls große Sorgen. "Ich habe auch Angst" öffnete er sich mir und ich merkte die Unsicherheit und das leichte zittern in seiner Stimme.

99 DaysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt