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Eine Stunde und einen unbequemen Versuch eines der Kleider im Auto anzuziehen später stand sie vor der Glastür der Chapple und strich den roten Stoff ihres gewagten neuen Outfits glatt.

Sie hatte es erstaunlicherweise noch rechtzeitig geschafft und nun, da ihr Kopf an etwas anderes denken konnte, als zu spät zu kommen, fiel ihr auch wieder ein weswegen sie eigentlich vorhin so aufgebracht gewesen war.

Joseph.

Und genau dort sah sie ihn sitzen. Auf dem Billardtisch und in ein Gespräch mit Jake vertieft. So konnte sie ihn unmöglich mit ihren neuen Erkenntnissen konfrontieren. Nicht wenn Jake dabei war.

An den Tresen gelehnt beobachtete sie die beiden. Ob die Tatsache, dass sie am vorherigen Tag auf seinem Profil unterwegs war und dann von ihm geträumt hatte ihr jetziges Verhalten in irgendeiner Weise besser machen würde? Sie bezweifelte es. Aber die ersten beiden Dinge konnte er ja unmöglich wissen und Nora hoffte, dass er auch nicht mitbekam wie sie ihn beobachtete.

Etwas irritiert starrte Nora in die Richtung in der Jake gerade noch gestanden hatte. Sie hatte gesehen, wie ihr Arbeitgeber Joseph in eine Umarmung gezogen hatte. Hatte Jake sie jemals umarmt?

Sie wagte es gar nicht sich von der Stelle zu rühren. So irritiert hatte sie diese innige Geste zwischen den beiden.

Sie rührte sich erst, als sie realisierte, dass Josephs Blick auf sie gerichtet war. Langsam machte sie ein paar Schritte auf den Billardtisch zu. Gerade als sie nurnoch ein paar Meter von ihm entfernt war kamen ihr wieder die Bilder von letzter Nacht in den Sinn. Ungewollt schoss ihr die Röte ins Gesicht.

Josephs Lippen umspielte ein Grinsen. Mit einem Ruck stieß er sich vom Tisch ab und kam ein paar Schritte auf Nora zu.

»Was ist dir denn so unangenehm

Nora sah ihn an und sie merkte wie ihr die Hitze noch mehr zu Kopf stieg. Er stand doch tatsächlich in einem Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln vor ihr. Zum Glück war es nicht weiß, das war aber auch die einzige Sache, die daran anders war.

Sie merkte wie sich eine unangenehme Gänsehaut auf ihren Armen ausbreitete.

Reiß dich zusammen, Nora. Das war nur ein Traum. Es gibt wichtigere Dinge zu besprechen.

Schwer mit ihrem inneren Mantra beschäftigt schloss sie die Augen und atmete tief durch. Dann griff sie Josephs Ärmel und zog ihn in den Mitarbeiterraum.

»Oho, ich dachte der Mitarbeiterraum wäre nicht für diese Art von..Unternehmungen.«, flüsterte Joseph schon fast beiläufig und ließ sich ohne Widerrede von Nora mitziehen.

Nachdem die Braunhaarige den Größeren unbeholfen durch die Tür des Mitarbeiterraums gestoßen hatte, schloss sie diese hinter sich und ließ ihren Blick für eine kurze Sekunde über Joseph schweifen.

Solche Hemden standen ihm wirklich gut.

Aber dafür war Nora jetzt nicht hier. Dafür wäre sie niemals hier, oh Gott. Was dachte sie da schon wieder.

Den Moment des Schweigens nutzte Joseph direkt um einen Kommentar über Noras neuen Kleidungsstil abzugeben:»Das Kleid steht dir. Sowas solltest du öfter tragen.«

Seine Tonfall klang nicht so abfällig und herablassend wie sonst immer. Fast schon so, als würde er das Kompliment ernst meinen. Aber Nora schenkte dieser Tatsache nicht weiter ihre Aufmerksamkeit, sondern murmelte nur noch schnell ein Danke bevor sie sich den wichtigeren Themen zuwandte.

»Also.«,fing die Kleinere an und machte eine ungewollt dramatische Pause,»Ich habe gestern Erika getroffen..?« Am Ende ihres Satzes klang es schon fast wie eine Frage. Aber eigentlich wartete sie nur Josephs Reaktion ab. Wusste er was jetzt kommen würde? Doch keine Reaktion seinerseits. So als ob er nichtmal mehr wüsste wer dieses Mädchen überhaupt war.

Kurz räusperte sich Nora, um die unangenehme Stille zu brechen damit sie fortfahren konnte.

»Sie hat mir da so einige Dinge erzählt, weißt du? Zum Beispiel, dass ich deine eifersüchtige Freundin bin?«

Josephs Blick hatte bis dahin auf dem Boden verweilt, doch jetzt richtete er sich auf sie.

»Und ich weiß zwar nicht genau wieso du das gesagt hast, weil du ja offensichtlich nicht willst, dass diese Mädchen hier her zurü-« Weiter kam Nora mit ihrem Monolog nicht, da Joseph ein paar Schritte auf sie zu gegangen war und nun sein einer Arm neben ihrem Kopf an der Tür lehnte, vor der Nora nach wie vor stand.

»Du bist vielleicht nicht meine Freundin, aber ich sehe doch deine eifersüchtigen Blicke.«

Gerade öffnete Nora den Mund, um sich für diese Anschuldigungen zu rechtfertigen, da sagte Joseph etwas, dass sie für einen Moment vor Unbehagen verstummen ließ.

»Denkst du ich habe nicht bemerkt, wie du Erika und mich gestern Abend verfolgt hast?«

Just Joseph [German]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt