Ohne dass ich es gemerkt hätte, ist der Vormittag umgegangen. Stella verabschiedet sich von uns und Lucius und ich gehen zum Mittagessen. Jana, Elina und Isaak sitzen bereits an unserem Tisch. Elina liegt in Isaaks Armen, offenbar sind die beiden wieder zusammen. Jana strahlt als sie uns sieht. „Gott sei Dank, ich dachte ich muss vor Langeweile sterben. Diese beiden Turteltäubchen haben miteinander gesprochen und sind seitdem nicht mehr anwesend." „Das kann ich mir vorstellen.", sagt Lucius lachend. Ich schweige und denke über das Training nach. Stella würde mir einzig und allein beibringen, wie ich meditiere. Alles andere werden mir Sol und Luna beibringen. Geister. Irgendwie eine gruselige Vorstellung. „Sydney! Hallo!", ruft Jana plötzlich. „Was ist denn?", frage ich verwirrt. „Ich habe gefragt, warum du heute Einzeltraining hattest und wie es war! Welches Element hast du eigentlich?", sagt Jana augenverdrehend. „Ähm-." Ich überlege, was ich sagen darf. Lucius nimmt mir die Entscheidung ab. „Sydney hat nur sehr wenig Kontrolle über ihr Feuer und Mister X möchte nicht, dass das Element außer Kontrolle gerät." „Genau.", sage ich. „Eigentlich war das Training ganz okay.", ergänze ich auf Janas bohrenden Blick hin. Lucius grinst. „Sie hat viel Potential, aber was die Elemente angeht, hat sie wohl weniger Talent als vielmehr Glück." Ich sehe ihn sauer an. Er denkt an die brennende Bushaltestelle, das Erdbeben und den Vorfall mit Sonne und Mond. „Ich habe die Bushaltestelle nicht mit Absicht in Brand gesteckt - ich habe ja nicht mal mitbekommen, dass ich sie in Flammen gesetzt habe! Und die anderen Vorfälle waren auch nicht mit Absicht!" In Gedanken schimpfe ich weiter, bis Lucius sagt: „Und ich bin sehr dankbar für dein Glück und über dein Potential." Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu. „Jetzt machst du mei- Mister X Konkurrenz." Ich drehe mich beleidigt weg. „Ach komm schon Sydney!", versucht Lucius es. Ich weiß, dass er es ernst meint, dennoch sage ich: „Vergiss es, du hast deine Chance verspielt!" Jana sieht nachdenklich zwischen uns hin und her. Ich weiß, was sie denkt. Ich meine, wie sollte sie auch nicht. Lucius sieht nun mal sehr gut aus und ist der totale Mädchenschwarm. Selbst sie steht auf ihn. Aber diese Gefühle habe ich für Lucius nicht. Es fühlt sich vollkommen falsch an, sich in so eine Situation mit Lucius zu denken. Außerdem hat Mister X mir klipp und klar seine Meinung gesagt und ich habe nicht vor, den Direktor noch weiter zu verärgern. Lucius ist ein Freund, vielleicht sogar ein richtig guter, aber mehr sicher nicht. In diesem Moment steht Lucius auf und verlässt den Tisch. Ich sehe ihm erschrocken nach. Diese Gedanken waren nicht für ihn bestimmt. Aber dass sie ihn verletzt haben, würde ja heißen, dass er - etwas für mich empfindet? Nein. Niemals. Oder doch?" Mister X tritt Lucius in den Weg und redet auf ihn ein. Ich spüre, wie sich die Luft mit Energie auflädt und ahne Schlimmes. Ohne dass ich es verhindern kann, ergießt sich ein Schwall Wasser über Lucius und Mister X. Der Direktor flucht und sein Neffe dreht sich erstaunt zu mir um und wird blass. Er deutet auf seine Haare und ich sehe erschrocken meine Strähne an. Die silberne Strähne leuchtet und mein Körper absorbiert die negativen Gefühle im Raum. Alle negativen Gefühle. Mir wird schwindelig und ich bin kurz davor, vor Schmerzen zu schreien. Im nächsten Moment taucht Stella neben mir auf. Lucius kommt angerannt und hüllt uns in eine Luftwolke. Im nächsten Moment stehen wir in der Trainingshalle auf dem Plateau und ich lasse den Schrei los. Tränen laufen mir über das Gesicht. Stella redet auf mich ein. Doch sie ist viel zu weit weg, als dass sie mich erreichen könnte. Der Junge erkennt die Gefahr, in der Stella und er sich befinden und dringt in meine Gedanken ein. „Sydney, bitte hör mir gut zu. Fahr jetzt sofort die Kontur der Sonne nach! Du zerstörst sonst die Halle! Hast du verstanden? Hörst du mich? Sydney, es ist alles gut! Du schaffst das!" Ganz leise höre ich seine Stimme. Sie scheint weit weg zu sein, doch mit letzter Kraft schleppe ich mich zur Sonnenschale und fahre die Kontur vollständig nach. Ein goldenes Leuchten umgibt mich. Nur Sekunden später bricht das Licht aus mir heraus und ich verliere das Bewusstsein.
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Elementary *pausiert*
ÜbernatürlichesPanisch sehe ich um mich. Ich stehe auf einer Lichtung. Die Bäume brennen lichterloh und vom Bach rollt eine riesige Flutwelle auf mich zu. Über mir bündeln sich Feuer, Wasser und Erde in der Luft zu einem Wirbelsturm. Um mich herum stehen gruselig...