Elementary *pausiert*

10. Kapitel

Eine Frau kommt auf uns zu. Ihr folgt eine Gruppe von älteren Schülern. „Mister Black und wer auch immer Sie sind, was tun Sie hier?", fragt sie streng. „Guten Morgen, Mrs. Dolls, Mister X hat für Miss Thompson hier Einzeltraining angesetzt und ich soll aufgrund möglicher Eventualitäten in ihrer Nähe bleiben. Sie hat seit vorgestern ihre Elemente und ist ungewöhnlich mächtig.", sagt Lucius höflich. Die Lehrerin zieht die Augenbrauen hoch. „Sie – mächtig? Das kann ich mir kaum vorstellen!" Sie mustert mich abfällig. Dann bleibt ihr Blick jedoch in meinen Haaren bei den beiden Strähnen hängen. „Ich verstehe. Nun, wenn Mister X glaubt, dass ein Einzeltraining notwendig ist, will ich nichts gesagt haben." Die älteren Schüler betrachten uns feixend. Nun erreicht auch Mister X in Begleitung mit einer anderen Lehrerin die Mitte der Halle. „Oh, Mrs. Dolls, haben Sie jetzt Unterricht hier?", fragt Mister X erstaunt. „So wie jede Woche, Mister X.", antwortet die strenge Lehrerin unterwürfig. „Nun, darf ich Sie bitten, ihren Unterricht heute in der kleinen Halle abzuhalten? Ich möchte nicht, dass ausversehen noch jemand verletzt wird." Mister X wirft mir wieder einen finsteren Blick zu. Lucius' Augen verdunkeln sich, doch er hält sich zurück, einen Kommentar abzugeben. Ich senke gedemütigt den Kopf. Mrs. Dolls verlässt mit ihrer Klasse die Halle.Die Frau hinter Mister X stellt sich als Stella Star vor. „Ich bin keine Elementa, aber meine Mutter trug ebenfalls das Mondelement in sich und mein Onkel die Sonne. Ich kenne mich mit beiden Elementen aus und bin hier um dir dabei zu helfen, sie zu kontrollieren.", sagt sie zu mir. Mister X verlässt mit einem mies gelaunten Gesicht die Halle. Sprachlos sehen wir ihm hinterher. „Was ist ihm denn für eine Laus über die Leber gelaufen?", fragt Stella verblüfft. Ich wechsle einen Blick mit Lucius. Er zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich kann keine Gedanken lesen. Ich wette er hat nur schlechte Laune, weil er seinen Willen nicht bekommen hat." Zusammen mit Stella und Lucius erklimmen wir das Plateau. „Wow, es ist noch viel schöner als meine Mutter es mir beschrieben hat.", sagt Stella lächelnd. Sie setzt sich auf den Boden und bedeutet uns, es ihr nach zu tun. „Sydney, würdest du mir erzählen, wie du Sonne und Mond in dir gefunden hast?" Ich blicke zu Boden. „Ich kann gar nicht genau sagen, was passiert ist. Ich habe über die ganzen Lügen nachgedacht, die meine Mutter mir aufgetischt hat. Lucius hat versucht mich zu beruhigen und meine Hände festgehalten, aber ich habe das überhaupt nicht wahrgenommen. Ich hatte plötzlich das Gefühl in meinem Gefühlschaos zu ertrinken. Und plötzlich lag Lucius schreiend am Boden und hielt sich den Kopf vor Schmerzen. Davor war ich wie in Trance, aber Lucius' Schrei hat mich aus meinen Gedanken geholt. Mister X meinte, dass mein inneres Strahlen aus mir ausgebrochen wäre und Lucius von innen verbrannt hätte. Ich habe seine Hand genommen und seinen Schmerz absorbiert. Aber ich weiß nicht wie ich das gemacht habe. Und ich habe Angst, irgendwen zu verletzen." Stella sieht Lucius erschrocken an. „Du hast tatsächlich die Sonne überlebt? Das ist nicht möglich, es sei denn -. Du bist ein Feuerelementus, nicht wahr?" Lucius nickt. „Damit kannst du hohe Temperaturen eher aushalten als andere. Das hat Sydney die Zeit gegeben, dich zu retten. Ohne dein eigenes Feuer hättest du wohl nicht überlebt. Andererseits soll es noch eine Legende geben über ein Elementary, der alle Elemente besitzt und seine Kraft nur im Kampf tödlich einsetzt. Aber Sydney besitzt nur sechs Elemente, richtig?" Ich nicke. „Sydney, weißt du wie du diese beiden Elemente hervorrufst?", fragt Stella, urplötzlich das Thema wechselnd. „Als ich vorhin über die Mondgravur gefahren bin, habe ich die Halle in silbernes Licht getaucht.", murmle ich kaum hörbar. „Interessant. Dann hast du wirklich viel Kraft. Auch wenn du nicht weißt, wie man sie anwendet." Sie sieht mich bewundernd an. „Okay, setz dich mir gegenüber." Ich folge der Anweisung und lasse mich im Schneidersitz vor sie fallen. „Schließ deine Augen, Sydney und denk an die Sonne. Ihre Hitze, ihr Feuer, ihr Licht. Spür die Eigenschaften der Sonne in dir selbst. Spür, wie die Sonne dich umgibt. Und öffne die Augen, wenn dein Geist nicht länger auf der Erde ist, sondern auf der Sonne." Ich halte das erst alles für totalen Schwachsinn, bis mich plötzlich wohlige Wärme umgibt und der Untergrund sich fremd anfühlt. Ich öffne die Augen und sehe, Flammen und Lava um mich herum. Ich bin in einem Krater. „Wie?", flüstere ich erschrocken. Ich sehe das etwas Helles auf mich zukommt und kneife die Augen zusammen. Mir ist plötzlich eiskalt und als ich die Augen vorsichtig öffne, bin ich wieder in der Trainingshalle. Ich schlage die Arme um meinen Körper und kann nicht verhindern, dass meine Zähne klappern. „Was ist gerade passiert?" Stella seufzt. „Ich hatte eigentlich gehofft, dass du auf Sol triffst. Sol ist der Geist der Sonne. Er brachte damals meinem Onkel die Kontrolle über die Sonne bei." „Das heißt, Sol kam auf mich zu?", frage ich verwirrt. Stella lacht. „Ich weiß es nicht. Ich war nie auf der Sonne. Aber du bist tatsächlich bis zur Sonne gekommen?" „Ich stand in einem Krater um mich herum war Lava und alles stand in Flammen." Lucius blickt mich träumerisch an. „Das klingt voll cool. Man Sydney, du warst auf der Sonne!" Stella lächelt. „Nicht auf der Sonne, Sydney war in der Sonne. Du warst in ihrem Kern, ihrem Herzen. Dem Zuhause von Sol, der die Sonne am Leben hält." „Das heißt, du kannst mir überhaupt nichts auf der Erde über das Sonnenelement beibringen?", frage ich verwirrt. „Ich kann dir nur erzählen, was mir erzählt wurde. Und das ist nicht viel. Außerdem ist es viel zu gefährlich, deine Kräfte hier auszutesten. Deshalb gibt es in dieser Halle diese Schalen. Die Sonnenschale ist aus dem Material des Sonnenkerns, und die Mondschale aus Mondgestein. Wenn du die Gravuren vollständig nachfährst, kannst du ebenfalls zu Sonne und Mond gelangen. Allerdings musst du lernen, dort hinzugelangen, auch wenn du gerade nicht in der Halle bist." „Warum muss ich das lernen?" „Deine eigene Sonne kann großen Schaden anrichten, das hast du ja bereits feststellen müssen. Die ursprüngliche Sonne kann weniger Schaden in dieser Welt anrichten und spätestens im Kampf wird dir das zugutekommen. Deine eigene Sonne kann dich zur Massenmörderin machen, die Sonne selbst ist diesem Planeten fremd und so weit von ihrer Energiequelle entfernt, dass sie nicht mehr tödlich ist. Sie kann zwar großen Schaden anrichten, aber für gewöhnlich kann man diesen Schaden beheben. Deine eigene Sonne könnte zum Beispiel diese Halle hier für immer zerstören. Nun hast du allerdings noch das Mondelement. Es kann alle möglichen Energien absorbieren und diese Energien kannst du dann verwenden. Aber das Mondelement hat Lucius nicht gerettet. Du hast seine Schmerzen absorbiert. Aber gerettet hat ihn die Heilkraft der Erde, die in dir liegt. Du könntest durch eine Synthese von Mond und Erde alles was deine Sonnenenergie verursacht ungeschehen machen. Das würde dich aber viel Kraft und eine hohe Schmerzgrenze kosten. Du brauchst etwas, worin du deine Kraft bündeln kannst. Aber das werden dir Sol und Luna erklären. Ich werde dir einzig dabei helfen, mit deinem Geist zu den jeweiligen Planeten zu gelangen. Und sobald du dazu keine Hilfe mehr benötigst, ist meine Arbeit hier getan."