13. Die Presse

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Als wir das nächste Mal auf die Uhr blickten, war es bereits Nachmittag geworden. Am liebsten wären wir zu Hause geblieben und hätten den Tag entspannt ausklingen lassen, aber wir mussten noch einkaufen. Mit dem Auto in der Stadt angekommen, bekam ich ein immer unwohles Gefühl im Bauch. Das ist tatsächlich ein großer Nachteil, man kann einfach seine Zweisamkeit nur in privaten Räumen, abgeschottet vom Rest der Welt genießen kann. Wir suchten den erst besten Supermarkt, wie zu erwarten wurde Vladislav wieder des Öfteren erkannt und ich führte den Einkauf alleine fort. An der Kassa trafen wir wieder zusammen und bezahlten. Vladislav nahm die Tüten und wir machten uns wieder zurück auf den Weg ins sichere Auto. Wir verließen das Geschäft, plötzlich wurde alles hell. Viele verschiede Menschen riefen quer über den Parkplatz. Immer wieder fiel der Name: Capi, Capital Bra, Bratan. Irgendwann schaffte ich es meine Augen zu öffnen und erkannte, dass wir so zu sagen umzingelt von Paparazzi waren. Ich war komplett überfordert mit der Situation, ich blickte auf den Boden, um nicht so stark von den ganzen Lichtern geblendet zu werden. Dann merkte ich wie ich mit einer Hand Vladislavs hielt und mit der anderen seinen Arm umschlung. Ich konnte meine Gedanken nicht sortieren: Jetzt wissen es alle, alle werden es sehen, wie werden die Leute reagieren, was denk Vladislav darüber, was wird nun passieren, wie kann es jetzt weitergehen. Ich merkte wie mir immer unwohler wurde, ich hatte so ein starkes Schwindelgefühl, das ich mich kaum noch auf meinen Beinen halten konnte. Dann wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich Vladislavs Stimme brüllen hörte: „Verschwindet ihr verdammten Hundesöhne! Seht ihr nicht das sie schon fasst zusammen bricht! Verpisst euch!" Mehr bekam ich auch nicht mehr mit, mir wurde schwarz vor Augen und ich sackte zusammen. Ich spürte noch wie Vladislav neben mir am Boden hockte und dann sah ich nur noch Blaulichter und hörte Sirenen, welche immer lauter wurden. Sanitäter packten mich und hoben mich in einer Trage in den Rettungswagen, mit meiner ganzen Kraft versuchte ich Vladislav zu rufen, ich brauche ihn, ich will das er bei mir bleibt. Es ertönte nur ein schwaches, kaum hörbares: „Vladislav." Vladislav blickte auf und berührte behutsam meine Hand.

Als ich das nächste Mal meine Augen öffnete sah ich nur weiß. „Wo bin ich? Wo ist Vladislav?", schwirrte es durch meinen Kopf. Ich wollte mich bewegen, mich aufrichten, doch ich konnte es nicht. In mir stieg Panik hoch. Ich versuchte meinen Kopf auf die Seite zu legen, ich sah verschiede Schläuche, welche aus meinen Arm kamen. Ich war im Krankenhaus. Ich spürte, wie auf einmal jemand meine Hand etwas fester zusammen drückte. Mit viel Mühe drehte ich meinen Kopf in die andere Richtung und sah Vladislav, welcher mich erleichtert anguckte. Ich versuchte mich an einem schwachen Lächeln, doch im selben Moment kam auch schon ein Arzt ins Zimmer. Eine freundliche, jedoch bestimmte Stimme erklang: „Frau Gruber, schön das sie aufgewacht sind. Wie fühlen sie sich?" Mit großer Anstrengung versuchte ich einen Satz zu formulieren: „Ich weiß es nicht, aber ich denke es wird besser. Was ist passiert?" Der Arzt antwortete darauf: „Das freut mich zu hören. Sie hatten einen Kreis- und Nervenzusammenbruch und wurden daraufhin bewusstlos." Mit bereits etwas stärkerer Stimme, sagte ich geschockt: „Was? Warum?" Hilfesuchend blickte ich zu Vladislav. Der Arzt erwiderte: „Das kann ihnen ihr Freund wahrscheinlich besser erklären, ich werde mich dann auch wieder entschuldigen. Wenn sie etwas brauchen läuten sie einfach und eine Schwester wird zu ihnen kommen." Vladislav nickte zustimmend und näherte sich mir wieder. Mit betrübter, ruhiger Stimme begann er zu erzählen: „Als wir aus dem Supermarkt gingen, war auf einmal diese verdammte Presse da. Sie müssen wahrscheinlich von irgendjemand ein Bild gesehen haben oder so, jedenfalls waren sie überall. Du bist durch den Schock zusammen gebrochen und naja jetzt bist du hier." Vladislav versuchte sich an einem Lächeln, doch ich wusste sofort, dass ihm nicht zum Lachen zu Mute war. Mit der Zeit ging es mir immer besser und ich versuchte mich etwas auf zu richten. Mit einer immer klarer werdenden Stimme fragte ich Vladislav: „Haben sie schon etwas veröffentlicht?" Vladislav nickte emotionslos und blickte dabei zu Boden. „Was? Bitte zeig es mir", ich war mir nicht sicher ob ich es jetzt sehen möchte, jedoch werde ich es irgendwann sowieso erfahren. Vladislav allerdings schüttelte den Kopf und sagte mit einer niedergeschlagenen Stimme: „Nein, ich will es nicht, dass du es siehst, sie lügen. Sie lügen verdammt nochmal immer. Du hast so etwas nicht verdient, du verdienst nur positives, ich habe mir geschworen, dass ich dich niemals verletzten werde. Das ist alles nur meine Schuld, warum war ich einfach nur so behindert, ist doch klar, dass diese Hundesöhne gleich angerannt kommen, sie wollen immer alles zerstören." Geschockt versuchte ich Vladislav zu trösten, es ging ihm anscheinend echt Nahe: „Baby, hör auf so etwas zu sagen. Du bist nicht Schuld, du kannst nichts dafür, das ist deren Job. Egal was sie schreiben, es wird nichts zwischen uns ändern, ich liebe dich nach wie vor über alles und daran können diese Leute auch nichts ändern. Ich habe ein dickes Fell, also bitte gib mir mein Handy. Ich verspreche es dir Vladislav, es wird sich nichts zwischen uns ändern." Immer noch misstrauisch reichte mir Vladislav mein Handy. 

Is it a love story? \ Capital BraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt