Der GOLDENE Engel ✔︎

Kapitel 1

Traurig sehe ich aus dem Fenster unseres Autos. Die sonst so farbenfrohe Landschaft zieht grau und nass an uns vorbei. Seufzend lehne ich meinen Kopf seitlich an die Scheibe und schließe die Augen.

Seit fünf Stunden saß ich nun schon eingequetscht zwischen der Tür, meinen Geschwistern und ein paar von unseren Sachen in unserem Auto. Mein Vater hatte eine neue Stelle in einem kleinen Dorf in Bayern bekommen und nun mussten wir dort hinziehen. Ich hatte meinem Vater vorgeschlagen dass er in der Früh mit dem Zug dort hinfährt aber er sagte nur er möchte nicht jeden Tag mehr als sechs Stunden mit dem Zug von Berlin nach Ottobeuren fahren.

Mein Zwillingsbruder David hatte bei Schere-Stein-Papier verloren und musste in der Mitte sitzen. Unsere große Schwester Mia hatte wie ich ihre Stirn am Fenster gelehnt und ließ ca. jede Minute einen seufzer durch das Auto tönen. Sie war erst vor kurzem mit ihrem Freund Jakob zusammen gekommen und hatte Angst vor der Fernbeziehung.

Die nächste Stunde verbrachte ich damit meine lieblingssongs rauf und runter zu hören und immer mal wieder David in die Schulter zu Boxen wenn er mal wieder zu laut schnarchte. Auch er war frisch verliebt. Zwar war er nicht mit ihr zusammen aber er hatte trotzdem Sehnsucht nach ihr. Ich vermisste meine beste Freundin Maja unglaublich. Sie würde uns zwar bald besuchen aber ein Leben ohne sie kann ich mir nicht vorstellen. Kurz gesagt: Wir waren alle nicht gerade begeistert von dem Umzug.

Lucy, unser kleiner Golden Retriever Welpe, bellte plötzlich los und sprang von Mias Schoß über Davids auf meinen um aus meinem Fenster zu schauen. "Was hast du Lucy?" Fragte ich den goldenen Engel und sah auch aus dem Fenster. Ich machte als ich sah das Lucy sich wohl in einen kleinen Cocker spaniel verliebt hatte der dort draußen stand und auch bellte. Meine Mutter hielt das Auto an da sie sich wohl Verfahren hatte. Wie kann man sich hier Verfahren? Aber egal. Ich schaute nach oben und sah einen weiteren goldenen Engel. Aber kein Hund sondern ein Mensch.

Er hatte sandgold blondes Haar und soweit ich erkennen konnte Schokoladen braune Augen. Er war dünn, groß, sah aber trotzdem sehr stark aus. Seine fast schon bleiche Haut bildete einen super Knotrast zu den schmalen rosanen Lippen welche gerade von seiner Zunge befeuchtet wurden. Er sah aus als könnte er ungefähr in meinem Alter sein.

Verdammt sieht der gut aus. Den MUSS ich unbedingt kennenlernen.

"Hey Carli, mach lieber den Mund zu sonst fängst du noch an zu sabbern!" Lachte mein Bruder. Ich hätte gar nicht gemerkt dass mein Mund offen stand. Schnell machte ich ihn zu und schenkte meinem Bruder einen vernichtenden Blick.

Ich sah nochmal aus dem Fenster. Er tat mir leid. Bei diesem beschissenen Wetter musste er mit seinem Hund Gassi gehen. Klar musste ich auch aber heute war es extrem ekelhaft und ich war ein bisschen froh im Auto zu sitzen. Er holte sein Handy aus der schwarzen Jeans und rieb die wassertropfen an seiner ebenfalls schwarzen Bomberjacke ab.

Dann fuhr unser Auto plötzlich wieder los und der Typ war aus meinem Blickfeld verschwunden.

~~~~~~~~~Zeitsprung~~~~~~~~~

Endlich waren wir in unserem neuen Zuhause angekommen. Es war eigentlich ganz schön. Mein Vater ist Ingenieur und meine Mutter Innenarchitektin, sie haben das Haus also komplett selbst entworfen und wir Kinder durften sogar ein paar lustige Ideen einbauen.

So hatte ich zum Beispiel vor meinem Bett ein kleines Trampolin im Boden eingebaut sodass ich buchstäblich ins Bett springen konnte.

Die meisten Möbel waren schon in unserem Haus also beschlossen wir den Rest morgen auszuräumen da das Wetter einfach zu ekelhaft war.

"CARLOTTA!! DAVID!! KOMMT IHR MAL!" Schrie meine Mutter von unten. David und ich waren gerade dabei unsere Zimmer zu besichtigen. Sie waren nebeneinander und wir hatten sogar eine kleine Durchgangs Luke.