Apologize

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Das Wochenende war vermutlich das beste das ich jemals erlebt habe. Wir haben so viel gelacht und viele schöne Erinnerungen geschaffen. Leider ging das Wochenende jedoch sehr viel schneller rum als gedacht. Und nun liege ich hier vollkommen verschlafen während mein Wecker neben mir verlangt, dass ich endlich aufwache. Um ehrlich zu sein würde ich den Wecker gerade nur zu gern an die Wand schmeißen, mich umdrehen und weiterschlafen, doch es ist Montag und ich kann nicht einfach Schule schwänzen. Deswegen schalte ich den nervenden Wecker aus und richte mich auf. 

Mit der Hand streiche ich mir den Schlafsand aus den Augen, um vernünftig sehen zu können, doch meine Sicht ist immer noch nicht besser. Der Schlaf droht mich wieder zu übermannen. Da helfen nur noch drastische Maßnahmen. Ich schlage mir selber mit der flachen Hand ins Gesicht.

"Autsch...", quengel ich. Jetzt schmerzt mein Gesicht zwar, aber wach bin ich immer noch nicht. Ein Klopfen ertönt von meiner Tür. "(V/N)? Alles in Ordnung? Bist du mal wieder vom Bett gefallen?", neckt mich mein Bruder vom Flur aus. Ich höre ein Lachen und weiß sofort wer es ist. Mittlerweile habe ich mich an die neue, nun nicht ganz so neue, aber neu vorgestellte, Freundin, Hae-In von meinem Bruder. In letzter Zeit schläft sie immer öfters hier, aber angeblich wohnt sie noch nicht hier. Klar, deswegen liegen auch Klamotten von ihr in der Waschküche und überall stehen neuerdings frische Blumen und anderer Krimskrams, den (B/N) niemals selber aufstellen würde. Aber sie schläft hier ja nur hier!

"Nein!", rufe ich den beiden knurrig zu. Wow ich klang gerade fast so genervt wie Yoongi, wenn man ihm seinen Schlaf raubt. 

"Nein? Nein dir geht es nicht gut oder nein du bist nicht runter gefallen?", fragt Hae-In um sicher zu gehen, dass es mir gut geht. Sie ist wirklich nett. Ich habe nichts gegen sie, von mir aus kann sie ruhig bleiben.

"Nein ich bin nicht runter gefallen", antworte ich und strecke mich ausgiebig in der Hoffnung so die Müdigkeit loszuwerden.

"Gut! Sollen wir dir irgendetwas zum Frühstück machen?", fragt sie mit einem fast schon mütterlichen Ton. 

"Nein ich nehme mir gleich nur einen Apfel, aber ein Kaffee zum wach werden wäre gut",  erwidere ich. Ich öffne meinen Schrank und ziehe mich an. Mein Handy nehme ich im vorbeigehen mit . 

Auf dem Küchentisch steht bereits wie gewünscht eine Tasse Kaffee für mich und ich lasse mich auf dem Stuhl davor nieder. Während ich einen Apfel esse checke ich meine Nachrichten. Das meiste ist nichts wichtiges, Jin der mir Selfies geschickt hat und nun noch mehr meines wertvollen Speicherplatzes belegt, Tae der mir Memes geschickt hat...um 3 Uhr morgens, schläft der den nie? Warte doch tut er in der Schule, wo er eigentlich aufpassen sollte. Besonders jetzt wo ich ihm Nachhilfe gebe. Ich trinke meinen Kaffee aus und verschwinde wieder aus der Küche.

Zähne putzen, Schuhe an, verabschieden und raus auf die Straße. Wie jeden morgen setze ich mich auf die Bordsteinkante und höre mit einem Kopfhörer drinnen Musik, der andere hängt lose runter, damit ich nicht komplett abschalte und wenigstens noch ein bisschen von meiner Umwelt mitbekommen. Das Wetter wird von Tag zu Tag besser. Die Sonne strahlt in ihrer vollen Pracht, weshalb die Wasserparks auch nun sich trauen zu eröffnen. Ich beobachte einen vorbei fliegenden Schmetterling, der sich auf eine wunderschöne Blume setzt.

Ein Auto hupt und lässt mich aufsehen. Lächelnd stehe ich auf und steige in das Fahrzeug ein. So wie jeden Morgen holt mich Jin ab. Jedes mal wenn ich einsteige ist auch Namjoon schon da. Die beiden sind Nachbarn. Wir holen alle ab und fahren zur Schule, wo wir uns dann alle gemeinsam vor die Klassenräume setzen und bis es klingelt unterhalten.

"Hey..", spricht uns eine Stimme an, die uns alle nach oben sehen lässt. Niemand sagt etwas.

"Kann ich mit dir reden?", fragt Jungkook und sieht mich dabei an. Als ich heute morgen aufgestanden bin, hätte ich damit niemals gerechnet; nachdem er eine Woche lang still war und nur zwischendurch rüber gesehen hat, kommt er nun von sich selber auf uns zu. Bevor ich antworten kann springt Tae ein:" Nur wenn du versprichst sie nicht anzuschreien und wehe du wirst handgreiflich!"

"Versprochen", antwortet Jungkook mit ruhiger Stimme und sieht erneut zu mir. Vorsichtig stehe ich auf und folge ihm durch die Menge von Schülern mit gemischten Gefühlen. Was kann er nur von mir wollen?

Das Dach. Zum zweiten mal stehen wir hier zusammen, völlig alleine und es herrscht eine Weile lang Stille. Doch ich dränge ihn nicht zu reden und auch ich will nicht anfangen. 

"Ich war ein Arsch.", flüstert Jungkook in die Stille. Ich bleibe ruhig und warte darauf das er fortfährt. 

"Ich habe dich verletzt, sowohl mental als auch körperlich....Dabei war das das einzige was ich niemals machen wollte", wispert er seine Stimme klingt als würde er gleich anfangen zu weinen.

"Die Jungs hatten Recht, ich hätte das alles nicht tun dürfen. Ich war ein Idiot und trotz alldem habe ich noch Hoffnung. Weißt du warum (V/N)?"

Ich schüttele meinen Kopf noch immer perplex von seiner Rede. Er klingt wie ein komplett anderer Mensch, aber es klingt ehrlich. 

"Am Han Fluss, letzte Woche ich bin auf Tae losgegangen und nach seinen Worten habe ich geweint. Ich dachte es ist aus, aber du kamst auf mich zu, hast mich beruhigt. Ich weiß nicht warum du das getan hast..aber dadurch habe ich viel nachgedacht und habe schlussendlich neue Hoffnung und auch Mut gefasst, um dich heute zu konfrontieren. Nein, um mich zu entschuldigen. Es tut mir Leid für alles was ich getan habe. Ich wollte immer nur, dass du mich bemerkst, doch ich war so unscheinbar also dachte ich, wenn ich mich ändere, wenn ich das komplette Gegenteil werde, dann wirst du mich sehen und mit mir reden. Doch das ging ziemlich nach hinten schief und irgendwie ist eine Sicherung bei mir durchgeknallt. Ich verspreche dir dieser Jungkook ist tot und wird niemals wieder zurückkehren. Glaubst du wir können einen Neuanfang starten?"

"Die Entschuldigung war schon lange hinfällig..", versuche ich den Moment runter zuspielen, doch als ich sehe wie Tränen über seine Wangen rollen kann auch ich es nicht mehr aufhalten. Ich fühle mich so befreit und lasse den Tränen ihren freien Lauf.

"Ein Neuanfang klingt gut", antworte ich überaus glücklich. Warum bin ich so froh? Seine Augen scheinen für einen kurzen Moment vor Freude und Erleichterung aufzublitzen bevor die Tränen wieder alles weg waschen.  Plötzlich hält er mich in seinen Armen und ich kann nicht anders als ihn zurück zu umarmen. Eine ganze Weile lang stehen wir einfach nur dort, umarmend und uns die Seele aus dem Leib weinend. Die Schulglocke hatte schon lange geklingelt, doch das interessiert jetzt gerade kein bisschen. So viel zum ich kann nicht einfach Schule schwänzen...

Wir lösen uns nach einer gefühlten Ewigkeit voneinander und sehen uns gegenseitig an, ein Lächeln auf unserer beider Lippen. Gemeinsam gehen wir runter zum Klassenraum. Es herrscht Stille, doch diese Mal ist es alles andere als unangenehm. Ich fühle mich als könnte ich vor Freude ganze Berge versetzen. Diese Gefühl, welches auch immer es ist, ist so befreiend und seltsam zu gleich. Alles in und an mir kribbelt, aber in einem guten Sinne, wie auch immer das gehen mag. 

Jungkook öffnet die Tür zu unserem Raum und wir treten gemeinsam ein, der Lehrer ermahnt uns wegen des zu spät kommen, doch das ist gerade völlig egal. Ich setze mich auf meinen Platz und sehe aus dem Augenwinkel Tae und Jimin wild gestikulieren, um meine Aufmerksamkeit auf sie zu lenken. Ich schaue zu ihnen rüber und lächele, dass reicht aus und sie verstehen sofort, denn sie grinsen gleich Jungkook an, welcher erneut so aussieht, als würde er vor Glück gleich wieder Tränen vergießen. 

Von allen Entschuldigungen war diese hier die mit Abstand schönste, doch ich hoffe, dass eine solche Entschuldigung in Zukunft nie wieder von Nöten sein wird.

Jump (Jungkook x Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt