Kapitel 6 - Zeit für neue Ufer!

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Bevor ich heute zur Arbeit im Coffeeshop aufbreche, habe ich mir vorgenommen die Bewerbung an Paul Hendricks Immobilien abzuschicken. Zwar mit Teilzeit und als Kaffeeschubse nicht das Nonplusultra, aber immerhin wäre es wieder ein Einstieg und ein Weg in die geplante Richtung. »Josh!«, brülle ich ins Telefon als mein bester Freund endlich abhebt. »Du kennst dich doch mit diesen Lebensläufen aus. Muss der unterschrieben werden?«, erkundige ich mich und unterdrücke dabei einen Lachanfall.
»Äh, Lexi... Ernsthaft? Hast du schon mal was von Google gehört? Dafür holst du mich aus dem Bett?«, brabbelt er genauso laut durch das Telefon zurück.
»Das.war.ein.Witz.«, knirsche ich belustigt.
»Ich dachte einfach du freust dich über einen unnützen Weckruf? Ich wollte berichten, dass ich fertig bin. Bewerbung soeben versendet«
»Super! Ich drücke dir beide Daumen. Gehen wir heute Abend mal wieder aus? Oder hast du Schicht?«
»Nö. Um 23 Uhr bei mir?«, schlage ich vor. Josh bejaht dies, danach beenden wir das Telefonat. Stolz darauf, dass ich meine Bewerbung abgesendet habe, packe ich meine Tasche für den Coffeeshop und mache mich im Anschluss auf den Weg zum Harpers.

»Wow, ich glaube so pünktlich warst du noch nie«, grinst mich Maja an. »Tja... ich habe mine Bewerbung für Paul Hendricks Immobilien fertig gemacht«
»Sehr gut. Ich freue mich für dich und drücke natürlich alle Daumen die ich habe«, sagt Maja. Ihr Grinsen spiegelt sich dabei in ihrem gesamten Gesicht wieder. Ihre Grübchen krümmen sich, ihre Sommersprossen bewegen sich und ihre Augen leuchten. Würde ich nicht absolut auf Männer stehen, wäre Maja echt eine Granate. »Du hast nur zwei«
»Häh?«, fragt sie verwundert und kräuselt dabei ihre Stirn. »Na zwei Daumen, du Dummerchen!«, sage ich lachend und haue ihr dabei spielerisch auf die Schulter.
»Mhm...«, murmelt sie noch, beschäftigt sich aber bereits mit dem nächsten Gast, welcher gerade zur Tür rein kommt.
Allein diese Stimme genügt und mich durchfährt eine Gänsehaut. Bisher wusste ich noch nicht, dass mich die alleinige Aussprache von Americanco anmachen würde. Aber es ist der Fall. Langsam drehe ich mich in Richtung der Stimme um und entdecke den altbekannten Gast. »Hi«, begrüßt er mich freundlich und seine braunen Augen strahlen. »Hi«, entgegne ich dieses mal durchaus tougher.
»Sie sehen heute wieder bezaubernd aus«, sagt er und ich spüre direkt wie sich nicht nur ein Lächeln, sondern auch absolute Röte in mein Gesicht schleicht. »Danke«, lächle ich ihn an. »Haben Sie noch einen schönen Tag«, sagt er grinsend und dreht sich ab. Wie beim letzten Mal nimmt er an einem Tisch in der Ecke platz. Ich verfolge seine Bewegungen und prüfe sein heutiges Outfit, welches genauso lässig ist, wie beim letzten Besuch. Nur das er diesmal nur ein langes, schwarzes Shirt trägt. Seine weißen Sneaker glänzen und sind knöchelhoch. Eine dunkelgrüne Cargo-Hose rundet seinen Look ab. Der Mann ist der absolute Burner. Grinsend stößt mich Maja von der Seite an und wackelt anzüglich mit ihren Augenbrauen. »Dein Ding, was?«
»Äh...«, stottere ich. Scheiße, schon wieder macht der Typ mich verlegen. Dabei rede ich nicht mal mit ihm direkt. Der hat mir allein mit seinem Aussehen das Hirn vermatscht.
»Ja, schon«, gebe ich zu. Vor Maja würde ich alles zugeben. Sie ist schließlich eine meiner besten Freunde und ich würde es nicht übers Herz bringen sie anzulügen.
»Heute Abend gehe ich mit Josh aus. Magst du mitkommen?«
»Wohin wollt ihr denn?«
»Wohin kämst du denn mit?«, kontere ich, in der Hoffnung Maja mal aus ihrer Reserve zu locken.
»Tapas essen«, schlägt sie begeistert vor. Meine Gesichtszüge fallen zusammen.
»Maja, es soll erst um 23 Uhr losegehen. Von mir aus gehen wir vorher Tapas essen. Aber danach?«
»Vielleicht Cocktails trinken?« Ich will gerade grinsen, als sie hinterhersetzt: »Bei mir?«
»Bullshit. Im Club! Ich hatte mich schon gefreut...«
»Sorry, ich passe.« Weil ich Maja nicht gerne drängen möchte, belasse ich es dabei. Tapas würden wir einfach mal wann anders essen gehen. 

Bis zum Mittag vergeht die Zeit sehr schnell und auch der erste Ansturm ist schnell abgearbeitet. Mr. Perfect hat sich, nachdem er seinen Kaffee getrunken hat, höflich verabschiedet. Leider war ich gerade dabei Vorräte aus dem Lager zu holen, sodass ich auf Majas Erzählungen angewiesen war. Gerade bin dabei die letzten Tische von Mittagsansturm zu säubern, als mein Handy klingelt. Ja, ich trage es unerlaubertweise in meiner Hosentasche. Die Nummer kommt ebenfalls aus New York, ist mir jedoch nicht bekannt. Freundliche nehme ich ab und flöte meinen Namen ins Telefon. »Mrs. Wellington, schön das ich Sie erreiche. Hier spricht Mrs. Michelson von Paul Hendricks Immobilien. Wir haben heute Ihre Bewerbung erhalten und würden Sie sehr gerne einladen, Miss.« Ich unterdrücke einen Freundensprung und räuspere mich kurz. »Mrs. Michelson, das klingt wunderbar.«
»Sehr schön. Wann würde es Ihnen passen? Direkt Montag um 12 Uhr?«
»Ja, das wäre perfekt. Die Adresse des Hauptsitzes nehme ich an?«
»Genau. Sagen Sie einfach Bescheid, dass Sie einen Termin mit mir haben und dann wissen die Damen am Empfang Bescheid. Ich freue mich«, flötet Sie freundlich und legt auf, ehe ich noch etwas erwidern kann. 

Jackpot – ich habe ein Vorstellungsgespräch!

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