Sucker For Her | Band 1

Kapitel 2

"Also, man sieht sich", Finn nickte mir zu, als wir das Wohnheim erreicht hatten und stieg dann die Treppen weiter hoch, während ich einen langen Flur betrat, der mit grünen Teppich ausgelegt war und auch schon mal bessere Tage gesehen hatte.

"Bye", antwortete ich ihm wortkarg, war in den Gedanken immer noch bei Grünauge und dem anderen Typen, den ich umgerannt hatte.
Wieso konnte ich nicht einmal ohne Peinlichkeiten einen ersten Schul- oder Collegetag haben?

Mein aller erster Schultag in der Junior High School war schrecklich gewesen. Erst war ich in der Pause mit meiner offenen Trinkflasche in den griesgrämigen Direktor gelaufen, ihn mit Saft überschüttet und dann hatte ich auch noch einen Hamster, der unser Klassenhaustier gewesen war, so sehr gedrückt, dass ich ihm eine Rippe gebrochen hatte.
Also, ja, ich hatte schlechte Erfahrungen mit ersten Tagen an einer neuen Schule.

Dieser Gang sah aber gottseidank eher weniger so aus, als ob ein Direktor gleich um die Ecke käme und ich ihm mit meiner nichtvorhandenen Trinkflasche eine Dusche verpassen könnte.
Und auch glaubte ich nicht, dass wir in unseren Kursen einen Hamster als Haustier hatten.

Äußerst genervt von meinen dummen Gedanken stieß ich die Tür zu meiner 'Wohnung' auf, die ich mir mit zwei anderen Mädchen teilte, welche ich aber noch nicht kennengelernt hatte.
Ich trat über die Türschwelle und zuckte aber sofort zurück, als ich eine Männerbrust vor mir sah.
Eine verdammt nackte Männerbrust.

"Ähhmm", machte ich äußerst einfallsreich. Was machte ein halbnackter Junge in meinem Zimmer?
"Bist du Finn?", fragte der ohne Shirt. Ein anderer, hochgewachsener Typ mit blonden verwuschelten Haaren lehnte sich an den Türrahmen und musterte mich.
Was zum Teufel machten zwei Jungs in meinem Zimmer? Und wieso erwarteten sie einen Finn?
"Kann es sein, dass du dich verirrt hast? Oder bist du einfach ein sehr weiblicher Finn? Ich meine, jeder kann so aussehen, wie er will. Hab ich echt kein Problem mit."

Und da hatte ich meine Erkenntnis.
Verdammte Scheiße, Finn und ich hatten die Schlüssel vertauscht. Und diese blöde Kuh aus dem Sekretariat hatte uns auch nicht darauf hinweisen wollen.
Miese Tussi.

"Finn ist mein Zwillingsbruder", stellte ich klar, da mich beide immernoch neugierig und erwartungsvoll musterten.
"Ich glaube, wir haben die Schlüssel vertauscht"
Entschuldigend lächelte ich und wollte gerade auf dem Absatz kehrt machen und flüchten, als mich der ohne Tshirt aufhielt.
"Du kannst auch gern hierbleiben, weiblicher Finn", bot er mir an, doch ich lehnte dankend ab.

"Nein, danke, ich denke mit dem männlichen Finn habt ihr mehr Freude."
Mit diesen Worten schnappte ich mir meinen Koffer und türmte.
Mein Gott, wie viel peinlicher konnte dieser Tag denn bitte noch werden?

Im Treppenhaus traf ich auf Finn, der etwas irritiert aussah.
"Falscher Schlüssel", keuchte er, riss mir meinen Schlüssel aus der Hand und gab mir seinen, dann war er auch schon verschwunden.

Kichernd stieg ich die restlichen Treppen nach oben. Da hatte er wohl die zweite Abfuhr an einem Tag kassiert.
Wenige Minuten später stand ich vor der blaulackierten Tür, die hoffentlich zu meinem richtigen Zimmer gehörte.
Ich stieß den Schlüssel in das Schlüsselloch und drehte ihn herum, dann öffnete ich die Tür und trat ein.

Ich stand in einem Flur, der offensichtlich zu einem Wohnzimmer und einer Küche führte. Der Gang wurde von zwei Mädchen bevölkert, die jetzt auf mich zugestürmt kamen.
"Hey", rief das rothaarige Mädchen,
"Du musst Cara sein. Ich bin Leslie."
Sie umarmte mich zur Begrüßung, dann stürzte sich das andere Mädchen, eine schwarzhaarige mit unglaublich schönen Gesichtszügen, auf mich und umarmte mich auch.
"Ich bin Olivia, aber du kannst Liv zu mir sagen. Wir sind so froh, dass du endlich hier bist, Cara. Vorhin kam so ein Typ in unser Zimmer, wahrscheinlich so ein schwanzgesteurter Idiot. Und ich dachte mir nur so, woher hat der Typ den Schlüssel?"
Bei Livs Bezeichnung für Finn musste ich kichern.