Kapitel 12

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"Gutes Spiel", murmelte ich jedem Spieler der Kansas Bears zu und schüttelte jedem dabei die Hand. So machte man das eben im Eishockey, nach jedem Spiel gab es die sogenannte Handshake-line. Als ich beim letzten Spieler, Nummer 8, ankam, blieb ich kurz stehen. "Gutes Spiel. Du hast einen verdammt harten Schuss", sagte ich lachend und schlug in seine ausgestreckte Hand ein.

"Danke. Und du hast heute ein richtig gutes Spiel gemacht. Fünf Tore macht man nicht einfach mal so. Glückwunsch" "Danke. Ich hatte echt nicht erwartet, dass es heute so gut läuft." "Gute Heimfahrt, man sieht sich für eine Revanche"; er verabschiedete sich lachend und ich fuhr mit einem Grinsen zur Spielerbank.

Als ich durch die Katakomben zu unsere Kabine lief, kam mir Don entgegen. Er schlug mir leicht an die Schulter und grinste von einem Ohr zum anderen. "Richtig gutes Spiel, Will. Da hast du uns glatt den Arsch gerettet." "Kein Ding", antwortete ich ihm und trat dann in unsere Umkleide ein. Alles war still, jeder starrte mich an und als ich zu meinem Platz kam, sah ich dort fünf Pucks aufgestapelt. Irgendeiner hatte sie wohl nach jedem Tor gleich eingesammelt.

Ich drehte mich um. "Danke, Jungs" Da lachten alle, sprangen auf und klopften mir dann auf Kopf oder Schulter. "Du hast unsere Ehre gerettet, Mann. Gegen Kansas zu verlieren ist echt nicht gut für unser Image", meinte Brian zu mir und grinste. "Ich rette doch gern euern Arsch. Wenn ich dafür nur fünf Tore schießen muss..." Gespielt arrogant hob ich den Stapel aus Pucks auf und gab dem obersten einen Kuss.

"Arroganter Mistkerl", meinte Jackson lachend und verpasste mir eine Kopfnuss. "Wer hat dir denn drei deiner vier regulären Tore fast schon aufgelegt? Hm, wer? Ich? Und, kriege ich dafür die Lorbeeren? Nein." "Oh, du armer, kleiner Jackson. Niemand nimmt dich ernst", stichelte ich weiter und bekam prompt einen ekelhaft riechenden Handschuh ins Gesicht.

"Alter, du bist so widerlich." Ich warf ihm den Handschuh zurück, denn er nur lässig aus der Luft pflückte.  Don kam Sekunden später in den Raum und begann sofort mit seiner Strafpredigt. "Okay, Jungs. Kein gutes Spiel heute, echt nicht. Unterzahl war ja mal grottenschlecht und von den sechs Überzahlsituationen habt ihr keine einzige genutzt. Wenn das so weiter geht, dann könnt ihr euch von den Playoffs im März verabschieden.

Und dann wird sich Chicago den Pokal holen. Wieder. Also, was heißt das für euch? Specialteams üben üben und nochmals üben. Bis ihr es könnt. Ich will den Cup. Und wenn ihr ihn auch wollt, dann solltet ihr euch anstrengen. In der Tabelle sind wir zwar vierter, aber darauf dürft und sollt ihr euch gefälligst nicht ausruhen. Verstanden?"

Streng sah er in die Runde, jeder nickte nur und murmelte ein ja. Dons Blick fiel auf Jackson und mich, woraufhin sein Blick etwas weniger wütend wurde. "Ihr beide habt danach noch ein Treffen mit einem Scout aus Saint Louis. Er ist extra für euch zwei und einem Spieler aus Kansas gekommen. Geht duschen, er erwartet euch in einer dreiviertel Stunde in der VIP-Lounge."

"Siehst du Jackson. Da bekommst du deine Anerkennung. Da brauchst du die von mir oder dem Team gar nicht", meinte ich und grinste, als er mir als Antwort nur den Mittelfinger zeigte.

○●○

"Na, du Eishockeygott?", grinste mir einen Tag später Caras Gesicht entgegen, als ich an ihrer Tür klopfte und sie mir öffnete.
Nachdem wir zurückgekommen waren, hatte ich nur kurz geduscht und war dann sofort zu ihr gegangen.

"Hey", murmelte ich bloß, zog sie an mich und küsste sie zärtlich. Es waren weniger als zwei Tage vergangen und ich hatte sie trotzdem vermisst.
Oh Mann, ich bin so ein Weichei geworden. Aber wen juckte das schon? Für sie würde ich immer ein Weichei bleiben.

Als wir und voneinander lösten, lächelte sie. "Finn hat mir schon alles erzählt. Er meinte, du hast gestern wahrscheinlich das beste Spiel deiner bisherigen Karriere gemacht? Stimmt das?"

"Naja, also fünf Tore in einem Spiel hab ich noch nie geschossen", antwortete ich nur. Dass ich wirklich überragend gespielt hatte, wurde mir erst klar, als gestern nach dem Spiel ein Mann auf mich zukam, der sich als Scout für die Saint Louis Blues vorstellte.

Er war extra wegen Jackson, Westwood aus Kansas, also Nummer 8 und mir nach Kansas zum Spiel gefahren, um uns zu beobachten.
Er hatte mir einige Konplimente gemacht und meinte, dass er mich vielleicht sogar in ein bis zwei Jahren in der NHL sehen könnte.

"Sind Liv und Leslie da. Ich muss dir was sagen?", fragte ich, da ich ihr natürlich unbedingt von meinem Gespräch von gestern erzählen wollte. Aber nicht zwischen Tür und Angel. Außerdem könnte ich vielleicht auch das erzählen, was mir schon ewig in mein Gewissen redete. Nämlich das, dass ich eigentlich nur durch eine dumme Wette richtig auf Cara aufmerksam geworden war.

Ich hätte ihr das eigentlich gleich nachdem wir uns öfter trafen und dann zusammen kamen, sagen sollen. Aber ich hatte einfach Schiss, dass sie dann nicht mehr mit mir zu tun haben wollte. Und jetzt waren schon zwei verdammte Monate vergangen und ich konnte es ihr immer noch nicht sagen.

"Nein. Die sind noch in Vorlesungen", antwortete sie auf meine Frage. "Dauert mindestens noch zwei Stunden. Willst du rein kommen?"
Sie grinste mich frech an und zog mich ohne eine Antwort abzuwarten in ihr Zimmer.
Ihre grauen Augen, die mich so faszinierten und mich an flüssiges Silber erinnerten, leuchteten, als ich die Tür mit einem Fußtritt schloss und meine Lippen auf ihre legte. Das mit der Wette konnte ich ihr auch irgendwann anders erzählen.

Wir stolperten durch den Flur und landeten in ihrem Schlafzimmer, wo ich sie gegen die Wand presste, meine Hände um ihre Wangen legte und sie noch intensiver küsste.
Sie kam mir entgegen und bewegte ihre vollen Lippen an meinen.
Ich konnte gar nicht genug von ihr bekommen.

Ihre Hände fuhren in meinen Nacken und zogen leicht an meinen kurzen Haaren, als ich begann, ihren Hals zu küssen.
Ich fing an, an der zarten Haut zu saugen und sie stöhnte leise meinen Namen.
Als ich sah, wie sie aber dann kurz die Augen zusammenkniff, löste ich mich sofort von ihr. "Alles klar?", fragte ich sie besorgt. In den letzten paar Minuten hatte ich komplett vergessen, dass sie vor vier Tagen einen Puck an den Kopf bekommen hatte. Nur ein kleines Pflaster an der Stirn erinnerte noch daran.

"Klar. Alles gut. Du wolltest mir was erzählen?", sie lächelte mich so liebevoll an, dass sich kurz alles in mir zusammen zog, als ich schon wieder an den Abend vor über zwei Monaten dachte. Ich musste es ihr sagen. Jetzt sofort, sonst würde ich das ewig mit mir rum tragen. Eigentlich war es ja gar nicht so schlimm, redete ich mir ein. Nur eine Wette. Und es war ja nicht so gewesen, dass ich sie ins Bett kriegen sollte, wie in diesen seltsamen Romantikbüchern.

"Will?", irritiert sah mich Cara aus ihren grauen Augen an und ich ich zwang mir ein Lächeln aufs Gesicht. "Komm, setz dich erst mal hin. Am Ende kippst du mir noch um."

"Du würdest mich doch auffangen, oder nicht?", vertrauensvoll lehnte sie sich an mich und ich strich mit den Lippen über ihre Stirn. "Immer."

"Also, was gibts?", fragte sie mich, als sie endlich im Bett war und an einem Kissen hinter dem Rücken platziert, da saß. Okay, ich musste es ihr sagen. Jetzt. "Ähm... also, ich..." Verdammt, ich konnte es ihr einfach nicht sagen. Später, ich würde es ihr später sagen. "Will?", iritiert blickte sie mich an und zog ihre Augenbrauen zusammen.

"Also, gestern kam nach dem Spiel ein Scout zu mir. Von den Saint Louis Blues. Er meinte, dass ich richtig gut gespielt habe und dass er sich vorstellen könnte, mich in ein bis zwei Jahren in der NHL zu sehen." Ich lächelte etwas gezwungen und verschob den Gedanken an diese dumme Wette in die hinterste Ecke meines Gehirns.

"Das ist doch total cool. Das was du schon immer wolltest." Glücklich lächelnd beugte Cara sich nach vorne, legte ihre Hände sanft um mein Gesicht. Ihr Gesicht war nur noch Millimeter von meinem entfernt. "Herzlichen Glükwunsch", murmelte sie und legte dann ihre Lippen ganz sanft auf meine.

Ich freue mich über Votes und Kommentare ;)

Wie gefallen euch die Kapitel aus Wills Sicht? Mehr oder weniger davon?

Übrigens, wundert euch nicht, wenn ein Kapitel mal total lang und das andere eher kurz ist. Die variieren immer so zwischen 1300 und 1800 Wörtern.

Kurze Info noch am Rande:
Mit Specialteams sind im Eishockey Über- und Unterzahl gemeint
Wie der Name schon sagt hat man bei Überzahl einen Spieler mehr als das andere Team auf dem Eis, bei Unterzahl ist man diejenige Mannschaft, die einen Spieler weniger auf dem Eis stehen hat. (Also fünf gegen vier)

Sucker For Her | Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt