Kapitel 28

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Ich spürte, wie mir etwas Warmes über die Stirn lief und öffnete zitternd die Augen. Ein hoher Ton hatte sich in meinem Ohr breitgemacht und ich konnte nur verschwommen sehen.
Ich realisierte, dass die komplette Frontscheibe zersplittert war, einige Äste ragten bis ins Autoinnere.

Ich sah an mir hinab und erkannte, dass die Glassplitter meine Arme etwas aufgeritzt hatten. Abgesehen von meinem schmerzenden Kopf konnte ich spüren, wie es an meiner Seite pochte.

Ich versuchte mich zu erinnern, was passiert war. Ein Auto, ein großer Range Rover, er kam viel zu schnell gerade aus einer Kurve, Will konnte nicht mehr bremsen...

Oh mein Gott. Will!
Neben mir hörte ich ein Keuchen, ich riss die Augen weit auf, nestelte an meinem Gurt, bis ich ihn endlich aufbekam und fuhr dann zu Will herum.

Blut lief ihm aus Mund und Nase und er hatte eine kleine Platzwunde an der Stirn. Das war aber nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war, dass ihm ein abgebrochener Ast in seiner Brust steckte. Seine Hand hatte er zitternd auf den Ast, der einen Durchmesser von wahrscheinlich 4 bis 5 Zentimeter hatte, gelegt.

Er rang verzweifelt nach Luft, seine grünen Augen zuckten wie wild hin und her.
Traumatischer Pneumothorax... traumatischer Pneumothorax...
Diese zwei Wörter schossen mir immer wieder durch den Kopf, weshalb ich
ohne zu Zögern sanft seine zitternden Hände wegschob, meine Finger um den Ast legte und ihn raus zog.

Unendlich erleichtert sog er die Luft ein, sein Kopf sackte leicht zur Seite, als er meinen Namen murmelte.
Ich presste meine Hände auf seine Wunde, aus der nun immer mehr Blut zu kommen schien.
Ich brauchte verdammt nochmal irgendetwas, um die Blutung zu stoppen.

Mein Blick zuckte im Wagen herum und fiel dann auf die Rückbank, auf der eine unserer Reisetaschen lag.
Ich griff nach hinten auf den Rücksitz, riss ein Shirt aus der Tasche und legte es auf die Wunde.

Während ich es weiter auf seine Verletzung presste, sprach ich mit ihm.
"Will, du musst wach bleiben, bitte bleib wach, ja?", verzweifelt flehte ich ihn an und versuchte nicht daran zu denken, was vielleicht mit Finn, Leslie, Liv und Jackson, die im anderen Auto gewesen waren, passiert war.

Ganz leicht nickte er, schloss aber wenig später wieder seine Augen.
"Scheiße, scheiße, scheiße", fluchte ich, als ich spürte, wie das Blut schon fast das ganze Shirt tränkte.

Mit einer Hand presste ich weiter auf seine Wunde, die andere legte ich auf seine Wange. "Will, hör mir zu. Du musst wach bleiben. Die anderen haben bestimmt schon den Notarzt gerufen, es kann nicht mehr lange dauern, aber du musst wach bleiben.
Bitte"

Das letzte Wort kam mir nur erstickt über die Lippen. Mit letzter Kraft hob er seine linke Hand und legte sie auf meine, die an seiner Wange lag.
Er sah mir in die Augen, ich merkte, wie schwer es ihm fiel, sie offen zu halten.

Es dauerte nicht lange und seine Augen schlossen sich zitternd, während die Hand von seiner Wange zurück in seinen Schoß sank.

Plötzlich stand Jackson neben der Fahrertür und riss sie auf.
Er hatte eine große Platzwunde an der Stirn und sah etwas desorientiert aus. Und absolut verzweifelt.

"Was ist mit ihm?", fragte er panisch und deutete auf Will.
Ich ging nicht darauf ein. "Hast du den Notarzt gerufen, Jackson? Und was ist mit Finn, Liv und Leslie?"

Oh Gott, bitte mach, dass mit ihnen alles in Ordnung war.
"Ja, Finn hat ihn bereits angerufen. Leslie und ihm geht's gut, aber...Liv..."

Er sah aus, als ob er kurz davor wäre in Tränen auszubrechen, aber er rang nach Fassung. "Liv... sie wacht einfach nicht auf. Ich weiß auch nicht, aber ich glaube sie hat mindestens eine schwere Gehirnerschütterung. Vielleicht sogar noch was schlimmeres." Seine Stimme brach und er fuhr sich verzweifelt durch seine Haare. "Sie wacht einfach nicht auf", wiederholte er in einem verzweifelten Flüsterton.

Sucker For Her | Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt