Marzipan II; Oh My

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♥♥♥

"Ich mag Marzipan an sich nichtmal so gern.", antwortete ich. "Aber in anderen Sachen, wie Baumkuchen oder Milch ist es super." 

Nachdem wir beide eine Weile schweigend von unseren leicht warmen Kuchenstücken gegessen hatten, bot mir Ben an, dass ich seine Milch probieren könnte.  "Ich will dich ja nicht zum Laster verleiten, aber wenn du willst, können wir gerne mal Milch tauschen, damit dir vielleicht wärmer wird."

Ich verdrehte wie automatisch die Augen, um ihm zu zeigen, wie absurd er war, denn irgendwie wollte ich nicht, dass er dachte, er müsste mir irgendwie helfen, aber irgendwie machte mein Magen einen kleinen Satz.

"Wenn ich je jemandem erzählen würde, dass ich mit Casper Marzipanmilch geteilt habe!", sagte ich scherzhaft und schob meine Milch zu ihm rüber. 

"Meinst du etwa, so etwas absurdes würde dir jemand glauben?", lachte Ben und machte es mir nach.

"Ja, das ist wirklich total absurd, Herr Griffey.", schnappte ich und nahm einen Schluck. Der Schuss war ziemlich großzügig und ich biss mir auf die Zunge, um nicht zu husten, aber ich schmeckte die Karamellnoten unter dem Marzipangeschmack und dem Brennen des Whisky und spürte, wie Wärme in meiner Brust aufstieg.

"Gut oder zu viel?", fragte Ben.

"Mehr als ich erwartet hatte.", erklärte ich diplomatisch. Ich nahm noch einen kleinen Schluck und ließ mir den Geschmack auf der Zunge zergehen und Ben probierte aus der Tasse, die vor ihm stand.

Wir redeten ein bisschen über dies und das, während wir langsam unsere Teller leerten. Ich fragte Ben, wie er sich damals überhaupt getraut hatte, Rap auszuprobieren und er erzählte, wie er einfach immer mehr geschrieben hatte, als er Deutsch lernte, und dann einfach die richtigen Leute getroffen hatte, die sich für die gleichen Dinge interessierten, und fragte, welche Musik ich sonst noch mochte, und ich gab zu, dass ich eigentlich gar nicht so viel Deutschrap hörte ausser ihm und Antilopenmusik, Alligatoah und Trailerpark mit einem lachenden und einem weinenden Auge und gelegentlich noch ein paar anderen. Wir verglichen unsere Lieblingsalben in anderen Genres und machten uns mit unseren Handys Notizen. 

"Das war gut.", sagte Ben und legte seine Gabel auf seinen leeren Teller. "Ich könnte noch Stunden hiersitzen." Er lachte. Ich schluckte meinen letzten Bissen herunter. "Können wir machen, aber wir könnten auch noch ein bisschen rumlaufen.", sagte ich. "Wir haben zwar das Buddenbrookhaus gesehen, aber noch nicht das von Günter Grass."

Ben runzelte die Stirn und hob eine Augenbraue. "Kann man dich auch buchen, wenn man andere Städte besichtigt? Du hast doch behauptet, du bist gar nicht von hier."

"Ich fahre einfach gerne quer durchs Land mit meinem Studentenausweis.", sagte ich. "Und weiß, wie man das Internet benutzt." 

Ben lachte über den Stachel. "Was studierst du denn?"

Ich schaute ein bisschen gequält. Wurden meine Wangen jetzt etwa wegen dem Whisky rot? "Eigentlich hab ich noch nicht angefangen, erst demnächst. Philosophie und Volkskunde.", erklärte ich und versuchte, nicht zu verschämt auszusehen. Eigentlich fand ich meine Studienwahl sogar ziemlich gut. Aber irgendwie klangen die Wörter so blöd aus meinem Mund. 

Ben allerdings schien sie nicht blöd zu finden und er sagte erstaunt, dass er das sehr mutig fände. Ich wechselte das Thema und stand auf. "Lass uns zahlen."

Auf dem Weg ins Café suchte ich meinen Geldbeutel aus meiner Jackentasche und fand einen Fünfer und ein paar Münzen. Wahrscheinlich hätte ich kein Trinkgeld gegeben, wenn ich alleine gewesen wäre, weil ich die Kellnerin blöd fand, aber ich entschied mich, ihr einfach fünfzig Cent zu geben. Als Ben sah, dass ich mein Geld zusammenklaubte, legte er sanft seine Hand über meine Hände und schob sie weg. 

Caspers Küstenaugen (Arbeitstitel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt