Autumn B o y

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Ich habe lange gebraucht, um es zu begreifen.

Es gibt so unfassbar viele Probleme, mit denen ich zu kämpfen habe.

Heul nicht so viel. Und stell dich nicht immer in die Opferrolle, sagen sie dann.

Deshalb habe ich beschlossen, niemanden von meinen Gefühlen und der Last meiner Probleme zu erzählen.

Ich habe auch viele von denen verdrängt, um ehrlich zu sein.

So ist es einfacher, mit ihnen umzugehen.

Wenn immer die Ohren anfangen lauter zu Rauschen als das Radio, wenn immer die Augen die Uhrzeit auf dem Handybildschirm nicht mehr ganz scharf sahen, wenn immer irgendein Sinn versagt...

Ich habe es auf Stress geschoben und verdrängt.

Entweder habe ich mich an die Veränderungen gewöhnt, oder sie sind von alleine weggegangen.

Mittlerweile bin ich an einen Punkt gekommen, an dem ich nicht mehr kann.

Es ist einfach nicht gesund, alles sich selbst zu überlassen.

Ich hätte schon vor Monaten einen Arzt aufsuchen müssen, ich hätte schon vor Jahren soziale Kontakte aufbauen sollen und ich hätte vor Jahrzehnten schon mein Leben ernster nehmen sollen.

Ich bin irgendwo zwischen 12 und 18 Jahren hängen geblieben und komme da nicht mehr raus.

Immer wenn ich über meine Zukunft nachdenke, bekomme ich Kopfschmerzen. Wenn ich in einem halben Jahr meinen geregelten Tagesablauf und die Schulkameraden verabschieden werde, weiß ich nicht, was mit mir passiert.

Ich habe keine Idee. Eigentlich will ich studieren, aber ich weiß, dass ich dann alleine und die Komische sein werde. Die, die keine Erfahrungen hat. Die, die keine Jugend hat. Die mit nichts.

Wahrscheinlich müsste ich abhauen. Wegrennen. Oder verreisen und die Welt kennenlernen.

Aber ich habe Angst.

Da ist eine Panik in mir gegenüber fremden Menschen. Ich glaube an das Gute in jedem einzelnen, aber trotztem habe ich Angst von jemanden überfallen oder entführt zu werden, wenn ich das gewohnte Umfeld verlasse.

Ohne jemanden, der auf mich aufpasst.

Sojemanden gibt es leider nicht...

Außer vielleicht...

... Allen.

Aber ich will nicht. Ich will ihn nicht belasten mit.. mir.

Ich weiß, dass ich keinesfalls einfach bin und wenn ich erstmal anfange ihm Zugang zu meinen Gedanken zu gewehren, wird er mich fragen, wieso diese mich noch nicht den Abgrund hinab gejagt haben.

Ich kann mit ihnen mittlerweile umgehen, aber er kann es bestimmt nicht.

Zuerst ist es super lieb von ihm gewesen, dass er den Stein noch einmal gesäubert hat, obwohl er schon gegangen war.

Und deine Erklärung, Allen.

Die hat mich umgehauen.

So echte... Besorgnis... damit kann ich echt nicht ganz umgehen.

Aber ich schätze diese Besorgnis sehr.

Und ich würde mich am liebsten darauf ausruhen, aber die Angst, dass ich betrogen werde, ist zu groß.

Die Nacht vom zweiten November erhellte sich mit deiner Präsenz.

Die Kälte wurde heißer und der dunkle Himmel heller.

Autumn Boy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt