Autumn Boy

Atmen.

Es ist das, was unseren Körper am Leben hält.

Uns hält etwas am Leben, das man nicht sehen kann.

Wir sind von etwas abhängig, das wir nicht greifen und festhalten können.

Wir leben in einer Beziehung. Der Sauerstoff und wir.

Aber wir können uns niemals sicher sein, dass er uns nicht mal im Stich lässt.

Wir haben uns keine Versprechen gegeben und wir haben nichts unterzeichnet.

Es gibt keine Versicherung.

Und siehe an, was passiert.

Die Luft wird dick.

Man kann nicht atmen, der Sauerstoff füllt die Lungen nicht.

Wieso?

Ist er sauer, weil ich jemanden mehr schätze als das Atmen?

Ist es Hass?

Es fällt uns schwer zu glauben, dass der Sauerstoff nichts von uns als Gegenleistung erwartet.

Er kommt uns einfach nur entgegen und ermöglicht uns ein Leben.

Wir sollten dankbar sein.

Ich mag den November nicht.

Eigentlich besteht bis Ende Oktober noch die Hoffnung, dass es vielleicht noch warm wird.

Aber wenn der November erstmal da ist, kann man das getrost vergessen.

Du kamst am ersten November als wenn noch Oktober sei.

Aber ich war gerade beim Atmen.

Und wie wichtig es ist.

Auch die Sinne sind essentiell. Für eigentlich alles.

Ich will jetzt nicht aufzählen, wozu sie alle nötig sind.

Aber wenn man plötzlich nicht mehr klar sehen kann...

...dann baut sich in einem so eine Angst auf.

Herzklopfen.

Magenziehen.

Verschnellerte Atmung.

Heftiges Blinzeln.

Man kann es auch anders zusammenfassen:

Panik.

Kalte, erbarmlose, zwielichtige, furchtbare Panik.

Sie ist eine hohe Dosierung von Angst und eine kleine Menge Hoffnung.

Panik ist etwas grausames.

Sie birgt eine Einseitigkeit, eine Hast...

Man kennt nur noch rennen oder sterben.

Nur noch schwarz oder grau.

Sie ist etwas furchtbares.

Ich habe plötzlich dieses Flimmern gesehen.

Erst nur links. Das ist vielleicht noch nachvollziehbar, denn dieses Auge erinnert an einen alten Menschen.

Aber dann war die gesamte Sicht bedeckt...

Blinzeln half nichts.

Überraschenderweise traf die Akzeptanz relativ schnell ein.

Die Angst vor der Einschränkung war zuerst lediglich nur gering.

Es tat nicht weh.

Im Liegen ging es dann wieder.

Es ist schlimm...

Wenn man merkt, dass der Körper nicht mehr so kann wie man denkt.

Die einen nennen es Kreislaufprobleme und die anderen stempeln es als Migräneanfall ab.

Fakt ist, dass man sich elend fühlt und dass der Körper versagt.

Auch wenn es nur wenige Minuten sind, ist der Moment da.

Und man fühlt sich hilflos in der Zeit.

Die Angst, dass es bleibt ist da.

Oder das es weggeht und ...

... wiederkommt.

Panik.

Das habe ich bereits beschrieben.

Panik trifft es ziemlich treffend.

Der Grund weshalb das Sehvermögen eingeschränkt war, ist geringe und vitaminarme Ernährung gewesen.

Der Körper braucht Vitamine und Mineralien, Eiweiße, Eisen, Magnesium, alles mögliche.

Ich will dir nur verständlicher machen, wieso ich an diesen Tag wieder so am Ende war.

Als wenn es nicht genung gewesen sei, dass in meinem Kopf so vieles ablief.

Erinnerst du dich an das Mädchen in den Schulfluren?, habe ich dich gefragt.

Du hast mich verstanden.

Auf jeden Fall hat es so auf mich gewirkt.

Ich habe dir mein Herz ausgeschüttet und anders als sonst bereute ich es keinesfalls.

Ich war sogar eher froh darüber...

Du gabst mir Komfort.

Und Kraft.

Naja, so weit man mir die geben konnte.

Ich war sowieso schon zu oft und auf zu viele Weisen enttäuscht worden.

Nur weil ich mich dir anvertraute, heißt es nicht, dass es mir plötzlich auch heiterem Himmel viel, viel besser ging.

So war es nicht.

Aber ich habe mich mehr verstanden gefühlt.

Und in meinen Entscheidungen unterstützt.

Das bewiesen auch deine Beobachtungen.

Du hast mich gelesen wie ein offenes Buch.

Du hast mir erklärt, dass ich nicht Hass sondern Zuneigung zu diesem Ort verspürte.

Wow.

Das du das erkannt hast, Allen.

Sonst musste ich dir immer erklären was der Unterschied zwischen Einsam- und Alleinsein ist.

Wir haben voneinander gelernt.

Und dafür liebe ich dich.