Kapitel 2

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16 Jahre später


Minho Pov:

Mit Musik in den Ohren räumte ich mein Zimmer auf. Es war nicht so, dass mir das aufräumen großen Spaß bereitete, aber ab und zu war es nunmal notwendig. Auch, weil ich so wieder genug Platz zum Tanzen hatte.

Leider war nach wochenlangem konzentrierten Zimmer verunreinigen auch mal wieder Zeit fürs altbekannte aufräumen.

Nachdenklich hielt ich meine alten kaputten Kopfhörer in der Hand. Ich hatte mir schon vor Wochen neue gekauft, als meine Katze der Meinung war, meine alten als improvisierten Wollknäuel zu misshandeln.

Dennoch war ich durch meine leichte Anfälligkeit für Faulheit noch nicht dazu gekommen diese zu entsorgen. Und wie jeder Mensch, welcher mich kannte, es bereits von mir erwartet hatte, besaß ich eine große Schublade, in welcher ich all mein kaputtes Kram entsorgte.

Obwohl entsorgen mir nicht das richtige Wort erschien. Ich behielt es ja trotzdem irgendwie noch. Nur tat ich mich immer etwas schwer damit, ganz bestimmte Sachen einfach wegzuwerfen. Deshalb besaß ich diese Art von Schublade.

Jedoch sah das innere dieser Schublade nur dann mal ein bisschen Licht, wenn ich sie öffnete um schnell etwas reinzuwerfen und dann flink wieder schloss, um meine Schande von Nostalgie nicht länger ertragen zu müssen.

Nachdenklich schnalzte ich mit der Zunge. Aber nach so vielen Jahren sollte es vielleicht mal an der Zeit sein, meine Schublade etwas aufzuräumen und die Sachen, welche ich nun wirklich nicht mehr bräuchte, zu entsorgen.

Mit etwas zu viel Schwung zog ich die Schulblade herraus, wodurch sie nicht nur mir fast auf den Fuß fiehl, sondern auch noch meine Katze haarscharf streifte. Fauchend sprang sie auf mein Bett und funkelte mich angepisst an.

Schuldbewusst biss ich mir auf die Lippe. ,,Sorry, baby. Das wollte ich nicht." Entschuldigte ich mich bei ihr, bewusst darüber, dass sie mir höchstwahrscheinlich keine Antwort geben würde.

Mit einem leisen seufzen kniete ich mich vor die Schublade und kippte sie über meinen flauschigen weißen Teppich aus. Kurz verzog ich mein Gesicht bei den verstörenden Klängen, welche Gegenstände aller Art machten, als sie auf meinem Teppich gegeneinander krachten.

Wohl nun entgültig mit mir fertig, erwachte meine Katze aus ihrem leichten schlummern und sprang genervt von meinem Bett, nur um dann elegant durch meine Zimmertür in den Flur zu verschwinden.

,,Na dann wollen wir mal." redete ich mit mir selbst und ließ meine Fingerknöchel knacken, ehe ich begann mein Kram zu sortieren.

Das ganze kostete mich umgerechnet über eine ganze Stunde und als nurnoch ein paar Sachen auf dem Boden lagen, hatte mich meine vorherige Motivation so ziemlich verlassen und mittlerweile fragte ich mich nurnoch, was zur Hölle ich hier eigentlich tat.

Doch meine langeweile verschwand schlagartig, als ich im Licht der ins Zimmer scheinenden Sonne, etwas auf meinem Teppich aufglitzern sah.

Ohne zu zögern beugte ich mich leicht herüber und hob den kleinen Gegenstand in meine Hände. Überrascht zog ich eine Augenbraue hoch, als ich einen kleinen Kompass in meinen Händen ausmachen konnte.

War das etwa der Kompass, von welchem meine Eltern mir immer erzählt hatten?

Neugierig legte ich diesen vor mir auf den Boden und tippte mit der Fingerkuppe gegen den kleinen Knopf an der Seite, wodurch sich die Kuppel des Kompass öffnete und ein Ziffernblatt zum forschein brachte, welches vom design her eher älter war. Die kleine, schwarze, elegant geformte Kompassnadel zeigte Richtung Norden und schien sich auch nicht davon wegbewegen zu wollen.

Ich runzelte meine Stirn. Hatten meine Eltern nicht immer gesagt, dass der Kompass kaputt gegangen war, als ich zwei Jahre alt war?

Nachdenklich nahm ich den kleinen goldenen Kompass wieder in meine Hände. Ich zuckte leicht zusammen, als die Kompassnadel sich plötzlich in Bewegung setzte und in eine komplett andere Richtung als zuvor schaute.

Verwirrt sah ich die Spitze der Nadel an. War der Kompass doch kaputt? Hatte ich mich mit meinem voreiligen Urteil etwa geirrt?

Ich behielt das kleine Ding in meiner Hand und lief runter ins Wohnzimmer, in welchem meine Mutter auf dem Sofa saß und meine Katze durchstreichelte, während sie in ihrem Lieblingspyjama ihre Serie sah und einen Tee vor sich stehen hatte.

,,Mom?" fragte ich sie. Lächelnd sah sie zu mir auf, was meiner Katze wohl nicht zu gefallen schien, da diese sich wieder aus dem Raum verkrümelte. Sie schien mich wegen der Schublade wohl immernoch zu hassen.

,,Was gibts, Schatz?" fragte meine Mutter mich und griff zu ihrem Tee. ,,Ich hab Großvaters Kompass gefunden." teilte ich ihr mit und nahm neben ihr Platz.

,,Ach wirklich? Wir hatten ihn damals in irgendein Fach gestopft, als er kaputt gegangen war." verzog sie das Gesicht bei der Erinnerung. ,,Eines Tages, von einer Sekunde auf die andere, hat er einfach nicht mehr funktioniert."

Ich schüttelte den Kopf. ,,Aber vorhin war er noch voll in Ordnung. Er hatte nach Norden gezeigt, bis ich ihn angefasst habe, dann hatte er seine Richtung geändert." runzelte ich die Stirn. Es nervte mich, wenn ich etwas nicht verstand. Und das schien ich bei aller Liebe nun wirklich nicht zu verstehen.

Mit einem gespielt verschwörerischen Grinsen sah meine Mom mich an. ,,Dann zeigt er bestimmt auf deinen Schatz." ,,Hm?" fragte ich sie verwirrt.

,,Na du weißt doch. Dein Großvater hatte zu dir gesagt, dass du darauf aufpassen sollst, da er dadurch den größten Schatz seines Lebens gefunden hatte. Allerdings hätte er uns davon gerne mal was abgeben können. Die Renovierungen am Haus gehen mittlerweile tiefer in meine Brieftasche als es anfangs geplant war." seufzte meine Mutter und wackelte leicht mit den Zehen, welche sie in dicke Wintersocken verpackt hatte.

,,Ein Schatz also?" murmelte ich leise und besah mir den schimmernden Kompass in meiner Hand. Amüsiert über diesen Gedanken schüttelte ich den Kopf, ehe ich die Kette, welche an dem Kompass befestigt war, öffnete und ihn mir um den Hals hing.

Lächelnd sah meine Mutter mich an. ,,Was wird das wenns fertig ist?" fragte sie mich. ,,Großvater sagte doch ich soll darauf aufpassen. Ich hab die letzten sechzehn Jahre nicht darauf aufgepasst, also hab ich viel nachzuholen." antwortete ich ihr und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

,,Außerdem ist dir schon bewusst das wir es Sommer haben?" grinste ich und stand von der Couch auf, um das Bild meiner dick bepackten Mom vor mir zu haben. Vom Jumpsuit bis zu den Kuschelsocken war alles dabei.

,,Ich bin alt!" verteidigte sie sich und schlürfte zur Bekräftigung ihrer Worte an ihrem Tee. ,,Du bist Ende dreißig!" ,,Musst du nicht dein Zimmer aufräumen? Na los, morgen geht die Schule wieder los, bereite dich mal ein wenig darauf vor. Husch husch, Hintern aus meinem Wohnzimmer!" antwortete sie mir und machte mit ihren kleinen Händen Schubsbewegungen in Richtung Tür.

Schmunzelnd bewegte ich mich durch diese. ,,Wir haben es immernoch Sommer!" rief ich ihr jedoch noch hinterher, woraufhin ihre Protestlaute hinter meiner sich schließenden Zimmertür verstummten.

Broken Compass~MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt