Minho Pov:
,,Mom?" rief ich durch unsere Wohnung, obwohl ich längst wusste, dass ich sie im Wohnzimmer auffinden konnte. Dennoch war es mittlerweile zu einer kleinen Gewohnheit geworden, dadurch meine Anwesenheit anzukündigen.
Ich bewegte mich Richtung Wohnzimmer, wodurch ich fast auf eine meiner Katzen getreten war und daraufhin von ihr angefaucht wurde. Super. Noch eine Katze die angepisst auf mich ist.
,,Hey." begrüßte ich meine Mutter und pflanzte mich neben ihr auf die Couch. ,,Na, kleiner? Wie war dein erster Schultag nach den Ferien?" fragte meine Mom mich lächelnd. ,,Normal, würde ich sagen. Felix und Hyunjin haben einen neuen Mitschüler." erzählte ich ihr sogleich das spannenste vom Tag.
,,Oh, wie nett. Und, magst du ihn?" fragte sie mich neugierig. Ich atmete leise aus. ,,Er ist nett. Ich mag ihn auch. Aber...er ist ein wenig merkwürdig. Ich weiß auch nicht." versuchte ich ihr meine Gedankengänge zu erklären.
,,Merkwürdig?" wiederholte sie meine Worte verwundert. ,,Ja. Er ist lustig. Lächelt viel und gerne. Aber irgendwie ist er zeitgleich auch so...in sich gekehrt. Er strahlt eine solche Ruhe aus, dass man sich nie sicher ist ob man etwas falsch gemacht hat, oder er sich einfach nur Zeit lässt um seine Antwort ganz genau zu bedenken. Er ist so...er ist so schwer zu lesen!" Seufzte ich leise, wissend, das meine Mutter mich vermutlich nicht verstehen würde.
Nachdenklich sah diese mich an. ,,Und warum nennst du ihn dann merkwürdig?" fragte sie mich. Irritiert sah ich sie an. Mit so einer Frage hätte ich nicht gerechnet. ,,Na weil er..." ,,...anders ist?" unterbrach sie mich. ,,Aber das muss doch nicht unbedingt etwas schlechtes sein, Minho." antwortete sie mir.
,,Uff, du redest schon wie er." schüttelte ich leicht lächelnd den Kopf. Meine Mutter setzte sich etwas grader hin, ehe sie zu mir sagte: ,,Hör mal. Wenn dieser Junge wirklich so ist, lohnt es sich doch vielleicht herauszufinden warum er so ist, wie er nunmal ist. Es scheint dich ja offenbar zu beschäftigen."
Ich nickte langsam und erwiderte ihren Blick. ,,Du nennst ihn merkwürdig, aber vielleicht seid ihr in seinen Augen auch merkwürdig. Und du sagst er sei so in sich gekehrt und so ruhig? Ich kann dir sagen warum. Was denkst du, warum ihr Jungen Wirbelwinde die älteren Damen und Herren immer seltsam nennt, hm?" stellte sie mir eine rhetorische Frage.
,,Sie werden weiser, Minho. Und genau deswegen werden sie in den Augen der anderen Merkwürdig. Weil sie wissen wofür es sich zu Leben lohnt und wofür nicht. Sie sind schlauer. Meistens jedenfalls. Wer weiß, vielleicht ist dieser Junge seinem Alter einfach nur vorraus." beendete sie ihre Vermutung und richtete ihren Blick wieder auf den Fernseher und brach sich ein Stück ihrer Schokoladentafel ab.
Nachdenklich sah ich sie an. Vielleicht hatte sie recht. Vielleicht war Jisung wirklich etwas besonderes. Es würde mich auf jeden Fall nichts kosten, ihn etwas näher kennen zu lernen. Ich beugte mich kurz vor und gab meiner Mutter einen Kuss auf die Wange. ,,Danke, Mom. Du hast mir sehr geholfen." Verbeugte ich mich vor ihr und begab mich dann hoch in mein Zimmer.
Mit einem lauten Ausatmer schmiss ich mich auf mein Bett und spielte ein wenig an meiner Halskette herum. Ich nahm den Kompass in die Hand und öffnete die Kuppel. Wie bereits schon zu erwarten, zeigte die Kompassnadel schon wieder nicht nach Norden.
Aber wohin zeigte sie sonst?
Enttäuscht legte ich die Kette ab und schmiss sie etwas grob auf mein Kopfkissen. Ich runzelte meine Stirn, als die Kompassnadel plötzlich Richtung Norden zeigte. Verwirrt nahm ich den Kompass wieder in die Hand und fast automatisch wechselte die Nadel ihre Richtung wieder.
,,Was zur Hölle...?" murmelte ich leise vor mich hin. Ich biss mir nachdenlich auf die Unterlippe, ehe ich den Kompass wieder zuklappte und mir wieder um den Hals legte.
Er war nicht kaputt, nur anders.
Dies wiederholte ich immer und immer wieder in meinem Kopf. Ich wusste nicht warum ich dies tat, aber es schien mir irgendwie wichtig. Und war mir fast sicher, dass hinter Jisungs Worten mehr steckte, als nur die bloße Sorge über einen Kompass.
Ich rieb mir langsam meine Schläfen, um etwas runter zu kommen. Dieses ganze angestrengte Nachdenken bereitete mir mehr Kopfschmerzen als es sollte.
Also tat ich das einzige, bei dem ich mir sicher war, dass es mir immer helfen würde runter zu kommen, wenn ich gestresst war. Das einzige bei dem ich mir sicher sein konnte, dass es mich niemals verlässt. Das einzige für das ich meine Leidenschaft schon viel zu früh gefunden hatte.
Ich tanzte.
Das tat ich schon seit Jahren und meine Freunde wussten davon. Immer wieder versuchten sie mich davon zu überzeugen, bei irgendwelchen Tanzwettbewerben teilzunehmen, oder regulären Tanzunterricht zu nehmen.
Aber ich stritt dies immer wieder ab. Ich war bestimmt lange nicht so gut, wie Yugyeom, aus unserer Klasse. Er hatte ebenfalls schon sehr früh Tanzunterricht von seinen Eltern finanziert bekommen. Er war sogar in einer richtigen Dancecrew und hatte ein eigenes Tanzstudio bei sich Zuhause bekommen.
Und genau das zeigte mir, wie untalentiert ich in meiner eigenen Leidenschaft eigentlich war. Ich wusste, dass ich niemals das schaffen werde, was Yugyeom schon erreicht hatte.
Aber das machte mir nichts. Für mich war es okay.
Tanzen sollte eh nie mehr, als mein Hobby werden. Also sah ich keinen klaren Grund, warum ich dies mehr fördern sollte. Aber meine Freunde sahen dies nicht ein. Ich schätze einfach, dass sie nie aufgeben werden, bis ich irgenwann mal an meinem ersten Tanzwettbewerb teilnehmen würde.
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Only in advance, in dieser Story geht es nicht um Selbstverletzung oder Suizidgedanken. Bloß um ein bisschen deep talk in Minsung style und ein langsam wachsendes Shipping ;)
Ihr seid beautiful, love for ya' all <3
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Broken Compass~Minsung
FanficEin Junge und ein Kompass, welcher nie nach Norden zeigt. Aber wohin zeigt er dann? (Abgeschlossen)