Kapitel 11

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Minho Pov:

Mittlerweile war ein ganzer Monat vergangen, seit Chan seine und Changbins Bewerbungen abgeschickt hatte. Noch hatte sich kein einziges Anzeichen einer Antwort gezeigt, was Changbin schon die Hoffnung aufgeben ließ und Chan depremierter werden ließ.

Als ich Sonntag Abends an meinen Hausaufgaben saß und Soonie, eine meiner drei Katzen, immer wieder vom Tisch holen musste, da sie es liebte einfach so über meine Dokumente zu krabbeln, bekam ich den Anruf.

Seufzend rieb ich mir meine Schläfe, als mein Handy klingelte. ,,Ja?" Fragte ich genervter als ich wollte, als ich den Anruf abnahm. ,,Sie sind da!" ,,Was?" ,,Die Antworten!" ,,Wer ist da überhaupt?" Fragte ich verstört.

,,CHAN, VERDAMMT NOCHMAL!" Schrie der Ältere mir in den Hörer. ,,Ja, Gott, beruhig dich." Kicherte ich.

,,Minho, sie sind da!" Freute sich Chan. ,,Aber was, wenn es Absagen sind? Oh Gott. Was, wenn sie sagen, dass wir nicht gut genug sind? Minho, was mach ich denn dann? Was macht Changbin dann? Oh mein Gott, es wird ihn kaputt machen!"

Etwas überfordert, von seinen plötzlichen Stimmungsschwankungen, sagte ich leise in den Hörer: ,,Hey, Chan. Beruhig dich. Alles wird gut. Es ist zwar schon echt spät, aber möchtest du kurz rüber kommen?" schlug ich ihm vor.

,,Ja, mach die Tür auf!" Verwirrt sah ich mein Handy an. ,,Bist du etwa schon hier?" ,,Was denkst du sonst, wo ich grade stehe? Und jetzt mach die verdammte Tür auf. Mir ist kalt!" Ich schüttelte den Kopf, während ich die Stufen unserer Treppe hinunter ging. ,,Chan, du bist so extra!"

Ich legte ohne auf eine Antwort zu warten auf und öffnete meine Haustür, an welcher ein Chan lehnte. ,,Und du bist eine Diva!" Streckte er mir die Zunge raus, ehe er einfach so an mir vorbei ging, in Richtung meines Zimmers. ,,Schuhe aus, ich hab da erst gesaugt, Hoe!" Rief ich ihm hinterher.

Ich ging ihm kopfschüttelnd hinterher, nur um ihn dann auf dem Boden sitzend wieder zu finden, während er mit meinen Katzen spielte. Empört sah ich zu ihm runter. ,,Natürlich lieben sie dich mehr als mich." ließ ich mich schmollend neben ihn fallen.

,,Jeder mag Kängurus! Du bist mehr wie eine Katze. Kein Wunder, dass sie sich von dir bedroht fühlen!" Erklärte Chan das ganze, ohne auch nur einmal von mir aufzusehen.

,,Pft, ich und Katze." Warf ich mein imaginäres Haar zurück. ,,Du schnurrst, wenn man dich streichelt." ,,Aber nur weil es sich so toll anfühlt!" ,,Ich kaufe dir irgendwann mal so süße Katzenohren." Kicherte Chan.

Ich schüttelte grinsend den Kopf. ,,Nevermind. Deswegen bin ich nicht hier." Stellte Chan dann wohl selber fest.

Er wühlte ein wenig in seiner Tasche herum, ehe er zwei Briefumschläge heraus fischte. Diese warf er vor mir auf den Teppich.

Ich nahm mir an ihm ein Vorbild und setzte mich im Schneidersitz, ehe ich die Briefumschläge an mich nahm. Ich drehte sie ein wenig hin und her und besah mir den Schriftzug darauf. Diese Briefe kamen direkt von JYP.

,,Welcher war euer Auditionsong?" Fragte ich ihn neugierig. Chan streichelte meine Katzen, welche dies wohl mehr als zu genießen schienen und murmelte leise: ,,Ich hatte "I'm yours" und Changbin hatte "If", einen Song, den er selbst geschrieben hatte."

Ich nickte langsam. ,,Willst du sie öffnen?" Chan biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. ,,Das ist etwas, dass Changbin und ich zusammen gemacht haben. Er soll dabei sein. Und ihr auch. Ihr seid unsere Unterstützung. Der Grund, warum wir uns dass überhaupt getraut haben. Ihr sollte dabei sein." Lächelte er mich schwach an.

Ich konnte sehen, dass es Chan offenbar nicht gut ging. Er sah blasser aus, als sonst, was bei ihm schon was heißen sollte. Außerdem biss er seine Lippe schon seit des eintretens kaputt und auch seine sonst so gute Laune, welche jeden dazu brachte neuen Mut zu schöpfen, blieb etwas aus. Der klägliche Versuch eines Lächeln seinerseits bestätigte mir das nurnoch mehr.

Seufzend rutschte ich etwas näher an Chan und ließ zu, dass er seinen Kopf auf meiner Schulter ablehnte. ,,Was wäre das schlimmste, dass passieren könnte, hm?" Fragte ich ihn ruhig.

Chan zögerte erst, ehe er leise antwortete: ,,Keiner von uns beiden wird angenommen. Das wäre das schlimmste, dass ich mir vorstellen kann." Gab er zu und spielte etwas an dem Rand seines oversize Pullovers.

,,Wenn wenigstens Changbin angenommen werden würde. Es beudeutet ihm so viel, Minho. Was...was wenn er es nicht durch schafft? Es würde ihn todesunglücklich machen. Hast du gesehen, wie schnell er die Hoffnung aufgegeben hatte, als nach einem Monat keine Antwort kam? Er hat so viel Talent, so viel Leidenschaft in das was er liebt. Ich möchte ihn nicht fallen sehen, verstehst du?" Wurde er immer leiser.

Ich legte einen Arm um den blonden Jungen, dessen dunkler Ansatz längst wieder zu sehen war. Er war ein solch starker junger Mann, welcher sich immer um die anderen sorgte und ihn nun so schwach zu sehen, durchflutete mich mit Gefühlen der Schuld. Immer war er unsere rettende Hand. Vielleicht brauchte er nun auch mal jemanden, der ihm seine Hand gab, selbst, wenn er es nicht zugeben wollte.

,,Chan, ihr seid zwei unglaublich begabte Musikproduzenten und das schon in einem solch jungen Alter. Ihr habt das Glück, dass euch diese außergewöhnlichen Stimmen gegeben wurden. Nenn mir bitte einen Grund, weshalb sie euch nicht nehmen sollten."

,,Vielleicht bin ich nicht genug."

Überrascht sah ich zu Chan, welcher sich immer mehr in meine Seitenumarmung schmiegte. ,,Vielleicht bin ich einfach nicht perfekt genug für sie. Vielleicht hab ich einfach nicht alles gegeben. Ich versuche wirklich, immer mein bestes zu geben und ihnen alles zu zeigen, dass ich habe. Aber was ist, wenn das einfach nicht genug ist, Minho? Was ist wenn alles was ich zu geben habe, nicht genug ist?" Fragte er mich leise und wischte sich mit seinem Ärmel über seine blasse Wange, an welcher eine Träne hinunter lief.

Etwas überfordert sah ich ihn an. Ich hatte keine Ahnung, was ich darauf Antworten sollte. Ich war froh, dass Chan mir seine Bedenken mitgeteilt hatte, aber dass diese einen solch schmerzhaften Grund auf sich zogen, hatte ich nicht erwartet.

Ich nahm meinen Arm von Chans Seite und legte sie stattdessen um seinen Bauch und zog ihn somit in eine sitzende Umarmung. Leise weinte er in meine Halsbeuge, während ich ihm beruhigend über seinen Rücken strich.

,,Tut mir Leid." ,,Was tut dir Leid?" ,,Das ich dich hier so voll heule, so war das nicht geplant." Schluchzte er weiter. Ich lachte leise und drückte ihn noch fester. ,,Ist schon okay, Channie. Lass es einfach raus."

Stumm wiegte ich ihn leicht hin und her. Ihn mal so schwach zu sehen, bewies mir nurnoch mehr, durch wie viel er schon hatte gehen müssen, ohne es je jemandem zu erzählen und dass tat mir noch mehr weh.

Ich wusste, dass alles was er nun brauchte, eine helfende Schulter zum ausweinen brauchte. Jemanden, der für ihn da ist. Und ich hatte nicht vor zu gehen.

,,Ich bin für dich da, Hyung. Immer."

Broken Compass~MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt