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POV. Taehyung
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Nachdem wir zurück im Hotel angekommen waren, sind wir alle sofort ins Bett gegangen, da wir ja für den Auftritt am nächsten Tag ausgeruht sein müssen. Doch irgendwie kann ich einfach nicht einschlafen. Ich wälze mich hin und her und versuche krampfhaft endlich abzuschalten, jedoch kann ich die ganze Zeit nur an die Situation im Bad vorhin denken. Was ist das eigentlich für ein komisches Kribbeln an meinem Arm? Kurzerhand mache ich den Verband ab. Der Anblick hat eine beruhigende Wirkung auf mich. Diese Gleichmäßigkeit der paralleln Schnitte. Ich streiche mit dem Finger über die leicht geschwollen, roten Schnitte. Da ist das Kribbeln wieder. Nein viel mehr ist es als müsste ich einfach an den Wunden kratzen. Ich versuche mich gar nicht erst groß zurückzuhalten. Ich streiche erst noch einmal über die roten Striche, bevor ich anfangen an ihnen zu kratzen. Es tut so gut und endlich lässt das Kribbeln nach. Da dieses Gefühl so angenehm ist, kann ich fast nicht mehr aufhören, bis auch schon aus den ersten Wunden wieder Blut heraus läuft. Der Anblick ist so friedlich, wie sich die dunkelrote Flüssigkeit einen Weg über meinen Arm bahnt. Doch schlagartig wird mir klar, dass ich in einem Hotelbett mit weißer Bettwäsche liege und schnell halte ich meinen Arm über den Rand. Da das wundervolle Gefühl jetzt eh verflogen ist, beschließe ich aufzustehen und meinen Arm sauber zu machen. Als ich ihn wieder in einen Verband gewickelt habe lege ich mich zurück ins Bett. Doch jetzt bin ich völlig entspannt und jeglicher Druck ist von mir abgefallen. Ich schließe die Augen und schlafe friedlich ein.

Also das erste Morgenlicht durch das Fenster direkt in mein Gesicht scheint, werde ich schließlich wach. Ich schaue auf die Uhr, 7:38. Wir müssen erst in einer knappen Stunde beim Frühstück sein.
Geh lieber schon früher und sag ihnen dann du hast schon gegessen, dann fällt es nicht so auf, dass du nichts isst.
Gute Idee.
Also stehe ich auf und ziehe mir ein paar gemütliche Sachen an. Eine helle Jogginghose und dazu einen gestreiften Hoodie, der den Verband an meinem Arm perfekt verdeckt. Auf gehts zum Frühstück.

Das einzige, was ich zu mir genommen habe war ein Saft und ein paar Weintrauben. Aber das muss sein, ich will schließlich dünner werden. Da kommen auch schon die anderen und setzen sich zu mir. „Guten Morgen Taehyung!" , kommt es von allen. „Wieso bist du schon so früh hier gewesen?", fragt mich Jimin neugierig. „Ich hatte so krass Hunger, als ich aufgewacht bin, da musste ich schon früher was essen." , grinse ich ihn an. Das war natürlich mal wieder gelogen. Die anderen essen alle ihre Teller leer, während mein Blick sehnsüchtig über den Tisch huscht. Nein Taehyung, nicht für dich! „Geht jetzt hoch und macht euch fertig, in einer halben Stunde treffen wir uns in der Lobby, um zum Stadion zu fahren. Dann haben wir noch genug Zeit die letzten Fragen zu klären und alles nochmal durchzugehen." , sagte Namjoon ernst, aber freundlich in die Runde. Alle machen sich wieder auf den Weg in ihre Zimmer.

Ich habe beim Frühstück kein einziges Wort mit den anderen gesprochen und generell war es sehr ruhig. Ob die anderen wohl etwas merken? Ach die sind bestimmt nur ein bisschen angespannt wegen dem Konzert in ein paar Stunden. In meinem Zimmer packe ich noch schnell ein paar Sachen in einen Rucksack und mache mich im Bad ein bisschen frisch. Danach gehe ich runter in die Lobby.

Nach und nach trudeln alle ein. Wir gehen nach draußen, wo auch schon zwei schwarze Autos mit getönten Scheiben auf uns warten. Namjoon, Jin, Jungkook und ich steigen in den ersten Wagen, die anderen drei in den zweiten. Während der Fahrt schauen wir alle aus dem Fenster und genießen die schöne Umgebung. Nach einer Stunde Fahrt sind wir endlich angekommen. Wir gehen die Choreografien noch ein letztes Mal durch und danach gehts ab zu den Stylisten. Jeder bekommt ein wunderschön glitzerndes Outfit und danach werden noch unsere Haare gemacht. Jetzt sitzt alles für den großen Auftritt.

Ich höre schon die ersten Fans draußen kreischen, als wir durch die Gänge unter der Bühne laufen. Irgendwie habe ich aber auch ein ziemlich mulmiges Gefühl im Bauch, so als ob heute irgendwas schief gehen würde. Lange darüber nachdenken kann ich nicht mehr, denn schon hebt sich die Platform unter uns an und wir fahren hinauf auf die Bühne. Es versetzt mir jedes Mal wieder eine Gänsehaut, wenn ich die vollen Stadien sehe. Ich meine diese ganzen Menschen kommen nur hier her um uns zu sehen. Das ist einfach unglaublich. Die Performance verläuft ohne Probleme und nach ein paar Liedern verlassen wir die Bühne, um eine kurze Pause zu machen.

Während der ca 20 minütigen Pause, sitzen wir normalerweise alle zusammen in einem Raum und essen etwas oder schauen uns unsere Performance an, um eventuelle Fehler zu entdecken und beim nächsten mal zu vermeiden. Doch heute ist mir gar nicht danach mit allen auf einem Fleck zu sitzen und mich zu amüsieren. Deswegen verziehe ich mich in einen etwas abgelegenen, leeren Raum. Hier ist nicht so ein Trubel. Doch plötzlich ist da wieder dieses ungute Gefühl. Und ausgerechnet mein Solo-Auftritt kommt als nächstes. Ich habe so Angst davor diese Performance zu verpatzen, denn dann sind alle Augen nur auf mich gerichtet. Vielleicht sollte ich das Management fragen, ob ich diesen Auftritt die nächsten Male weglassen kann. Vielleicht sollte ich BTS auch einfach verlassen, ohne mich wären sowieso alle besser dran. Dann hätten sie mich nicht mehr die ganze Zeit wie einen untalentierten Klotz am Bein hängen. Plötzlich steigen mir die Tränen in die Augen. Was wenn mich eigentlich niemand braucht? Wenn mich niemand hier haben will? Vielleicht machen mir alle nur etwas vor und es ist wirklich besser wenn ich gehe. Ich fange an zu zittern und einige laute Schluchzer verlassen meinen Mund. Da kommt auch schon der erste Angestellte um die Ecke und findet mich. Die Person redet auf mich ein und fragt, was denn los ist und ob ich irgendwas brauche. Aber ich kann mich in diesem Moment auf nichts mehr um mich herum konzentrieren. Ich habe alles ausgeblendet. Die Person ruft nach anderen Leuten und schon bin ich umringt von den vielen Stuff Leuten. Ich sehe wie einer von ihnen panisch davon rennt.
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POV. Jungkook
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Namjoon unterhält sich gerade mit unserem Manager, als ein ziemlich aufgeregter Stuff-Member hereingestürmt kommt. Er stürzt zu unserem Manager. Das einzige was ich verstehen kann ist: „Einer ihrer Member weint und lässt sich nicht beruhigen. Wir versuchen gerade alles in unsrer Macht stehende, doch es hilft nichts." Warte mal was jemand weint? Ich schauen mich im Raum um und entdecke nur sechs Leute. Da wird mir schlagartig etwas klar. Er redet von Taehyung! Blitzschnell springe ich auf und renne ohne groß nachzudenken zu unserem ohnehin schon überforderten Manager. „Wo ist er?!", schreie ich den Stuff-Member an. „Folgen Sie mir." Ich renne ihm hinterher durch die Gänge, dicht gefolgt von unserem Manager. Die anderen bleiben verwirrt zurück.

Der Anblick vor mir bricht mir das Herz. Kurzerhand schubse ich einige der um ihn herum stehenden Menschen bei Seite und hocke mich neben ihn. Er sieht mich nicht an, doch er hält kurz inne. Ich rutsche näher an ihn und nehme ihn fest in den Arm. „Niemand braucht mich Jungkook. Ihr seid ohne mich besser dran.", schnieft er gegen meine Brust. Was? So denkt er von uns? „Das stimmt doch überhaupt nicht, wir alle brauchen dich Taehyung. Also hör auf, über sowas auch nur nachzudenken! Ich hab dich doch so sehr lieb, bitte vergiss das nie." , versuche ich meinen schluchzenden Tae zu beruhigen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass nun auch die anderen zu uns gelaufen kommen. Sie werfen mir einige fragende Blicke zu, doch ich kann Ihnen jetzt nicht antworten. Ich löse mich von Taehyung und helfe ihm danach auf. Plötzlich ziehen die anderen Member uns in eine Gruppenumarmung. „Bangtan für immer." , sagt Jin und darauf nochmal alle: „Bangtan für immer!"

Nachdem Taehyung sich ein wenig beruhigt hatte, ging das Konzert weiter, ohne das die Armys etwas von dem Zwischenfall erfahren hatten. Es lief alles reibungslos ab und am Ende verbeugten wir uns alle nochmal überglücklich. Es war im Großen und Ganzen wieder ein toller Auftritt geworden.

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Ich muss hier mal was loswerden:
Danke für über 200 reads 😍😫
Das ist einfach zu crazyyy❤️
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The only one | Vkook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt