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POV. Taehyung
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Nachdem ich mich endlich etwas beruhigt habe, drückt Namjoon mich ein wenig weg von sich und sieht mir tief in die Augen. „So, erzähl mir jetzt ganz in Ruhe, was los ist." Ich sammle noch einmal meine Gedanken und fange zögerlich an zu sprechen. „Ich... ich hab mich verliebt." , fange ich an. „Aber das ist doch was schönes.", lächelt Namjoon mich an. „Es ist ein Junge..." , fahre ich fort. „Ich wusste zwar gar nicht, dass du schwul bist, aber okay. Und wo liegt jetzt das Problem?" , er schaut mich mit einem sanften Blick an. „Also findest du es überhaupt nicht schlimm oder ekelhaft, dass ich auf Männer stehe?" Ich schaue ihn ungläubig und mit großen, roten Augen an. „Warum sollte das schlimm sein? Das ist doch was ganz normales." Das er es so gut auffasst, hätte ich nicht gedacht. „Aber da ist etwas, dass darfst du den anderen auf gar keinen Fall sagen, ja?" Er mustert mich kurz und nickt dann. „Die Person in die ich verliebt bin... ist... ist Jungkook." Ich schaue beschämt zur Seite. „Hmm" , kommt es von ihm. Hat er etwa nicht mehr dazu zu sagen?! „Hast du mit ihm schon mal darüber geredet?" , fragt Namjoon nun direkt. Ohne ihn anzusehen antworte ich betreten: „Nein..." Mein Gegenüber seufzt einmal laut auf. „Du darfst es ihm auf keinen Fall sagen!" , entfährt es mir erschrocken, als ich seinen nachdenklichen Gesichtsausdruck sehe. „Hey schon gut, schon gut." Er hebt die Hände und winkt ab. „Ist Jungkook der Grund dafür?" , er deutet auf meine blutverschmierten Arme und Hände. Ich nicke zögerlich und schaue weiterhin auf den Boden. Ein weiteres Seufzen entfährt ihm. „Wie lange machst du das schon?" „Erst seit kurzem. Früher hab ich mich einfach damit abgefunden und es verdrängt, aber zur Zeit werde ich einfach ständig damit konfrontiert." , sage ich niedergeschlagen. „Das kann so nicht weitergehen Taehyung." , sagt Namjoon mit fester Stimme. „Soll ich nicht vielleicht doch mal mit Jungkook reden?" „Nein! Er wird niemals das gleiche für mich empfinden und das ist okay so. Da erspare ich mir lieber die peinliche Situation und behalte ihn wenigstens als besten Freund!" , entgegne ich kalt. Ich schätze es sehr, dass Namjoon sich Sorgen macht und mir helfen wollte, doch ich wollte nicht, dass er alles nur noch schlimmer macht. Das ist mein Problem, Ende und Aus. „Ach Taehyung... versprich mir, dass du es nie wieder tust. Du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn irgendwas sein sollte, egal was für eine Kleinigkeit es ist." Er lächelte mich an und auch wenn ich wusste, dass man es mir nicht abkaufen würde, lächle ich zurück. Plötzlich zieht mich Namjoon wieder in eine Umarmung. Ich genieße die Wärme, die von ihm ausgeht und vergrabe meine Nase in seinem Shirt. Wie gut diese körperliche Nähe tut. Ich fühle mich seit einer Ewigkeit endlich mal nicht allein.

Nachdem Najmoon gegangen war, um sich in seinem Zimmer für den bestehenden Ausflug fertig zu machen, hatte ich mich daran gemacht, die frischen Wunden zu säubern und ordentlich zu verbinden. So langsam wurde ich ein richtiger Profi darin, Verletzungen zu versorgen. Wenn ich nicht mehr gut genug für BTS bin, sollte ich vielleicht an eine Karriere in der Medizin denken. Ich kam ins Grübeln und vergaß die Zeit komplett. Erst als es an der Tür klopfte und Jimin herein gestolpert kam, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.

„Bist du fertig?" , fragt er mich, wobei man ihm die Vorfreude auf die freien Tage anmerken konnte. „Sag den anderen, dass ich heute nich mitkommen, sondern hier bleibe. Ich fühle mich nicht so gut." Ich begleite das ganze mit einem sanften Lächeln, damit er sich keine all zu großen Sorgen machte. „Bist du krank? Sollen wir dich zum Arzt bringen?" , fragt er mich, wobei sich seine Stirn in Falten legt. „Nein alles gut, ich bin nur ein bisschen erschöpft von unserem gestrigen Auftritt. Ich werde die Zeit nutzen, um mal richtig auszuschlafen." Er sah mich kurz einfach nur an, bevor er wieder gut gelaunt säuselt: „Na gut, ich werd den anderen Bescheid sagen. Mach dir einen schönen, entspannten Tag hier im Hotel!" Sein zuckersüßen Lächeln ist jedes Mal aufs neue wieder niedlich. Er verabschiedet sich und verlässt mein Zimmer wieder.

Während die anderen sich irgendwo in Amerika einen schönen Tag machen, hocke ich nun in meinem Hotelzimmer. Ich könnte ja in den Pool auf der Dachterasse gehen, jetzt wo ich alleine bin, kann ich meine Arme ja offen zeigen, die anderen Gäste wird es eh nicht interessieren. Gesagt und getan bin ich schon auf dem Weg nach oben. Der Pool ist menschenleer. Hm, vielleicht sind alle unterwegs, bei dem schönen Wetter? Ich lege mein Handtuch auf eine der Liegen und ziehe anschließend mein Shirt aus. Mein Blick fällt auf die Narben und die verkrusteten frischen Schnitte. Wäre ich ein Künstler, wäre das wohl mein Meisterwerk. Zufrieden schaue ich meine Arme an. Natürlich bin ich nicht stolz darauf, dass ich mich selbst verletze, aber dieser Anblick hat einfach immer so eine beruhigende Wirkung auf mich. Ich streiche mit meinen Fingern langsam über die kleinen Huckel auf meinen Armen. Es fühlt sich gut an, die gleichmäßigen, parallelen Schnitte zu spüren. Ich sollte nicht so viel Zeit verschwenden, lange werde ich den Pool bestimmt nicht für mich haben. Also laufe ich zur Leiter und fange an hinab in das kühle Nass zu steigen. Ein kurzer Schauer überkommt meinen Rücken, doch eigentlich ist die Kälte angenehm. Ich lasse mich rückwärts ins Wasser fallen und tauche unter. Da ich keine Anstalten mache, zurück an die Oberfläche zu schwimmen, sinke ich bis zum Boden des Pools hinunter. Es ist so als stände in diesem Augenblick die Zeit still. Alles ist friedlich um mich herum und mein Kopf ist völlig leer. Ich schließe die Augen und genieße dieses wundervolle Gefühl. Ich vergesse voll und ganz, dass ich mich unter Wasser befinde. Doch als so langsam alles schwarz vor meinen Augen wird, packt mich plötzlich eine kräftige Hand am Arm und reißt mich in die Höhe. Ich lande unsanft auf dem Rand des Pools und schnappe nach Luft. Ich huste einige Male und blicke dann verwirrt in das Gesicht des Mannes vor mir. „Sag mal mein Freund, was sollte das denn eben werden?" , fragt er mich mit einem leicht sarkastischen Unterton. Ich habe ihn gerade erst kennengelernt und kann ihn jetzt schon nicht leiden. Na super. „Ich habe nur ein wenig nachgedacht." , entgegne ich kalt. „Nachgedacht? Unter Wasser? Hast wohl vergessen, dass du kein Fisch bist und Luft zum Atmen brauchst was?" , antwortet er darauf mit einem dreckigen Grinsen. „Mag schon sein." , sage ich nun leicht genervt. „Dan mein Name." , grinst er mich weiter blöd an. „Taehyung." , gebe ich knapp zurück. „Wohl nicht sehr gesprächig, hm?" „Vielleicht habe ich einfach keine Lust mit ihnen zu reden." grummle ich. „Okay ruhig Tiger." , lacht er. „Ich werd dann mal wieder zurück auf mein Zimmer gehen. Auf wieder sehen." Insgeheim hoffe ich, dass ich diesen unfreundlichen Typen nie wieder sehen muss.

Als ich gerade meine Sachen zusammen sammle, um wieder rein zu gehen, sehe ich, wie sich am Horizont dunkle Wolken auftürmen. Es sieht sehr stark danach aus, dass sich ein Gewitter anbahnt. Ich hoffe, die anderen sind irgendwo drinnen und in Sicherheit, wenn das losgeht. Ein kleines Seufzen entfährt mir. Ein bisschen sorgte ich mich schon, denn ich mochte es gar nicht gern, wenn die anderen sich so weit weg von mir befanden und sich dann noch eine mögliche Gefahr anbahnte.

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Danke für über 300 reads!❤️
Habt ihr irgendwelche Verbesserungsvorschläge? :3
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The only one | Vkook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt