Er hielt meinen Arm immer noch fest und zog mit einem Griff den Ärmel hoch. "Es tut mir leid.", wisperte ich. "Warum tust du das? Warum Jimin?"
***
Yoongi
"I-Ich weiß es nicht..", stotterte der kleinere von uns. "Lüg mich nicht an. Sag mir warum du das getan hast." Mein Griff um sein Handgelenk verstärkte sich. "Du tust mir weh..", wimmerte er nun. Als mir das bewusst wurde, ließ ich sein Handgelenk los. Ein "Tut mir leid" gab ich von mir.
"Jimin sag mir doch einfach was los ist. Warum hast du dich eben geritzt?", fragte ich ihn mit anderen Worten. Vielleicht musste man es nur anders formulieren. "Ich bin doch nur ein Objekt für dich.. du tust doch nur eins auf nett und verletzt mich dann am Schluss.", beichtete der kleinere schließlich.
"Was laberst du bitte für dumme Sachen? Warum sollte ich eins auf nett tun und dir dann Schaden zufügen? Das ergibt keinen Sinn Jimin. Hör dir doch mal selbst zu, das klingt doch bescheuert." Was dachte er sich eigentlich? So scheiße war ich nun auch wieder nicht. Klar, ich konnte mal direkt und frech sein, aber dann noch den Schwanz einziehen und jemanden einfach so verletzen? Pah, über meiner Leiche.
"Mianhae Yoongi.. du hast ja recht." Er blickte auf den Boden. Och wie süß, er schämte sich dafür. Sollte er auch, so wie er einfach etwas behauptet.
"Natürlich hab ich das! Naja uns jetzt darüber aufzuregen bringt nichts. Ändern können wir diesen Mist sowieso nicht. Aber falls du wieder diesen Drang haben solltest, komm auf mich zu verstanden?", sagte ich mit fester Stimme. Seine Glubschaugen waren nun auf mich gerichtet. Mehr als nur in meine Augen zu starren, gelang ihm nicht. "Verstanden?", sagte ich nun kräftiger. Er begann hektisch zu nicken. "Braver Junge", ich wuschelte durch seine Haare, "Jetzt komm mal mit in mein Zimmer. Ich muss dir da was zeigen."
Hinter mir laufend folgte er mir. In meinem Zimmer angekommen, bat ich ihn sich auf mein Bett zu sitzen.
"Siehst du den Piano dort?" Ich wandte mein Gesicht zu ihm. "Ja, was ist damit?", stellte er mir ebenfalls eine Frage. "Nun ja, ich möchte dir gerne etwas drauf spielen. Es ist ein Stück, welches ich selbst produziert beziehungsweise komponiert habe. Ich nenne es First Love. Deine Meinung dazu ist mir äußerst wichtig. Du bist by the way der erste, der es hören darf. Fühl dich geehrt."
Jimin
Ich war der erste, der dieses Stück hören durfte? Heilige Mutter Maria.
Er setzte sich auf den Hocker und begann seine Finger über die Tasten zu gleiten. Aufmerksam hörte ich ihm zu. Yoongi konnte so gut Piano spielen, ich konnte es nicht glauben. Doch auf einmal fing er an zu rappen.
Das. Ist. Unmöglich.
Ich bekam Gänsehaut, denn seine Stimme und diese Melodie klangen wie eines von einem Gott. Als er fertig war, blickte er zu mir.
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"Und? Wie findest du es?"
"Du machst wohl Witze, das war unbeschreiblich!"
"Echt findest du?", ein sanftes Lächeln umspielte sich auf seinen Lippen. "Und wie!", quietschte ich vor Freude. Yoongi stand auf und lief auf mich zu. "Du bist aber auch unbeschreiblich.", raunte er in mein Ohr und meine Nackenhaare stellten sich auf.
Was hatte er vor? Weit konnte ich jedoch nicht überlegen, denn er stellte sich wieder auf und sagte als wäre nichts gewesen: "Ich geh duschen. Du kannst von mir aus nach mir gehen." Und schon war er um die Ecke verschwunden.
Was war sein Ziel?
Er will dich rumkriegen. Was denn sonst? Du bist sein Spielzeug.
Das stimmt nicht.
Ach und warum nicht?
Sein Verhalten ist anders. Das spüre ich! Er spielt nicht mit mir.
Pff, tust du jetzt eins auf "Ich bin optimistisch"? Gott bist du lächerlich.
Du beleidigst dich gerade selber, das ist dir bewusst oder?
Nur bin ich die bessere Hälfte. Ich öffne dir die Augen, währenddessen du in einem Traum lebst.
"Du nervst", schrie ich.
Ich nerve? Du elender Dreckskerl, ich öffne deine Augen!
"Meine Augen öffnen?! Du machst mich kaputt! Du bist doch krank."
Sagt der, der gerade durch die ganze Wohnung schreit. Der Kranke hier bist ganz allein du.
"Geh einfach weg!", schrie ich wieder.
Nein!
Ich hielt das nicht mehr aus und zog meine Knie an mich. Tränen flossen mal wieder meine Wangen hinunter. Ich hatte es so satt zu weinen. Jeden Tag das selbe. Es ist alles seine Schuld. Diese Stimme in meinem Kopf macht mich fertig. Es soll raus und verschwinden!
"Hey Kleines, ist alles in Ordnung?", kam es von Yoongi. Ich blickte zu ihm und musste feststellen, dass er nur in einem Handtuch um seinen Hüften vor mir stand. Er war noch nass und musste wohl meine Schreie gehört haben. Aber dieser Anblick war zum Schmelzen.
"Y-Yoongi, ich halte ihn nicht mehr aus." Weitere Tränen liefen mein Gesicht herunter. Auf einmal spürte ich warme Hände um mein Gesicht. "Shh, ich bin bei dir Kleines. Wen meinst du mit ihn?" - "Meine innere Stimme. Sie sagt mir was ich zu tun und wie ich mich zu verhalten habe.. das wird mir zu viel.", gestand ich ihm.
Jetzt denkt er auch du bist psychisch krank. Bravo.
Hm.
"Und ist diese Stimme jetzt in diesem Moment noch anwesend?", fragte mich Yoongi. Ich nickte. "Was sagt er?"
"Dass du denkst, ich sei psychisch krank." Was ehrlich gesagt auch nicht gelogen war.
"Das stimmt doch nicht. Klar, das ist nicht normal, aber so denk ich nicht von dir." Seine Blicke durchbohrten mich. Es war aber sehr angenehm. "Wie denkst du denn sonst über mich?", diese Frage musste ich beantwortet haben.
