04 - I wanted to die

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Niall, ich habe dich so sehr geliebt, dass es mir mein Leben genommen hat.

"Und ich weiß nicht, wie ich ohne dich jemals wieder glücklich werden kann. Es tut weh, darüber nur einen Gedanken zu verlieren und zu wissen, dass du niemals meine Frau werden kannst oder die Mutter meiner Kinder.

Ich werde niemals wieder deine zarten, weichen Lippen auf Meinen spüren oder das weichfallende Blumenkleid, dass ich dir zu unserem letzten Jahrestag geschenkt habe, an dir sehen oder mit dir zusammen einfach in den Sonnenuntergang tanzen, dich herumwirbeln und den Regen der dabei auf uns herunterfällt mit jedem Teil meines Körpers genießen.

Ich werde jeden verdammten Abend ohne dich in meinen leeren Armen in meine herzlose Traumwelt eintauchen und meinen letzten Atemzug in dieser grausamen, lichtlosen Welt nicht mit dir teilen können. Und es zerbricht mir mein Herz. Es reißt es in kleine, qualvolle Fetzen. Oh Sammie, es tut so verdammt weh ohne dich. Alles, was ich nur noch habe, ist pure Kälte in meiner verlassenen Seele, die mich lähmt und mich jeden einzelnen Tag quält, den ich noch weiter hier ohne dich bei mir meistern muss "

Zitternd atmest du aus. Deine Stimme ist so leise, dass die kreischenden Vögel am Horizont verstummen müssen, deinen Namen voller Sehnsucht zu schreien, damit ich jedes Wort gebettet in düsterer Perfektion in meinen Weiten widerhallen hören kann.

Kleine Atemwolken bilden sich in der Kälte meines Windes, die sich wie lähmendes Gift in deinen bebenden Körper schleicht. Leise fallen meine Tränen auf dich hinunter, vermischen sich mit der salzigen Feuchte deiner Wangen, verbergen, dass wir beide bitterlich weinen. Deine Worte treffen mich mitten in mein lebendes Herz, das um dich herum schlägt und dich wie ein dunkler Mantel umhüllt. Ich leide, Niall, ich leide so sehr. Mit jedem deiner gesprochenen Gedanken werde ich schwächer, ich sterbe in deinem Herzen und kann es mit all deinem Schmerz spüren.

Doch auch du klingst schwach, Niall, so versunken in den Gedanken an eine Zukunft, unsere Zukunft, obwohl es sie niemals hätte geben können, bitte versteh es doch. Du warst immer jemand, der eine Familie wollte, ein kleines Haus am Stadtrand und einen kleinen Hund, der mit unseren Kinder hätte spielen können. Doch Niall, meine Seele war vollkommen zerbrochen, wie hätte ich da das unschuldige, unbeschwerte Lachen eines Kindes ertragen können ?

"Sammie, ich vergesse, wie du richst, wie du lachst, wie du warst, während ich vergesse zu atmen und zu leben. I-ich hatte solche Angst, dass es jemals soweit kommen würde. Ich dachte, dass man niemanden vergessen kann, den man mehr als sein eigenes Leben geliebt hat.

Du warst die Sonne in meinem Leben, die mein eiskaltes Herz schmelzen ließ. Du warst die Sterne am Himmel, die mir eine wunderschöne Unendlichkeit geschenkt haben.", herzzerreißende Tränen laufen deine bitterkalten Wangen hinunter, während du verträumt in die wunderschöne Unendlichkeit meiner Sterne blickst und mit schmerzhafter Qual weiterredest, "Du warst der nasse Morgentau, der mich daran erinnerte, wie echt doch alles war. Wie echt das Leben war, wie echt du warst.

Aber es passiert. Mit jedem Tag verschwimmst du ein kleines bisschen mehr vor meinen Augen, in meinen Gedanken. Die Fotos sind alles, was mir geblieben ist, aber weißt du was ? Ich will sie nicht, denn Fotos verblassen genau so, wie es meine Erinnerungen mit jeder weiteren Sekunde tun, die ich noch hier verweile. Wie ein Geist, ein Zielloser, wie ein toter Lebender unter all den verlorenen Seelen."

Heftig schluchzt du, schüttelst deinen Kopf voller Leid. Verzweifelt fährst du dir durch deine Augen, die mit rotschimmerndem Schleier pure Leere wiederspiegeln und gefüllt mit einem weiten, tosenden Ozean alles in dir ertränken.

Oh Niall, rede nicht so von dir selber, als wärest du einer von uns. Ich bitte dich, du bist so viel schlauer als ich es jemals war, jemals sein werde. Wähle deine Entscheidungen mit Bedacht und nicht aus schmerzvoller Trauer, um mich, dich, unsere endliche Liebe. Denn Trauer vergeht, der Tod ist endgültig, unwiderruflich und meist noch viel schlimmer, als der Schmerz, den du jetzt durch allein meine Schuld verspürst. Du wärst hier bei mir nur ein lebender Toter unter all den geretteten Seelen, die endlich frei sind. Wärst du mit mir wirklich glücklich, oder doch nur völlig verloren ?

"Alles was ich möchte, ist einschlafen und nie wieder das Tageslicht durch meine Lider schimmern sehen, oder die Sonne auf meiner bleichen Haut wahrnehmen. Nie wieder den Morgentau auf den saftigen, grünen Gräsern unter meinen nackten Füßen spüren und auf ihm in rotschimmernden Morgenlichtern tanzen, bis ich vor Erschöpfung nicht mehr auf ihnen stehen kann. Oder an deinem Lieblingsplatz an der steilen Küste, die hunderte von Metern hinab fällt, auf meiner Motorhaube, mit dem Rücken gegen die Windschutzscheibe gelehnt, sitzen und in völliger Dunkelheit hinauf in den Himmel starren.

Und doch tue ich es, Sammie, denn alles davon erinnert mich an dich. Ich kann dir endlich wieder so nah sein, wie ich es früher war. Bei dir sein, dich spüren. Du bist hier, bei mir, um mich herum, in allem, was du jemals an dieser Welt liebtest. Und dieser Gedanke von dir hier bei mir lässt mein Herz wieder für etwas schlagen, mich für einen ganz kurzen Augenblick durchströmt mit Lebendigkeit dein warmes, furchtloses Lachen in einer tonlosen Ferne hören."

Du schluckst, fährst durch dein nasses Haar, das an deiner Stirn klebt. Liebevoll schmiege ich mich federleichte an deine erhitzte Haut und fege mit samtenem Wind um deinen Körper, lasse dich erzittern. Dein Herz rast, droht aus deiner Brust zu springen und deine leblose Hülle mit nichts als tötlicher Qual zurück zu lassen. Ich spüre es, spüre deinen Schmerz, der in deinen Adern pulsiert, deine Gedanken vernebelt und dich vollkommen einnimmt. Niall, lass ihn los. Lass mich los, die furchtlose Lache in meiner tonlosen Ferne, all unsere Erinnerungen, die in deiner Jackentasche liegen und dich immer tiefer in den Abgrund ziehen.

"Meine Therapeutin sagt, dass es nicht gut ist, dass ich versuche, dir nah zu sein und dich an unseren Orten zu suchen. Bitte lach nicht, Sammie. Ich weiß, ich weiß, der verrückte Niall braucht sogar eine Therapeutin, um sich nicht sofort von einem Hochhausdach zu stürzen und einen friedlosen Tod zu finden. Dabei war es doch immer dein Part. Du wolltest es doch, sterben, nicht wahr ?"

Stille. Deine Stimme bricht, verloren schüttelst du deinen Kopf. Du klingst vorwurfsvoll, Wut liegt in deinen Augen. Oder täusche ich mich ? Ist es bloß das Glitzern deiner Tränen, die sich wie Messerstiche unter dem Hauch meiner Hände anfühlen ?

Es tut unendlich weh, dich so zu sehen, verzweifelt und dem Tode so nah, wie ich es schon unzählige Male war und ich es dir niemals wünschte. Und alles woran ich nun mehr denken kann, ist, dass ich der Grund für deine tiefe Trauer bin und dich in das bodenlose Loch des Todes geschubst habe. Und es zerreißt mein Herz so sehr, Niall, es lässt mich mit lautem Donnergrollen aufschreien, wild gegen die Küste prallen. Denn ja, Niall, ich wollte sterben.


before I goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt