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Jungkook

Die restliche Pause verlief still. Das ist auch ganz gut so, denn meine Schmerzen in den Ohren scheinen nicht aufhören zu wollen.

Was haben die da bloß gemacht, dass das immer noch weh tut?

Ich spüre eine Menge Blicke auf mir. Immerhin hat wirklich jeder der in dieser Cafeteria ist, mitbekommen, wie Jimin die Jungs zur Sau gemacht hat.
Da ich mein Brot eh nicht weiter runter würgen wollte habe ich es einfach zurück getan und mein Kakao getrunken. ,,Komm, wir müssen zur Klasse.", meint Jimin nun und steht auf. Ich stehe auch auf und schultere meine Tasche. Jimin derweil zieht die beiden Pappbecher zu sich. Dann legt er eine Hand auf mein Schulterblatt und drückt mich in Richtung Ausgang. Den Müll schmeißt er zwischendurch in den Mülleimer.

,,Wie geht es deinen Ohren? Lässt er Schmerz nach?", fragt mein bester Freund besorgt nach. ,,Nein. Aber es geht schon.", antworte ich ihm.
Er beäugt mich skeptisch, nickt dann allerdings. ,,Wenn nicht sag einfach bescheid. Und wenn ich dich persönlich zum Arzt ziehe.", antwortet er.
Ich grinse nur leicht, da das weh tut.

Manchmal ist mein bester Freund aber halt zu putzig.

Und ich habe letztens noch überlegt ob er nicht ein neuen besten Freund will? Wie dumm war ich eigentlich?

Im Klassenraum angekommen ist es still. Alle haben mitbekommen, was in der Cafeteria passiert ist. Ich seufzte nur und setze mich auf mein Platz. Jimin geht ebenfalls zu seinem. Was haben wir jetzt eigentlich?

Mathe oder?

Ein Blick zu Taehyung bestätigt das, weshalb ich nun auch meine Sachen raus hole.

,,Morgen!", höre ich plötzlich eine tiefe laute Stimme, was mich zusammenzucken lässt. Wir haben eine Mathelehrerin... Bitte lass das jetzt nicht Vertretung bei Mr. Chan sein!

Vorsichtig gucke ich hoch und leider Gottes bestätigt sich diese Vermutung. Ohne Witz, ich habe Angst vor diesem Lehrer.

Er ist so einer, der ist breiter als ein Türsteher, hat eine laute kräftige Stimme und lässt sich ungerne unterbrechen.

Es kommt nicht selten vor, dass Schüler von ihm runter gemacht werden, weil sie geredet haben.

Wenn hier einer den Respekt der ganzen Schule hat, dann ist es er. ,,...Heute... Vertretung... Schlechte Laune... Keine Probleme...", höre ich aber auch bei ihm nur abgehakt. Das kann nur bedeuten, dass entweder der restlich Dreck von heute morgen das komplett abschnürt oder es ist doch mehr an meinen Hörgeräten passiert.

Fragend gucke ich zu Jimin. Der hat den Blick auf sich gleich bemerkt. ,,Er sagt, er vertritt heute Miss. Lee. Außerdem hat er schlechte Laune, weshalb er hier jetzt keine Probleme haben will.", erklärt er mir mit den Händen unter seinem Tisch und dem Blick geradeaus, damit es kein Stress gibt.

Im nächsten Moment werde ich auch schon erneut von der Seite angetickt und Taehyung zeigt auf sein Buch. Schnell öffne ich dieses auch.

Textaufgaben zum Thema Funktionsgleichung. Da kommt ja Freude auf.

,,...Auf Seite... Von Aufgabe... Aufgabe 20... Lesen...", höre ich unsern ach so tollen Vertretung Lehrer sagen. Da im nächsten Moment eine Klassenkameraden vorne an der Tafel anfängt irgendwas zu sagen ist mir sofort klar, dass wir die Aufgaben nach einander vorlesen und besprechen.

Wäre an sich ja kein Problem, wenn diese beschissenen Hörgeräte jetzt nicht so spacken würden!

Ich versuche sie etwas besser zu setzten um vielleicht doch die Teile zu kriegen, die noch funktioniert und an mein Draht weitergeben kann. Doch nichts funktioniert. Ich weiß gar nicht, wie lange ich daran rum gespielt habe, denn nun beginnt Taehyung neben mir an zu lesen. Aber welche Aufgabe habe ich nicht verstanden. Dafür war ich viel zu sehr vertieft in dem was ich hier mit meine Hörgeräten versuche.

Erneut werde ich von der Seite angetickt. Diesmal zeigt er auf Mr. Chan. Bitte lass ihn mich nichts gefragt haben, bitte lass ihn mich nichts gefragt haben, bitte, bitte, bitte...

,,... Nicht zugehört!... Gar nicht, wenn... Hörgeräte....interessanter... Unterricht... Kannst du eigentlich... Wenn nein... Hier... Bist du... Behindertes Nichtsnutz!...", pampt er mich nun an.

Er hat mir also doch eine Frage gestellt haben.

Ich sehe wie Jimin wie wild schnippst und dann einfach anfängt zu reden.
,,Jungkook... Momentan... Hören... Schulflur... Hörgeräte...", ruft er einfach rein.

Ich kämpfe immer mehr mit meine Tränen. Immer wieder wische ich mir mit meinem Ärmel über meine Augen. Wenn ich jetzt Weine, werden die Ohrenschmerzen bestimmt wieder schlimmer.

,,...Egal!... Nichts zu suchen... Hält mein... Auf... ich nicht... Gebrauchen hier!...", schreit Mr. Chan jetzt auch Jimin an. Jetzt kann ich meine Tränen gar nicht mehr halten.

Warum ist heute jeder gegen mich?

Wütend nehme ich meine Hörgeräte raus, damit ich nun einfach gar nichts mehr hören kann. Das ist beim Weinen angenehmer, wenn man auch noch Ohrenschmerzen hat. Diese lege ich jetzt auf mein Tisch und stehe weinend auf und laufe an der Schulter anrämpelnd an ihm vorbei.

Weit komme ich nicht, da er mich an meinem Arm fest hält...

Er sagt mir irgendwas, guckt aber im nächsten Moment wieder in Richtung Klasse. Dann zeigt er auf mein Platz. Er findet es wohl gar nicht witzig, dass ich gehe will. Pech.

Ich entreiße meine Hand aus seinem klammernden Griff und renne einfach trotzdem so schnell ich kann aus meinem Klassenraum.

Mein Ziel sind die Toiletten.

Dort kann ich am besten gegen meine Tränen ankämpfen und da gerade Unterricht ist, gehen da sowieso kaum welche hin.
Weinend Kralle ich mich ans Waschbecken. Ein Moment versuche ich mich zu beruhigen, was sich als schwieriger als gedacht da stellt.

Wieder ist es so, dass alle auf mir rum hacken. Erst verschlafe ich, dann werden mir meine Hörgeräte kaputt gemacht und zu guter letzt knallt mir ein Lehrer an Kopf, dass ich ein behindertes Nichtsnutz bin und scheinbar hier nichts zu suchen habe.

Wenn es kommt dann richtig.

Da meine Schmerzen im Ohr nun auch wieder stärker werden, lasse ich mich neben dem Mülleimer unter dem Tuchspender an der Wand sinken. Dort vergrabe ich mein Kopf jetzt in meinen Armen, die auf meinen aufgeschürften Knien liegen und lasse alles raus, was sich heute alles so angestaut hat.

Bis ich eine Hand auf meiner Schulter spüre.

Taubstumm /\Taekook/\Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt