👂5

1.5K 92 18
                                    

Jungkook

Lange blieb ich nicht alleine.
Hätte ich mir ja aber auch denken können.

,,Kookie?", fragt meine Mutter vorsichtig, nachdem sie das Zimmer betreten hat. Da ich mein Kopf in meinem Kissen vergraben habe und dieses Kissen auch mit meinen Armen umschlungen habe, hört man mein Schluchzen nur gedämpft.
Etwas drücke ich das Kissen näher an mich.
Kurz darauf spüre ich schon, wie meine Mutter sich neben mich gesetzt hat und mir durch die Haare streicht. ,,Was ist den los?", fragt sie sanft weiter, während ihre Hand zu meinen Armen wandert um mein Kissen aus deren fängen zu befreien. Am Arm zieht sie mich dann auch zu sich, was ich bereitwillig akzeptiere.

Kurz darauf liege ich also bei meiner Mutter im Arm und Weine ihre Bluse voll, wie ein 6 Jahre alter Junge.

,,Gab es Stress in der Schule?", fragt sie immer noch, weil ich noch nichts gesagt habe.
Diesmal schüttel ich aber mein Kopf.
,,Stress mit Jimin?", fragt sie als nächstes. Diesmal nicke ich und Kralle mich mehr in ihre Weiße Bluse.
,,Das wird wieder. Ihr streitet doch nie lange. Der wird bestimmt in einer Stunde hier vor der Tür stehen.", versucht meine Mutter mir gut zuzureden.

Ich schüttel aber nur den Kopf.

,,Er hat eben nicht mal richtig Tschüss gesagt. Er ist einfach weiter gegangen und hat nur eine Hand zum Gruß geworfen.", erzähle ich dann doch. Meine Mutter ist erstmal still, während sie mir beruhigend durch die Haare streichelt. ,,Warum habt ihr euch den gestritten?", fragt sie dann doch weiter. ,,Im Prinzip gab es noch gar kein Streit. Ich war schuld, weil ich sauer war, dass er sich mit unserem neuen Schüler so gut versteht und sie mich auf dem Weg ignoriert haben. Deswegen habe ich ihn dann auch ignoriert.". Meine Mutter schmunzelt etwas. ,,Ach Kookie...", beginnt sie.
,,Glaubst du echt, ihm ist ein dahergelaufener neuer wichtiger als sein besten Freund und schon fast kleinen Bruder?".
Ich schüttel darauf nach einem Moment zögern den Kopf.
,,Aber er hat mich komplett vergessen. Sie sind einfach los gelaufen. Verstehen kann ich es ja. Jetzt hat er auch mal richtige Freunde.", mein ich darauf und wische mir meine erneut aufkommenden Tränen Weg.
,,Du bist ein richtiger Freund für ihn Jungkookie. Nur weil du eine Körperliche Beeinträchtigung hast, bist du ja nicht gleich kein richtiger Freund.", argumentiert meine Mutter weiter.
,,Aber ich bin keiner mit dem er Stundenlang quatschen kann und eine Antwort zu bekommen. Er könnte nicht mit mir auf dem Bett liegen und die Augen schließen und über Gott und die Welt reden.". Meine Mutter seufzt einmal und drückt mich näher an sich.
,,Doch, das könnte er, wenn du dich nur trauen würdest mehr deine Stimme zu nutzen um zu Reden.". Etwas vergrabe ich mein Kopf in ihrer Halsbeuge, während ich den neuen Schub an Tränen bekomme.

,,Aber ich kann nicht richtig reden. Ich Klinge wie ein 3 jähriges Kind.". Dabei schluchze ich erneut auf.

,,Kookie...", beginnt sie nun und löst mich von sich um mich angucken zu können. ,,Du hast vor zwei Jahren das erste mal in deinem Leben was gehört. Du musstest das doch alles erstmal erlernen und wenn man bedenkt, dass du weder deine eigene Stimme kanntest noch wusstest, wie Wörter ausgesprochen werden hast du es schon echt weit gebracht. Du kannst stolz sein, dass du schon so gut, wie ein drei jähriges Kind sprechen kannst. Kinder die von Anfang an hören konnten haben immerhin von Geburt an die Wörter der Eltern hören können. Die Umwelt hören können, die Spieluhr hören können. Und du? Du hörst erst mit Anfang 15 Jahren das allererste mal das brummen eines Autos oder das piepen einer Ampel. Oder die Sprache deiner Eltern. Deine Stimme, die Stimme deines besten Freundes. Ich bin mir sicher, dass Jimin auch genau das an dir schätzen wird. Sonst würde er nicht so zu dir stehen. Er ist stolz auf dich, so wie Papa und ich das sind und auch so, wie Jimin seine Eltern es sind. Du bist viel wertvoller als ,,normale" Kinder. Das weiß Jimin und wird dich deshalb auch nie im Stich lassen. Überlege doch mal... wenn du ihm gar nichts bedeuten würde, hätte er damals nie so sehr daran Gehangen deine Sprache zu lernen um mit dir besser spielen zu können. Er hat die Gebärdensprache einzig und alleine NUR für dich gelernt. Es gibt kein anderen Grund. Inzwischen beherrscht er das genauso gut wie du. Keiner wird dich ersetzen können, dass wird auch er merken.", beendet sie ihre kleine Prädigt, während mir am laufenen Bande die Tränen aus den Augen fließen.
,,Warum hat er mich dann eben ignoriert, wenn ich ihm doch so wichtig bin?", frage ich trotzdem zweifelnd. ,,Wer will denn nicht in eurem Alter auch andere Leute kennenlernen? Das ist normal. Das wirst du auch haben. Ihr könnt ja nicht für immer nur aufeinander hängen. Vielleicht macht Jimin das auch um dem neuen von dir zu überzeugen, damit ihr beide ein Freund mehr hat. Auch mal jemand der dich nicht versteht, wenn du in Gebärdensprache redest. Dann bist du ja auch gezwungen mehr zu reden.", überlegt sie sich eine Theorie für sein Verhalten. Da ich nicht mehr weiß was ich sagen soll, lasse ich mein Kopf hängen und wische mir erneut meine Tränen weg. Meine Mutter nimmt mich dabei wieder in den Arm.

,,Ach mein kleiner, großer, geliebter Sohnemann. Sprich mit Jimin darüber und vergiss nicht, wie wichtig du ihm bist. Und vergiss auch nicht, dass ihr älter werdet. Lass dem neuen doch eine Chance oder ist der so blöd?", fragt sie wahrend sie mich einmal feste drückt. Bei dem Gedanken an Taehyung muss ich etwas auflachen. ,,Nein. Er... is andass?", sage ich schließlich auch laut allerdings noch mit weinerlicher Stimme. Meine Mutter löst sich wieder von mir und guckt mich grinsend an. ,,Ich fasse es nicht, mein Kind ist ja ganz rot im Gesicht. Ich wette, dass kommt nicht nur vom weinen.", sagt meine Mutter gespielt dramatisch. Dann packt sie mich an der Hand und zieht mich auf meine Beine. ,,Du musst mir alles über den Typen erzählen, der meinen Sohnemann schon am ersten Tag ein hochroten Kopf verpasst. Dabei Essen wir aber erstmal was.", redet sie gleich weiter und zieht mich mit aus meinem Zimmer. Ich bin etwas überrascht, dass es sie so gar nicht interessiert, dass wir hier immerhin von einem Jungen sprechen und nicht von einem Mädchen. Aber meine Eltern waren schon immer sehr locker.

Beim Essen erzähle ich ihr schließlich alles von Tag, was passiert ist. Auch das Verhalten von Taehyung. Da wir nebenbei gegessen haben habe ich ihr das richtig erzählt und nicht nur über Gebärdensprache. Sie meinte auch, dass er vielleicht einfach nur gelacht hat, weil wir weiter geredet haben. Sie meinte aber auch, dass wir ihn einfach mal fragen sollten. Dann wissen wir mehr.

Außerdem soll ich mir, wer hätte es anders erwartet, seine Nummer klären und mir ein Bild schicken lassen, damit meine Mutter beurteilen kann, ob ich ein guten Geschmack habe.

Manchmal ist meine Mutter einfach gar keine Mutter sondern eine beste Freundin. Wir haben so lange darüber geredet, bis es tatsächlich an der Tür klingelt dabei haben wir noch nicht mal aufgegessen. In der Hoffnung, dass das Jimin ist springe ich schnell auf und laufe zu Tür. Im selben Moment wo ich sie aufgemacht habe springt mir Jimin schon in die Arme um mich zu zerquetschen.

,,Es tut mir leid."

Taubstumm /\Taekook/\Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt