Befreiungsaktion

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POV Taddl

Völlig nervös und unruhig tippte ich mit meinen Finger auf dem Küchentisch herum, den Blick aus dem Fenster schweifend und dann auch gleich wieder auf mein Handy gerichtet, welches vor mir lag.
Bis jetzt hatte es noch kein Lebenszeichen von sich gegeben.

Komm schon, Ardy.
Bitte.
Lass die Nachricht ankommen...

Als hätte mich jemand erhört vibrierte auf einmal mein Handy.
Betend und mit zitternden Finger öffnete ich den Sperrbildschirm.

Eine neue Nachricht von Ardy.

Das Adrenalin schoss durch meinen Körper und ich atmete erleichtert auf.
Der Plan hatte funktioniert.
Und tatsächlich: Er hatte mir einen Standort geschickt.
Es war jedoch außerhalb von Köln.
Etwa eine halbe Stunde entfernt.
Wie sollte ich da denn jemals so schnell hinkommen?
Ohne weiter darüber nachzudenken zog ich mir meine Kugelsichere Weste an, meine Regenjacke darüber - da es vor ein paar Minuten begonnen hatte, wie aus Eimern zu schütten - meinen Autoschlüssel und meine Pistole.
Brauchte ich noch irgendetwas?
Ja, eventuell Wasser, eine Decke und ein wenig zu Essen.
Und Verbandszeug.
Wenn ich Ardy da rausholen würde - was ich auf jeden Fall tun werde - sollte vorgesorgt sein, denn ich wusste ja nicht, in welchem Zustand er sich befand.
Schnell war das Zeug zusammengepackt und schnellen Schrittes eilte ich aus der Haustür zu meinem Auto.

Mit einem lauten Brummen fuhr ich mit dem Wagen los in Richtung des angezeigten Standortes

Bitte, Ardy. Sei noch am Leben. Bitte.
Ich werde jetzt kommen und dich da rausholen.

Die Fahrt verging quälend langsam und ich verlor langsam die Geduld.
Obwohl ich schon raste, wie verrückt, raste mein Herz wahrscheinlich um hunderte Male schneller.
Denn ich hatte Angst.
Angst um Ardy.
Ich MUSSTE ihn da einfach rausholen.

Endlich war ich angekommen.
Ob da wohl viele bewaffnete Männer waren?
Hätte ich Verstärkung holen sollen?
Nein.
Dann würde Ardy nach dieser Aktion hinter Gitter sitzen.
Aber war Gefängnis nicht besser als der Tod?
Was, wenn er jetzt meinetwegen starb?
Das würde ich mir niemals verzeihen können.
Ohne weiter nachzudenken schritt ich aus dem Auto.
Es hatte bereits aufgehört zu regnen und ich begab mich leise in Richtung des prunkvollen Hauses.
Wie sollte ich dort reinkommen?
Die Türe eintreten?
Suchend sah ich mich um.
Ein Fenster war angelehnt.
So ein Glück.
Dann konnte ich leise hinein, ohne zu viel Aufsehen zu erregen.
War er nicht in einem Keller?
Das Fenster war schräg nach oben geöffnet, aber das interessierte mich nicht.
Mit einer Wucht lief ich dagegen und drückte es somit aus den Angeln.
Es war jedoch leiser als eine Türe einzutreten.

Ich hielt inne.
Es war still und dunkel im Raum.
Also hatte keiner etwas mitbekommen.

Leise schlich ich mich in Richtung der Tür und öffnete sie vorsichtig.
Geräusche, Musik und Stimmen ertönten.
Vor mir tat sich ein großer Flur auf mit vielen verschiedenen Türen.
Wahrscheinlich war dort in Wohnzimmer ein Dealertreffen und aufgrund der lauten Musik hatten sie mich nicht vernommen.
Ich hatte eine wahre Glückssträhne.

Doch auf einmal kamen mir Zweifel.
Was, wenn das hier eine Falle war und er war gar nicht in Schwierigkeiten?
Und er hatte das hier alles nur vorgetäuscht?
Nein.
Das würde er nicht tun.
Er würde mich doch nicht anlügen, oder?
Jetzt war es ohnehin schon zu spät.
Am Ende des Flurs entdeckte ich eine Treppe.
Sie führte nach unten.
Vermutlich der Keller.
Mein Herz schlug schneller.
Fast war ich bei ihm.
Dass die Dealer noch nichts von meinem Einbruch mitbekommen hatten, überraschte mich.
Hatten sie keine Art Wachmänner?
Naja, für mich war es nur von Vorteil.
Denn das bedeutete, ich musste nicht unnötig Menschen abknallen.
Wobei ich für Ardy jeden einzelnen von diesen dreckigen miesen Schweinen umbringen würde.

Ich ging die Treppe hinunter, darauf bedacht, so wenig Krach wie möglich zu machen.
Unten angekommen waren drei Türen.
In welcher davon war er?
Wahrscheinlich in der, in der abgeschlossen worden war.
Ich musste also nichts weiter tun, als die Türhebel hinunter zu drücken.

Fest entschlossen fing ich bei der ersten Tür an.
Sie öffnete sich ohne Probleme.
Dies war höchst wahrscheinlich eine Abstellkammer, so wie es aussah.
Nun kam die Zweite dran.
Vodstichtig drückte ich den Hebel hinunter.
Mein Herz pochte und ich wagte es nicht zu atmen.
Abgeschlossen.

,,Ardy?", rief ich leise und stieß gegen die Tür.
Kein Mucks.
,,Ardy !", wütend stieß ich dagegen.
Sie öffnete sich nicht.

Denk nach, Taddl.
Denk nach.
Wie habt ihr es in der Polizeiausbildung gelernt?

Gerade wollte ich ansetzen, eines der schwierigen Manöver auszuführen, als ich auf einmal Schritte vernahm, die nach unten in den Keller kamen.
Der hatte bestimmt die Schlüssel und wollte nach Ardy sehen.
Ich versteckte mich im Türrahmen einer Tür, die der Treppe am nächsten war.
Da kam er auch schon.
Ohne zu zögern setzte ich an, hob meinen Revolver und schlug ihm auf den Schädel.
Dieser war sofort bewusstlos und sackte zu Boden.
Ich sah mich hektisch um und suchte nach seinen Schlüsseln.
Und tatsächlich, da waren sie.
In seiner Jackentasche.
Jedoch fiel mein Blick auf noch etwas, was er in der Hand gehabt hatte.
Ein Koffer?
Stirnrunzelnd öffnete ich ihn.

Folterwaffen.
Wo das Auge reichte.

DIESER...
Wut stieg in mir auf.
DIESES MIESE SCHWEIN!!!
Mit voller Wucht trat ich ihm gegen die Nase.
Die sollte mal schön weh tun, wenn er wieder erwachte.
Eigentlich gehörte dieses Miststück abgeknallt.
Und hinter Gitter alle mal.
Ich würde sofort meine Kollegen anrufen, sobald das hier getan war und ich Ardy hatte.

Mit zitternden Händen schob ich den Schlüssel in das Schloss und öffnete die Tür.
Was ich erblickte, schockte mich.
Ein blutüberströmter Ardy lag zusammengekauert auf dem Boden.
,,Ardy !", schrie ich und rannte zu ihm.
Ich schüttelte ihn und Angst machte sich in mir breit.
Er murmelte etwas unverständliches.
Sofort erleichtert atmete ich aus.
Er war noch am Leben.
Dann musste ich ihn wohl tragen.

Gesagt, getan.
Ich nahm ihn im Brautstyle hoch und trug ihn die Treppe hinauf, den Flur entlang und aus dem Fenster, aus dem ich gekommen war.
Dann hiefte ich ihn in den Wagen auf den Beifahrersitz und fuhr los.

An einer Ampel holte ich mein Handy heraus und rief Luna an.
,,Taddl? Was ist? Es ist schon sehr spät..."-,,Luna, ich habe eine Drogengang aufgespürt. Sehr gefährlich. Sie haben gerade ein Treffen. Ich schick dir den Standort. Es ist eine gute Chance sie zu überführen. Ich kann nicht mitkommen, mir geht es nicht gut. Bin wahrscheinlich krank"-,,Verstanden. Ich schicke sofort mein Team los und gebe dem Chef Bescheid. Ich komm morgen vorbei. Gute Besserung"-,,Danke. Seid vorsichtig. Mit denen ist nicht zu spaßen"-,,Ach, Taddl ?"-,, Ja ?"
Kurze Stille.
,,Danke", ich musste lächeln.
,,Aber gerne doch, Luna"

Dann legte ich auf.
Die Ampel war wieder grün geworden und ich fuhr die leere Landstraße entlang.

Mein Blick huschte jedoch immer wieder hinüber auf den Beifahrersitz, auf dem der in eine Decke eingekauerte Addam Black lag, der auch trotz seiner vielen Wunden und Blutergüsse am ganzen Körper wunderschön aussah.

In love with a policemanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt