Kapitel 11

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Lautlos wie eine Katze lasse ich mich vom Baum fallen und lande direkt auf einem der Wölfe. Schneller als er überhaupt sehen kann, habe ich ihm meine Krallen in die Kehle gerammt und dafür gesorgt, dass er niemandem mehr schaden kann. Schnell springe ich ab und reiße den zweiten von Rafael herunter, welcher sich nun endlich befreien kann. Gemeinsam überwältigen wir die nächsten beiden, was relativ unbemerkt bleibt. Ich spüre nur die Augen der Kinder auf mir. Aber das konnte ich ihnen leider nicht ersparen, auch wenn ich es gerne getan hätte.

Als nächstes laufen wir zu Rhys, der sich wacker schlägt und auch schon diverse Gegner getötet hat. Allerdings ist er schon sehr angeschlagen und wirkt deutlich erschöpft. Rafael hilft ihm mit seinem Gegner und wenig später sind die Beiden wieder an meiner Seite. In der Zeit habe ich mich nach Ruby umgesehen, die ich für meinen Plan ebenfalls benötige.

Wenige Meter entfernt hält sie alle auf, die durch unsere Verteidigung kommen. Momentan wehrt sie sich gegen zwei Wölfe gleichzeitig und kann gerade einen ausschalten, als Rhys seiner Schwester zu Hilfe kommt. Dann kommen beide zu mir zurück. Rafael hat in der Zeit einen Weiteren abgefangen, der versucht hat zum Dorf zu gelangen, wo sicherlich ebenfalls noch Kinder und alte Menschen zu finden sind.

Nachdenklich habe ich währenddessen das Kampfgeschehen gemustert und bin zu einer Lösung gelangt. "Wir müssen an den Alpha ran kommen. Anders werden wir die Wölfe nicht los. Wenn wir Clarissa töten dreht er durch und bringt uns wahrscheinlich alle um. Doch in einem normalen Kampf sollte er zu schlagen sein. Danach ist Clarissa und der Rest des Rudels kein Problem mehr.", gebe ich leise von mir und bin mir bewusst, dass ich nun die Position des Anführers übernommen habe. Das passiert mir in letzter Zeit auch viel zu oft. Eine Situation, in die ich eigentlich nie kommen wollte. Doch das muss ich jetzt ignorieren.

Auf der rechten Seite flankiert von Rhys und Ruby, auf der linken von Rafael, gehen wir zielstrebig, aber nicht zu schnell auf den Alpha zu. Als erstes werden wir von Clarissa bemerkt, die sofort die Aufmerksamkeit ihres Gefährten auf uns lenkt. Leise und hektisch flüstert sie ihm etwas zu, was ich leider durch den Tumult nicht verstehen kann. Und im Lippenlesen bin ich noch nicht besonders gut. Aber davon lassen wir uns nicht beirren. Als wir an der Kampflinie ankommen, springen wir einfach darüber und laufen weiter. 

Es muss sehr merkwürdig aussehen, wie ich in einer einfachen Jeans und einem zerrissenen T-Shirt, flankiert von drei angeschlagenen Wölfen, zielstrebig durch das Getümmel laufe. Im Allgemeinen müssen wir in den Augen des gegnerischen Alphas ziemlich lächerlich aussehen. Aber es ist nur zu unserem Vorteil, wenn er uns unterschätzt. Das wäre ein weiterer Vorteil, den wir nutzen könnten.

Doch leider ist der Typ nicht so dumm wie gehofft. "Tötet die Gruppe!", brüllt er seinen Leuten als Befehl zu und verpasst uns damit eine Zielscheibe auf den Rücken. Sofort wenden sich alle uns zu. Doch auch unser Rudel reagiert sofort und stürzt sich auf die Wölfe. Dies verschafft uns die Möglichkeit bis auf wenige Meter an den Alpha heran zu kommen, ehe sich der erste Wolf auf uns stürzt, um den sich Rhys direkt kümmert. Den nächsten fängt Ruby ab, während Rafael und ich schließlich beim Alpha und Clarissa ankommen. 

"Und ihr seid wer?", will er gelangweilt wissen und mustert uns von oben herab. Entspannt vergrabe ich eine Hand in dem Nackenfell von Rafael, um ihn zur Ruhe zu mahnen. Dies sind wertvolle Minuten, in denen er sich noch einmal ausruhen und Kräfte sammeln kann. Der nächste Kampf wird entscheidend sein. "Wir sind der Grund eures Daseins. Der Grund, wie ihr euch überhaupt kennen gelernt habt.", versuche ich noch einmal an die Vernunft des Wolfes zu appellieren, aber dieser lacht nur kurz auf. "Guter Versuch, Kleine. Aber wir werden euch trotzdem vernichten." 

"Dann eben auf die harte Tour.", gebe ich trocken zurück und lasse Rafael los. Sofort springt er los und auf den Alpha zu. Doch Clarissa stellt sich dazwischen. "Mit dem habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen.", zischt sie wütend und überrascht mich dabei doch. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass sie sich selbst die Hände schmutzig macht. Doch damit kann ich noch viel besser leben. Rafael ist durchaus in der Lage es mit ihr aufzunehmen und so kann er vielleicht auch direkt mit der Vergangenheit abschließen.

Ich wende mich nun dem Alpha zu. Komme jedoch nicht dazu ihn anzugreifen, da schießen Ruby und Rhys an mir vorbei und stürzen sich auf ihn. Doch sie haben keine Chance.  Mit geübten Bewegungen wehrt er die zwei Geschwister ab, die definitiv verletzt auf dem Boden liegen bleiben. Ruby versucht noch einmal aufzustehen, doch ich halte sie zurück. "Ich kümmere mich darum."

Nun lacht der Alpha wieder und geht ohne mich zu beachten auf Rhys zu. Dieser hat scheinbar das Bewusstsein verloren. Direkt tritt der Alpha dem Wolf in die Rippen. Wahrscheinlich um mich zu einer Reaktion zu bewegen. Und es funktioniert. Mal sehen ob ihm meine Antwort gefällt.

Mit einem lauten Grollen, welches ich einfach nicht zurück halten kann, verwandel ich mich nun ebenfalls. Niemand hat mich bisher in meiner Tiergestalt gesehen, was auch meine Absicht gewesen ist. Ich habe gerne ein Ass in der Hinterhand. Und ein schwarzer Panther zu sein ist das definitiv. Schon allein meine Schulterhöhe ist der eines Alphatiers ebenbürtig. Dazu kommt allerdings auch noch meine angeborene Schnelligkeit und Wendigkeit, wo ein Wolf definitiv nicht mithalten kann.

Wütend fixiere ich den Alpha, welcher überrascht einige Schritte zurück gewichen ist und zu Clarissa sieht. Diese ist jedoch immernoch in einem Kampf mit Rafael und kann jetzt keine Meinung abgeben. Das der Kampf zwischen den Beiden jedoch relativ ausgewogen wirkt, macht jedoch Sorgen. Doch diese versuche ich so gut es geht beiseite zu schieben. Rafael schafft das schon. Dahingehend muss ich ihm einfach vertrauen. Denn er kämpft nicht nur für sich, sondern auch für seine Brüder. Und das wird ihn stark machen. Hoffe ich zumindest.

Langsam schleiche ich näher an den Alpha heran. Ein direkter Angriff hat nicht funktioniert, daher ändere ich einfach mal die Taktik. Nun lacht der Alpha nicht mehr, sondern beobachtet mich genau, ehe er sich ebenfalls verwandelt. Da hinter ihm direkt der Wald ist beschließe ich meine Stärken ein wenig besser auszunutzen und treibe ihn darauf zu.

Noch ehe der Alpha begreift was mein Plan ist, habe ich uns schon mit einem direkten Angriff in den Wald befördert. Hier ist es dunkler, was mir zugute kommt. Außerdem kann ich die Bäume zu meinem Vorteil nutzen, wie schon so viele Male zuvor, wenn ich mit Wölfen zu tun hatte.

Nachdem ich den Alpha mit einem Sprung in den Wald befördert habe, mit dem er offensichtlich nicht gerechnet hat, rolle ich mich zur Seite ab und springe auf. Ohnen einen Kratzer davon zu tragen verschwinde ich im Unterholz und hoffe, dass ich gegen ihn bestehen kann. Denn wenn ich versage, dann ist das Rudel verloren. Und mit ihm Rafael, Jack, Ben, Rhys und Ruby. Und das ist etwas, was ich nicht zulassen kann.

Allein Unter WölfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt