Fiona's Sicht:
Schweißgebadet und mit einem schmerzhaften Herzrasen wachte ich auf. Meine Hand glitt sofort zu meiner linken Brust, da ich das Gefühl hatte das mein Herz jeden Moment aus meiner Brust herausspringt.
Beruhigsam legte ich ich meine Hand darauf und versuchte durch tiefes ein- und ausatmen mein Kreislauf wieder zu beruhigen.
Nach einiger Zeit hatte ich mich beruhigt. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen, als mir schmerzlich bewusst wurde was gestern Abend passiert ist. Sofort griff ich zu meinem Handy.
Markus hatte ich mich noch mehrere male versucht zu erreichen und Nachrichen geschrieben, doch ich reagierte nicht. Der Schmerz saß zu tief.Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen, bis er keine Gefühle mehr zulässt? Ist es überhaupt möglich als Einzelgänger in unserer heutigen Gesellschaft zu überleben?
Plötzlich leuchtete eine Nachricht auf meinem Display auf. Es war eine Nachricht von Leon, in unserer DWK-Gruppe.
"Training beginnt heute bereits 13.00 Uhr. Seid pünktlich!"Oh man, was ich für eine Lust hatte. Nicht. Heute auf Markus zu treffen war ganz genau das, was ich nicht wollte, aber musste.
Wir hatten bald wieder ein Spiel und werden dafür einige Tage, wenn nicht sogar Wochen fort müssen. Spätestens da wäre ich Markus ausgeliefert. Was die anderen wohl wieder zu unserem Streit sagen?
Was sollte das? Warum machte ich mir überhaupt einen Kopf? Das ist eine Sache zwischen mir und ihm und das geht keinen der anderen etwas an, und Schluss. Außerdem, wenn unsere Beziehung wegen einer Person immer scheitert, dann ist es doch Markus schuld - oder?
Oder war ich schuld? Lag es an mir, dass wir uns immer wieder aus den Augen verloren und es im Streit endete? War ich nicht gut genug? Ich war nicht gut genug.
Mit diesen Worten stand ich auf und trat vor den großen Spiegel, gegenüber von meinem Bett. Er besaß einen wunderschönen weißen Rahmen und zeigte mich in meiner vollen Größe.
Ich zog mich aus, da ich beschlossen hatte vor dem Training nochmal duschen zu gehen. Als ich komplett entkleidet vor dem Spiegel stande, traten mir Tränen in die Augen.
Was haben die anderen was ich nicht habe? Sind es meine Beine die zu dick sind? Ist mein Bauch nicht flach genug? Sind es vielleicht doch meine Arme, die zu muskulös sind? So viele Zweifel und Fragen, wo blieben die Antworten?
Kopfschüttelnd und mit einem unendlichen Selbsthass stieg ich unter die Dusche und drehte das kalte Wasser auf. Als das Wasser meine Haut berührte fühlten sich die Tropfen wie Nadelstich an, doch den Schmerz blendete ich aus. Ich wollte es fühlen, ich musste es fühlen. Genauso wie ich Markus wollte. Ich schnaubte verächtlich. Verdammt war ich schwach.
Als ich 15 Minuten später komplett geduscht und mit nassen Haaren aus der Dusche hinauskam, fiel mein Blick wieder auf den Spiegel vor mir. Dieses mal betrachtete ich mein Gesicht näher.
Ich schaute meinem Spiegelbild tief in die Augen. Seine eisblauen Augen wirkten trüb und krank. Dicke Augenringe zeichneten sich unter seinen Augen ab. Als ich meinem Blick weiter wandern ließ, bis zur Nase und Mund, stellte ich fest, dass die Nase doch ein Stück zu groß ist. Und der Mund?Sanft berührten meine Finger meine Lippen und ich schloss die Augen. Sofort erinnerte ich mich an Markus weiche Lippen zurück. Wie sie perfekt auf meine passten und dieses unglaubliche Gefühl, welches seine Küsse immer in mir entfachten. Seine Berührungen, wenn seine Hände über meinen Körper glitten. Oh Gott, wie sehr wollte ich ihn wieder spüren.
Mein Atem beschleunigte sich wieder. Ich stürmte so nass wie ich war aus dem Bad und öffnete den Kühlschrank. Eine Flasche Wodka fiel in mein Blickfeld. Ich griff nach dieser und nahm einen kräftigen Schluck. Das Zeug pur war echt die Hölle, aber es sollte ja nicht schmecken, es soll mir helfen Markus aus meinem Kopf zu bekommen.
Mit der Flasche in der Hand ging ich wieder zurück in mein kleines Bad. Während ich mich abtrocknete, meine Haare föhnte und mich etwas schminkt, trank ich immer wieder einen Schluck.
Überraschenderweise wurde der Geschmack von mal zu mal besser. Diese Erkenntnis brachte mich zum Grinsen.Als ich fertig war versuchte ich auf die Uhr zu schauen, doch diese verschwamm leicht. Ich hätte vor meiner Saufaktion vielleicht etwas Essen sollen? Egal, ist jetzt ehj zu spät dachte ich mir belustigt.
Es war jetzt 12.34 Uhr. Daher hieß es für mich meine Trainingstasche schnappen und auf geht's. Ich musste bei der Hitze heute wohl oder übel laufen, da ich mit Alkohol im Blut kein Motorrad mehr fahren durfte. Trotzdem war es mir das definitiv Wert gewesen. Ich fühle mich so frei und unbeschwert, echt klasse.
Ich schaute auf meine Uhr , 12.55 Uhr und der Teufelstopf war bereits in meinem Blickfeld. Ein paar Minuten würde ich zu spät kommen, aber was solls. Wenigstens bin ich da, ja?
Schmunzelnd lief ich auf die anderen zu und schon von weitem konnte ich mit viel Anstrengung erkennen, dass wir alle vollzählig waren. Schlagartig änderte sich mein Gemütszustand. Würde meine Sicht nicht immer verschwimmen und meine Beine auch auf mich hören, dann würde ich sofort wieder umdrehen und gehen, aber so richtig funktionieren wollte das nicht.
Demzufolge blieb mir nichts anderes übrig als mich meinen Schicksal zu ergeben. Wie theatralisch.
Als die anderen mich erblickten winkten sie mir aufgeregt und freudig zu. Okey Fiona, versuch dich so normal wie möglich zu verhalten. Keiner darf merken das du die halbe Wodka Flasche alleine getrunken hast.
"Hey Fiona, schön das du jetzt auch endlich mal da bist." drangen Leon's Worte an mein Ohr. Den ironischen Unterton in seiner Stimme überhörte ich dabei nicht.
"Jaja, komme gleich!" war meine Antwort darauf. Nur mit großer Mühr konnte ich ein Nuscheln unterdrücken. Das würde sicherlich noch richtig lustig werden oder ganz viel Ärger geben, denn durch den Alkohol war ich nicht mehr Herr meiner Sinne.Ich pfefferte meine Tasche in die Ecke, drehte mich um und stolperte über meine eigenen Beine. Toll. Das mit dem normal benehmen funktioniert schon mal super, dachte ich mir belustigt.
Das einzig gute war, dass ich nicht den Boden geküsst habe.Die anderen beobachteten mich argwöhnisch, als ich mich neben Vanessa ins Gras fallen ließ und mich auf den Rücken legte. Ich schloss die Augen und es fühlte sich an als ob ich Achterbahn fahren würde.
Ich musste Grinsen."Dir auch einen schönen guten Tag, Fiona." maulte mich Vanessa an. Anscheinend passte es ihr nicht, dass ich sie nicht begrüßt hatte. Doch das war mir in diesem Moment egal.
"Hey!" flötete ich freundlich zurück und hob meinen rechten Arm um ihr zu winken.Kurz darauf schloss ich wieder meine Augen und konnte die fragenden Blicke der anderen nicht sehen. Vanessa beobachtete mich eingehend, ihr fiel auf das mit mir etwas nicht stimmte.
Sie kam meinem Gesicht näher, um gleich darauf wieder zurückzuweichen.
Sie verzog angewidert die Nase."Fiona, warum hast du so eine krasse Fahne? Du riechst so verdammt stark nach Alkohol, wann hast du bitte getrunken und vor allem, wie viel?"
Vanessa's Worte waren in ihrer Tonlage scharf formuliert und duldeten keine Widerrede oder Verleumdung."Alkohol?" mischte sich nun auch Leon ein. "Du hast getrunken?"
Ich rollte genervt mit den Augen und richtete mich so gut es ging auf, öffnete die Augen und begann zu sprechen.
"Ohne mischt, das geht eusch nischt an. Isch trinke wann ich will, verstanden?"
Eigentlich wollte ich erns klingen, aber selbst ich musste drüber lachen. Ich hörte mich einfach nur komplett betrunken an."Ich bring dich nach Hause, jetzt sofort!"
Schrie mich Markus an. Doch er hatte die Rechnung ohne mich gemacht.
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Alles oder Nichts ☆
Romance["Alles oder Nichts" ist der zweite Teil zu "Letzte Chance".] Das Abenteuer geht weiter. Nachdem sie alle wieder vereint sind, machen sich die Wilden Kerle und Fiona auf den Weg nach Hause. Sie sind sich darüber einig, dass sie sich von den Strapaz...