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Selma war es zuwider die Tür zu öffnen und damit auch die Mauern ihrer Selbst fallen zu lassen

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Selma war es zuwider die Tür zu öffnen und damit auch die Mauern ihrer Selbst fallen zu lassen. Jemandem ihr persönliches Reich darzubieten. Doch Selma stammte von feinen Eltern und war wohl erzogen, weswegen sie mit wackeligen Knien sich der Tür näherte.

Sie nahm den Metallgriff in ihre schwitzige Hand und hoffte, dass die Person einfach gegangen war. Nach einer kurzen atemlosen Sekunde öffnete die ängstliche Frau die schwere Tür und erblickte ein ebenso ängstliches Mädchen, welches ihr behutsam entgegen lächelte.

Einen Moment blinzelte Selma und dachte sie träume. Ihr war bewusst, dass es sich um einen Menschen handeln müsse, jedoch wurde ihr das erst wirklich klar, als ein zierliches Mädchen von schätzungsweise 20 Jahren vor ihr stand.

Rötliche Haare wirrten um ihr sommersprossiges Gesicht. Volle Lippen verzogen sich zu einem Wortlaut und strahlend grüne Augen blickten Selma unschuldig an. Eine kleine Elfe kam sie besuchen. Sie war kurz davor zu schauen, ob das Wesen vor ihr spitzen Ohren hatte.

Das Mädchen sprach etwas auf Isländisch, wovon ich nur 'Unterkunft' 'Regen' und 'Guten Abend' verstand. Sie fuhr sich mit der Hand kichernd durch die lockigen, jedoch nassen Haare, in welchen sie abrupt hängen blieb und sich zu befreien versuchte.

Selma schluckte den Kloß hinunter und zwang sich ebenfalls dazu zu lächeln. Schon Ewigkeiten tat sie das nicht mehr. Das Lachen. Glücklich sein.

Die fröhliche Isländerin, welche noch immer vor der Tür stand, streckte ihr die Hand entgegen und nur sehr langsam nahm Selma diese an. Ihre Hand war warm und weich und so klein.

"Eg heiti Amalia. Og pü?" Selma musste sich sehr auf Amalias Worte konzentrieren. Nicht, weil sie heute so unkonzentriert war, sondern, da sie aus Deutschland kam und darum nicht so gut isländisch sprach. Trotz, dass sie schon seit vier Jahren hier lebte, doch wegen dem geringen Kontakt mit anderen Menschen, kamen ihre erlernten Sprachkenntnisse nicht so zu gebrauch.

"Selma. Eg heiti Selma." Die dunkelhaarige Frau wuschelte sich durch das Haar und zeigte Amalia mit einer Handgeste, dass sie hereinkommen solle. Diese nickte dankend und rieb sich die Hände aneinander.

Selma musste kurz daran denken, wie ihr erster Kontakt mit dieser eisigen Umgebung war. Sie fror abartig, doch jetzt badete sie gerne und oft in der nahen gelegenen See, welcher hohe Minusgrade aufwies. Alles eine Sache von Angewöhnung. Selma rannte hastig in das Bad und kam zurück mit einem Handtuch, welches sie der halb erfrorenen Frau reichte.

Sie wollte so gerne fragen, woher Amalia denn käme, doch ihr fiel einfach nicht das passende Wort ein, weswegen sie kurz um auf Englisch umstieg.

"Where do you come from?" Selma beobachtete neugierig die junge Frau, welche sich staunend die Bücherwand ansah. Amalia drehte sich überrascht um.

"I am from the north of Iceland. You are not from here?" Die rothaarige Schönheit setzte sich auf das Sofa, nachdem Selma sie dazu aufforderte.

Sie schüttelte den Kopf und umwickelte ihren Körper mit der Strickjacke, welche sie momentan anhatte.

"I am from Germany. I have been living here for four years." Die Fremde nickte anerkennend.

"Germany is a beautiful country. I was in Bavaria for two years. So harmoniously and naturally, but my heart beats for Iceland." Strahlend berichtete Amalia ihr davon, mit ihrem flüssigen Englisch, dabei wurde der Schwarzhaarigen ihr spitzer Eckzahn offenbart.

Selmas rechter Mundwinkel zuckte amüsiert. Wohl doch keine Elfe, sondern ein Vampir?

"Would you like some tea?" Amalia beantwortete ihre Frage mit einem herzlichen 'Ja' und sie trippelte in die Küche, um ihnen einen Tee zu zubereiten.

Selma wusste nicht wie lange Amalia vor hatte hier zu sein, doch sie hatte nichts gegen die Gesellschaft dieser Frau. Sie mochte das rothaarige Mädchen.

Mit dem Tee kam sie zurück und sah wie Amalia in ihrem Lieblingsbuch blätterte. Als sie wohl Selma kommen hörte, sah sie auf und lächelte dankend.

Nachdem sie einen Schluck des Tees nahm, flog ihr Blick zu dem Buch. "A good book?"

Automatisch musste Selma grinsen und sie konnte es sich bildlich vorstellen, wie ihre Augen anfingen zu blinken. "This book is my heart and soul."

Amalia lachte amüsiert auf, doch Selma war unbewusst klar, dass das fremde Mädchen ihr das auf das Wort glaubte.

Selma hatte das Gefühl Amalia würde sie absolut ernst nehmen. Wie verrückt klang das?

Die Mädchen unterhielten sich über alle möglichen Themen. Die Tassen wurden Schluck für Schluck gelehrt, die anfängliche Kälte verzog sich und Selma hatte das Gefühl, dass sie nach Jahren der Einsamkeit endlich eine Verbündete hatte.

Ihr Blick huschte zu der Uhr, welche in der Küche hing und fast wäre sie vom Sofa geplumpst. Schon halb zwei nachts.

"Do you want to sleep here?" Amalia sah ebenfalls auf die Uhr und daraufhin entschuldigend zu Selma.

"Sorry, we seem to have forgotten the time...only if it is right for you?" Schüchtern sah sie die Dunkelhaarige an.

Unsicher warf Selma einen Blick auf das Sofa. Es war gemütlich, doch sicherlich nicht zum Schlafen.

"You would have to sleep with me in my bed...is this a problem for you?" Amalia schüttelte hektisch den Kopf und verneinte es oftmals. Sie war dankbar, dass sie überhaupt bei Selma schlafen durfte.

Zum Glück hatte das zierliche Mädchen ihre eigenen Klamotten dabei, denn erstens wären Selmas Sachen ihr zu groß, da sie nicht so eine zerbrechliche Statur wie ihre neue Mitbewohnerin hatte und zweitens die Quantität ihrer Kleidersammlung immens niedrig war.

Sie zeigte ihr das Bad und in der Zwischenzeit räumte sie die Küche etwas auf und sah vorsichtshalber nach, ob noch Brot da war. Und zum Glück hatte sie noch Aufbackbrötchen da. Selma huschte in ihr Schlafzimmer und zog die lavendelfarbenen Vorhänge zu, um unwahrscheinliche Stalker zu vermeiden. Es war wirklich unmöglich, aber so fühlte sie sich einfach wohler.

Schnell zog sie sich das weiße Nachthemd an und wartete vor der Tür auf Amalia. Für sie hatte sie schon eine zweite Decke besorgt. Als diese in ihr Zimmer eintrat, staunte der Lockenkopf nicht schlecht.

"Wow...so amazing. I fell in love with your sleeping room." Sie lachte heiter auf und setzte sich auf die Matratze. Selma machte den ersten Schritt und legte sich auf die linke Seite des Bettes hin, weswegen Amalia es ihr nachmachte und sich ebenfalls zudeckte.

Und ohne es zu bemerken, hörte der Regen auf.

Antonym - Die Philosophie der Gegensätzlichkeit {✓} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt