PoV. Manu
Ich starrte entgeistert die Tür an. Ich konnte sie durch meinen Tränenschleier nur verschwommen wahrnehmen. Ich war unfähig zu atmen. Unfähig mich zu bewegen. Es wurde an der Klinke gerüttelt. „Manu? Bist du da? Mach auf, ich bin's" hörte ich Palles fröhliche Stimme. Zum Glück hatte ich abgeschlossen. Dass Palle mich so sah, war das letzte was ich wollte. Ich hörte wie Palle seine Tasche durchkramte. Da fiel es mir ein. Jeder von uns hatte einen Schlüssel und er hatte seinen dabei! Wie aus Reflex sprang ich auf und stürmte ins Bad. Gerade als ich die Tür hinter mir zuschlug, hörte ich Palle die Tür aufschließen, bis er sie schließlich öffnete. Ich riegelte die Badezimmer Tür schnell zu und lehnte mich dagegen. Ich schloss die Augen und versuchte ruhig zu atmen. Ich hoffte dass er mich in Ruhe lassen würde, aber gleichzeitig wünschte ich mir so sehr dass er mich in den Arm nehmen würde, wie ich es am Abend zuvor mit ihm getan hatte. Aber ich wusste tief in mir drin, dass das nicht passieren würde. Nach ein paar Sekunden hörte ich Palles Stimme wieder. „Manu...?" fing er leise an. All die Freude in seiner Stimme war verflogen und was blieb war pure Besorgnis. Wahrscheinlich hatte er mein durchnässtes Kissen gesehen. Ich blieb stumm. Ich bekam keinen Ton hinaus. „Was ist denn los?" fragte er. „Nichts" hauchte ich, kaum hörbar. Ich hoffte dass man nicht aus meiner Stimme raushörte dass ich geweint hatte, doch dieser Wunsch wurde mir nicht erfüllt. Wie immer. „Manu..." Ich hörte wie geschockt er war. „Hast du geweint...?" fragte er mit voller Besorgnis in seiner Stimme. „Nein!" rief ich. Meine Stimme klang plötzlich viel stärker. Ich war von mir selbst überrascht. „Ich kann hören und sehen dass du geweint hast..." setzte er wieder an. Ich sank zu Boden. „Habe ich nicht!" Ich spürte erneut die Tränen in meinen Augen. Alles vor mir verschwamm. Meine Augen brennten. Ich glaube ich hatte noch nie so viel auf einmal geweint. „Manu..." fing Palle erneut an. „Lass mich..." murmelte ich leise. Meine Stimme war plötzlich das genaue Gegenteil von vorher. All mein Selbstbewusstsein war weg. „Komm raus..." forderte Palle mich auf. Ich antwortete nicht. Ich bekam wieder kein Ton hinaus. Meine Kehle war wie zugeschnürt. „Bitte..." flehte er mich an. Die Besorgnis und Traurigkeit in seiner Stimme hallte in meinem Kopf nach. Wie gerne ich doch jetzt zu ihm rausrennen würde. Meine Arme um ihn schlingen, seine Wärme spüren und seinen Duft in mich aufnehmen würde. Doch das konnte ich nicht tun. Ich durfte es nicht tun. Ich würde es nie tun dürfen. Der Gedanke brachte neue Tränen in mir hervor und ich schluchzte auf. „Manu...bitte...mach auf" hörte ich Palle erneut. Seine Stimme war nichts mehr als ein hauchen. „Lass mich...bitte..." flehte ich ihn an. Wenn man seine Augen ausheulen konnte, dann hätte ich es auf jeden Fall schon lange getan. „Ich will dir doch nur helfen..." Seine Stimme war den Tränen nahe. Es brach mir das Herz ihn so traurig zu sehen bzw. zu hören. Und das auch noch wegen mir! „Geh...Ich will nicht dass du deine Zeit mit mir verschwendest..." sagte ich leise. „Wie bitte?!" rief er plötzlich durch die Tür. „Ich verschwende meine Zeit doch nicht mit dir! Du bist doch mein bester Freund!" Bester Freund. Genau da lag das Problem. Ich wollte nicht nur sein bester Freund sein. Ich wollte dass er mich liebte, so wie ich es tat. Ich wollte dass er mich in den Arm nimmt. Ich wollte seine Lippen auf meinen Spüren. Was auch immer ich mir wünschte...es würde niemals in Erfüllung gehen. Deswegen ließen mich diese zwei Worte wieder aufschluchzen. „Manu...?" fragte er leise. Ich sagte nichts. „Bitte..." hauchte er flehend. Seine Stimme machte mich schwach. Ich wischte mir schnell die Tränen aus meinem Gesicht und stand auf. Ich konnte nicht anders als die Tür aufzumachen. Sofort blickte ich in zwei wunderschöne haselnussbraune Augen. Sie sahen mich traurig an. Ich erwiderte den Blick und spürte wie mir wieder die Tränen in die Augen stiegen. Ich konnte ihn einfach nicht ansehen ohne gleich loszuheulen. Ich versuchte meinen Blick loszureißen, was ich mit viel Mühe schaffte. Ich wollte gerade an ihm vorbei gehen, doch er hielt mich an den Schultern fest. Plötzlich drückte er mich fest an sich. Er strich vorsichtig mit seinen Fingern durch meine Haare. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Schulter und musste erneut aufschluchzen. Seine Wärme tat mir gut. Ich spürte seinen ruhigen Atem an meinem Ohr. Keiner von uns sagte ein Wort. Jetzt war ich an der Position wo er gestern gewesenen war. Ich spürte wie ich müde wurde. Ich hatte kein Zeitgefühl mehr, aber ich vermutete dass es schon relativ spät war. Langsam spürte ich wie mein Atem gleichmäßiger und ruhiger wurde, bis ich schlussendlich in seinen Armen einschlief.
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Freundschaft oder Liebe? [Kürbistumor]
FanficIn seinem besten Freund verliebt zu sein, ist wohl schon kompliziert genug. Doch noch schlimmer ist es wenn dieser eine Freundin hat, die möglicherweise etwas davon ahnt. So geht es Manu. Nach jahrelangem Mobbing, ist Palle der einzige der seine Se...