Kapitel 1

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Nicht zum ersten mal hatte Dominik Deker das Gefühl, in der Hölle zu sein und wieder mal war eine Frau daran schuld.
Zweifellos sah der Tropenwald Kauaris, in dem er stand, eher nach dem Paradies aus, aber weder das üppige Grün noch die bildschönen Blüten um ihn herum konnten seine Stimmung heben.
Er empfand nichts als aufgestaute Wut und Reue und beide Gefühle musste er möglichst umgehend abstellen, wenn dieses Fotoshooting gelingen sollte.
Es war sein letzter Auftrag,  das heißt, sein letzter für Hollywood, weshalb er es kaum erwarten konnte die Sache endlich hinter sich zu bringen.
Zehn Jahre fotografierte er nun schon die Reichen, Schönen und Berühmten für  Magazine und Modezeitschrieften und hatte sich einen Namen als einer der Besten in seinem Beruf gemacht.
Ja er war erfolgreich.

Trotzdem hatte er jetzt, mit zweiunddreißig, die Launen seiner Model satt.
Er hatte keine Lust mehr, sich den unkontrollierbaren Stimmungsschwankunken von Leuten auszusetzen, die zu schnell zu reich und zu berühmt  geworden waren und keine Ahnung hatten, wie das wirkliche Leben war.
Dominik hatte eine klare Vorstellung vom wirklichen Leben und er wollte endlich mehr davon selber erleben.
Natürlich würde er immer Fotograf sein, denn dieser Beruf bedeutete ihm alles.
Er würde die Kamera nie aus der Hand legen, aber er wollte sie in Zukunft auf andere Motive richten.
Statt Menschen wollte er Pflanzen, Landschaften  und vielleicht  sogar Tiere fotografieren, alles was ihm nicht dazwischen redete oder ihm was vor machte.

Nach diesem Job würde er aufhören,  das stand für ihn fest.
Eigentlich hätte er schon längst im "Ruhestand" sein wollen,  mit dem Fotos für den Kalender tat er einem guten Freund einen Gefallen.
Zwölf Fotos für zwölf Monate voller sinnlicher Fantasien, was für Dominik im Klartext bedeutete: zwölf schwierige Shootings an zwölf unterschiedlichen Orten.

Heute war das Motiv für den März dran.
Die Crew stand bereit und das Licht war ideal, was jedoch nicht lange so bleiben würde,  denn das Donnergrollen rückte von Minute zu Minute näher heran.
Sie müssten sofort anfangen, was sie auch könnten, wenn denn endlich die Hauptperson da wäre- das Fotomodell.
Domis Geduldsfaden drohte zu reißen, als das Modell schließlich auftauchte und extra langsam den kleinen Pfad hinunter kam.
Majas Augen waren nicht zu erkennen,  weil sie diese hinter einer gewaltigen Sonnenbrille versteckte, aber wenigstens trug sie die Haare offen, wie er angeordnet hatte.

In ihrem Wickelrock und dem T-Shirt sah sie beinahe wie eine ganz normale Frau aus.
Wenn sie aber erst einmal das Kostüm trug, das Dominik in der Hand hielt, würde jeder Betrachter dahinschmelzen.
Maja hatte eine fantastische Figur, die aber leider schon in allzu vielen B-Movies und auf fragwürdigen Websites zu sehen gewesen war.
Dennoch war sie die Idealbesetzung für das Foto, das Dominik im Kopf hatte.
Er blickte sich auf der kleinen moosüberwucherten Lichtung um, die sie ausgewählt hatten.

Zwischen zwei Bäumen hatten sie eine Hängematte befestigt und dahinter bildete ein Halbkreis aus dichten Sträuchern den idealen Hintergrund.
Ein Gartenhäuschen rundete das ganze ab.
Außerhalb des Bereiches, den die Kamara erfassen würde, waren die üblichen Untersilien wie Strahler, Kabel und Reflektoren.
Leider würde ihnen die aufwendige Ausrüstung überhaupt nichts mehr nützen, wenn sie nicht bald anfingen, denn es wurde langsam nebelig.

" Jetzt wird es aber auch höchste Zeit "

Sagte Dominik, als Maja endlich bei ihm war.
Normalerweise quittierte sie solche Bemerkungen mit einem hochnäsigen Grinsen, das allen zeigen sollte, wie gleichgültig ihr die Zeitplanung anderer Leute war, doch heute blieb es aus.
Maja interessierte sich für niemanden außer für sich selbst.
Das hatte Dominik innerhalb von fünf Minuten begriffen,  als er vor einigen Jahren zum ersten und letzten mal mit ihr ausgegangen war.
Sie liebte nichts so sehr als ihr eigenes Spiegelbild und deshalb hatte sie sehr entrüstet reagiert,  als er sie kein zweites mal ausgeführen wollte.
Aber Dominik wollte auf keinen Fall noch so ein Date, bei dem sie erst zu spät kam und dann den ganzen Abend nur fordernd,  zickig und anstrengend war.

Natürlich nahm sie ihm das übel, dass er nicht mindestens ebenso begeistert war von ihr wie sie selbst.
Deshalb hatte sie bei ihren nächten Fototerminen alles drangesetzt, ihn zu provozieren und gegen seine Anweisungen zu verstoßen.
Sicher würde auch dieser Termin eine einzige Katastrophe werden.
Trotzdem war Dominik fest entschlossen,  gute Mine zum bösen Spiel zu machen, denn er hatte es Ross, seinen Assistenten und ältesten Freund versprochen.
Ihre Namen sollten beide auf dem Kalender stehen, damit Ross, wie mit dem Studio abgemacht in Zukunft viele solcher Kalenderaufträge bekam und er damit seine Karriere als Fotograf ankurbeln konnte.

Ob das Licht und das Wetter noch so lange halten würde, bis die Fotos fertig waren?

Auf Hawaii die Liebe finden.  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt