Claires Sicht:
Wann ist endlich alles vorbei? Wieso hat der Mensch heutzutage eine Lebenserwartung von 80 Jahren? Die 16 die ich hinter mir hatte reichten mir völlig. Wozu sollte ich denn noch leben? Ich hatte alles falsch gemacht, was ich hätte falsch machen können. Wirklich alles. Ich hatte meinen Freund verloren, den ich geliebt hatte und ich hatte ihm das nie richtig gesagt. Weil ich mir immer dachte er wüsste das schon. Aber ich hätte wirklich keinen Fehler gemacht, wenn ich es ihm gesagt hätte. Vielleicht wären wir dann noch zusammen. Dann hatte ich versucht mich mit einem anderen Jungen zu trösten. Ich hatte mit irgendeinem Typen auf irgendeiner Party geschlafen. Ich hatte niemandem etwas davon erzählt, weil ich mich so geschämt hatte. Ich wusste noch nicht mal mehr seinen Namen. Als nächstes hatte ich mich verliebt. Und deshalb meine beste Freundin verraten. Sie hatte mir immer beigestanden, mir zugehört, egal wie langweilig das für sie gewesen sein musste. Sie war immer da gewesen, wenn ich sie gebraucht hatte, einmal sogar um drei Uhr in der Nacht. Und sie hatte sich nie beklagt. Und wie hatte ich es ihr gedankt? Ich verunstaltete den Balkon ihres neuen Freundes. Weil ich eifersüchtig war. Anstatt mich einfach mal für sie zu freuen. Ich verdiente es überhaupt nicht auf dieser Welt zu sein. Mein Blick wanderte zu meiner Zimmertür. Dahinter war der Flur und auch die Tür zum Badezimmer. Wo mein Vater seine Herztabletten aufbewahrte. Er hatte mal einen Herzinfarkt gehabt. Pech für ihn, Glück für mich. Ich lauschte nach unten. Meine Eltern unterhielten sich, ich konnte aber nicht hören über was sie redeten. Dann kam meine Mutter die Treppe rauf. Ich hörte es an ihren Schritten. Sie ging viel leiser als mein Vater. Sie öffnete meine Zimmertür, nachdem sie kurz geklopft hatte. "Hallo Schatz. Na, wie geht's dir?" Wenn die wüsste. Sie war so verdammt verständnisvoll. Aber diese eine Sache würde sie nie verstehen. Genauso wenig wie das, was ich vorhatte. Gut dass sie es noch nicht wusste. "Dein Vatermord nochmal in die Firma, es gab einen Wasserrohrbruch und er muss sich darum kümmern. Ich werde einkaufen fahren, sonst haben wir nichts zu essen.", sie lachte leicht. "Ich bin spätestens in zwei Stunden zurück, bei Martin könnte es etwas länger dauern. Bis dann!" Sie warf mir noch einen Handkuss zu und ging. Perfekt. Ich hatte zwei Stunden. Das würde reichen. Ich hoffte nur, dass meine Mutter nichts vergaß und wieder zurück kommen musste. Ich hörte, wie die Tür ins schloss fiel. Langsam stand ich auf. Das würde mich jetzt einige Überwindung kosten, aber es musste sein. Die Welt war besser dran ohne mich. Ich ging ins Bad und öffnete die Tür zum Medikamentenschrank.
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Stalker
Teen Fiction***WIRD ÜBERARBEITET*** Stell dir vor, jede Nacht sitzt ein Junge vor deinem Fenster und beobachtet dich. Er sieht jeden deiner Schritte, jede Nacht sieht er dir beim Schlafen zu. Und dann fängt er auch noch an, dir Briefe zu schreiben, in denen er...