all the lies - verführt

8 ~ Erinnerungen an...

Erinnerungen an diesen Abend kommen hoch und drängen sich vor mein Sichtfeld.

Er weiß doch, dass ich nicht in den See gehe. Fragt er aus reiner Provokation?

„In dem See?" fragt mein Mund, obwohl ich gar nicht antworten wollte.

„Komm schon. Du kannst dich an mir festhalten und ich verspreche dir, ich werde dich nicht untergehen lassen."
Elijha's Lächeln ist zum Dahinschmelzen.

Ich soll mich also an seinem nackten Körper festhalten?
Hahaha. Das würde meine Psyche nicht mitmachen.

„Außerdem können wir für den Anfang am Ufer bleiben, wo du stehen kannst."

„Ich habe keine Badesachen." antworte ich viel zu schnell. Das riecht förmlich nach einer Ausrede, aber dennoch habe ich keine Badekleidung mehr.
Wozu auch? Ich wollte ja nie schwimmen gehen.

„Dann wirst du nackt gehen müssen."
Sein Flüstern beschert mir eine Gänsehaut.

Mit meinen Fingernägeln zwicke ich mir in den Unterarm. Er hat das gerade tatsächlich gesagt. Oha.

Doch dann fängt er zu Lachen an.
„Du kannst einfach deine Hose ausziehen, den Rest lässt du an."
schlägt er vor und nimmt sein Shirt in die Hand, um sich es vom Körper zu streifen.

HeiligeMariaMutterAllerMacadamias.
Elijah Blackwood steht oberkörperfrei vor mir und ich muss versuchen, nicht allzu sehr zu gaffen.

Ich hatte doch das mit dem gebratenen Speck zum Frühstück erzählt, der definitiv im Himmel vorkommen wird.

Dieser Kerl hier muss auf jeden Fall auch dort sein oder zumindest ein Bild von ihm.
Das würde auch ausreichen.

Bedröppelt sitze ich immer noch da und schaue zu ihm, erkunde jeden Muskel und jedes bunte Bildchen seiner braungebrannten Haut.

Ich kann nicht mit ihm baden gehen.
Ich kann einfach nicht.
Aber was soll ich bitte sagen? Dass ich meine Tage habe? Wie witzig das für mich sein würde. Absolut peinlich.

Er schaut zu mir und erwischt mich wieder beim Gaffen, doch er lächelt nur und meint: „Komm schon. Ziere dich nicht, sonst komme ich zu dir und ziehe dich persönlich aus."
Eine kleine Stimme in meinem Kopf findet dieses Angebot sehr verlockend, aber ich nicht.

An was habe ich gerade gedacht, bevor er sich ausgezogen hat? Daran, dass ich auf keinen Fall mit ihm schwimmen werde? Aaah, ich denke schon.

Schnell stehe ich mit hochrotem Kopf auf und schiebe mir meine Hose von den hellen Beinen. Mein Blick geht zu Elijah, der nur noch in Boxershorts kurz vor mir steht. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er zu mir gelaufen ist.

Sofort verschnellert sich mein Herzschlag, meine Haut scheint zu verbrennen und meine Atmung verkompliziert sich.

Elijah Blackwood ist ein Gott.

Der einzige Gott, an den ich glauben würde und die einzige Religion, der ich angehören würde.
Die Endfassung einer Perfektion.
Das Beste vom Besten.

Grinsend kommt er mir näher und hält mir seine Hand entgegen, die ich einfach nur anstarre.
Zögernd reiche ich ihm meine und bemerke wieder dieses Prickeln auf der Haut, wenn seine auf meine trifft.
Er umschließt meine und zieht mich hinter sich zum angenehm kühlen Wasser.

Mit den Zehenspitzen taste ich mich vor und gehe bis zu den Knien hinein, so wie immer.
Das ist immer meine Grenze. Mehr möchte ich nicht.

Doch als ich sein Gesicht sehe und sein verständnisvolles Lächeln, dass mir Mut zuspricht, möchte ich diese Grenze überschreiten und Mut beweisen.
Ich tue es nicht für ihn, sondern alleinig für mich.