10 ~ Ich bin froh

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Ich bin froh über die Unterbrechung, die meine Mutter herbeigeführt hat.
Seine drohende Stimme möchte ich für längere Zeit erstmal nicht mehr hören müssen. Ebenso seine harsche Art und sein kalter Blick.

Elijah hat sich gerade ins Bad verabschiedet und lässt mich allein im Flur zurück.
Kurz muss ich meine Synapsen ermahnen, endlich wieder zu arbeiten.
Meine Beine bringen mich in mein Zimmer und schließlich in mein angrenzendes Bad, in dem ich mein nasses Shirt und die Unterwäsche von meinem Körper streife und in die Dusche steige.
Dabei geht mir die ganze Zeit durch den Kopf, was er mir gerade sagen wollte, bevor Mutter uns gestört hat.

Elijah Blackwood befindet sich gerade nackt eine Etage unter mir.

Bilder von seinem Körper tauchen vor meinem geistigen Auge auf und wohlige Wärme verbreitet sich in meinem Körper.
Vorsichtshalber stelle ich kaltes Wasser ein, um mich abzukühlen und mich abzulenken. Am liebsten würde ich das Bad nicht mehr verlassen, solange er anwesend ist, aber noch einmal möchte ich mir keinen Ärger einhandeln und von ihm eine Standpauke anhören müssen. Dennoch lasse ich mir Zeit beim Duschen, zögere das Aufeinandertreffen ein wenig hinaus.

Ich trete danach in ein Frotteehandtuch gewickelt aus der Tür hinaus, in mein Zimmer und summe ein Lied während ich mir Kleidung aus dem begehbaren Kleiderschrank nehme.

Mit den Sachen auf dem Arm drehe ich mich um und erschrecke.

Der Songtext in meinem Kopf ist abrupt verschwunden.

An meinem Türrahmen lehnt Elijah, angezogen - Zum Glück! - und musterte mich grinsend, wie ein frecher Schuljunge.
„Lässt du mich absichtlich warten?"
Trotz seiner ruhigen, scherzhaften Stimme und seines Lächelns, bekomme ich wieder dieses Gefühl von Angst, als würde er mich jeden Moment wieder angiften. Er kann von einem Moment auf den anderen seine Laune wechseln und bereitet mir damit Unbehagen.
Deshalb schüttle ich schuldbewusst meinen Kopf.

„Nein, ich trödle nur immer gern und lasse mir Zeit beim Duschen."
Schon wieder sieht er mich in einer peinlichen Situation, halb nackt stehe ich vor ihm und fühle mich in meinen eigenen vier Wänden unwohl, schäme mich für meine leichte Unordnung und meinen Aufzug.
Das einzig Ordentliche in meinem Zimmer sind meine Bücherregale, die farblich und thematisch sortiert sind.

Das alles wird mir erst bewusst, da er sich umsieht und es scheint als ob er jedes kleinste Detail in sich aufnimmt, während ich blöd mittig im Raum stehe, im Handtuch gewickelt und nicht weiß, was ich als erstes tun soll.

„Soll ich dir beim Anziehen helfen?" fragt er, nachdem er fertig ist mit seiner visuellen Erkundungstour.

„N.. Nein, ich.. Nein, danke. Ich gehe mich schnell umziehen."
ALLEIN!
Schnell drehe ich mich um und laufe zurück ins Bad, um mich endlich anzuziehen.

Was will er denn von mir?
Er soll doch endlich verschwinden.
Dieses Gefühlschaos in seiner Nähe macht mich einfach nur wahnsinnig, beziehungsweise diese verschiedenen neuartigen Gefühle, die ich bei seiner Anwesenheit empfinde, sind komplettes Neuland für mich und ich kann sie einfach nicht einordnen.

Ich trete an die Tür und muss kurz durchatmen. Nervosität fließt durch meine Adern.
Mein Benehmen ist dem eines kleinen Kindes gleichzusetzen, welches sich vor der Standpauke der Eltern versteckt. Nur dass mir das eher gefallen würde, als dieser Mann in meinem Zimmer und sein plötzlich auftretender Zorn.

- Du schaffst das! Er wird dich nicht fressen!

Die Tür geht auf und ich sehe.. Nichts.
Nur, dass ich ihn nicht sehen kann. Verwirrt blicke ich mich um. Er befindet sich nicht mehr in meinem Zimmer.
Was soll das denn jetzt?
Fast bin ich über mein Handyladekabel gestolpert, als ich hastig auf den Gang hinaus renne und dann die Treppe hinunter laufe.

all the lies - verführtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt